Klassifizierung von Zahlensendern

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Morsesignale  M12

Bereits seit den frühen Jahren der „neuen“ Funktechnik, Anfang des 20. Jahrhunderts, werden Zahlensender beobachtet und dokumentiert. Die Klassifizierung von Zahlensendern wurde mit der wachsenden Zahl unterschiedlicher Dienste zunehmend wichtiger. Aus diesem Grund ist es notwendig, diese Sender zu ordnen, um einen besseren Überblick zu gewinnen und langfristig zu behalten. Es wurden viele Versuche einer solchen Ordnung unternommen, jedoch erwiesen sich die wenigsten langfristig als effektiv.

Anfänge

Zahlensender sollen als Führungsmittel von Truppen und Agenten bereits seit dem Ersten Weltkrieg zum Einsatz kommen. Berichte hierüber sind jedoch schwammig, da das damals noch neue Medium „Funk“ an sich nur wenigen vertraut war und sich bis dato nur wenige Funkamateure dem neuen Hobby widmeten. In diesen Anfangsjahren war die hauptsächliche Modulationsart die Morsetelegrafie. Derer waren nur ausgebildete Spezialisten mächtig sowie wenige Funkamateure. Daher gibt es fast nur mündliche und so gut wie keine schriftlichen Überlieferungen über diese Zahlensender der frühen Jahre.

Mit dem Beginn des Kalten Krieges nach 1945 und der fortschreitenden Entwicklung in der Elektrotechnik und Elektronik wurden Funkempfänger erschwinglicher. In bald jedem Wohnzimmer fand sich mindestens ein „Dampfradio“, das neben Lang- und Mittelwelle einen Teil der Kurzwelle empfangen konnte - meist zwischen dem 49- und 19-Meter-Band. Dazwischen siedelten bereits der Seefunk-, der Flugfunk- wie auch der Amateurfunkdienst. In diesen „Zwischenbändern“ tauchten schließlich immer mehr Zahlensender auf, denn der Kalte Krieg verlangte nach einem effizienten Kommunikationsmittel zur Koordinierung und Führung der Spione und Geheimagenten. Die Kurzwelle mit ihren Ausbreitungsbedingungen bot dafür die idealen Voraussetzungen: Ein Signal kann theoretisch einmal die ganze Erde umrunden und ist beim Empfänger nach wie vor verständlich. Ein Rundfunkempfänger mit Kurzwellenteil war bis in die 1990er Jahre nichts Ungewöhnliches und deutete keineswegs auf nachrichtendienstliche Tätigkeiten des Eigentümers hin.

Auf der Senderseite bedeutete diese Form der Kommunikation einen hohen Aufwand. Es mussten entsprechende Sendestellen errichtet werden und mit hohem Energieaufwand ins „Zielgebiet“ gesendet werden. Dennoch nutzten viele Nachrichtendienste die Kurzwelle, um ihre Agenten mit Nachrichten (Aufträgen, Eingangsbestätigungen und sicherlich auch persönlichen Grüßen) zu versorgen. Der „Rückweg“ lief jedoch mehrheitlich abseits der Kurzwelle über andere konspirative Wege (Tote Briefkästen, Postweg, Kuriere usw.).

Mit der weiten Verbreitung von Empfangsgeräten mit „KW“ begann bei Kurzwellen- bzw. Funkamateuren auch das Interesse an Zahlensendern. In Zeiten vor der Verbreitung des Internets gab es erste kleinere Zusammenschlüsse von „Fans“ der Zahlensendungen. Diese beschränkten sich aber zumeist auf Briefkontakte, so dass keine umfassenden Beobachtungen zusammengeführt werden konnten. Erst in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre begannen sich Newsgroups zu formieren, die ihre Zahlensender-Beobachtungen koordinierten.

Klassifizierungsmerkmale

Bei den ersten Klassifizierungsversuchen wurden die offenbarsten Charakteristiken der Zahlensender zugrunde gelegt. Hier machten sich die vielen Stunden der Kurzwellenamateure an ihren Empfängern bezahlt, denn die meisten Zahlensender waren den „Zuhörern“ so schnell geläufig. Problematisch war bei der späteren Zusammenführung der Beobachtungen, diese vielen Merkmale jeweils zu einer Kennzeichnung zusammen zu fassen. Dies fiel oft schwer, da sich mancher Zahlensenderhörer schon tief in seine eigene Klassifizierung eingearbeitet hatte und nun umdenken musste.

Die nachfolgenden Klassifizierungsmerkmale der Zahlensender wurden über die Jahre verwendet:

Ankündigungssignale

Da in den früheren Jahren, vor der Einführung von Kurzwellenempfängern mit digitaler Frequenzanzeige, die Abstimmung auf die zu erwartende Zahlensendung manuell über extrem ungenaue Skalen erfolgte, verwendeten sehr viele Zahlensender ein Ankündigungssignal. Die bekanntesten dieser Ankündigungssignale waren die „Tiroler Volksmusik“ von G01, der „Gong“ von G03 oder der gebrochene Dur-Akkord von G08:

G08-noten.png

Aber auch E16 mit seiner scheinbar wirren Tonfolge ließ sich leicht durch dieses Ankündigungssignal abstimmen. Schwieriger war die Klassifizierung jedoch immer dann, wenn solche Ankündigungssignale nicht nur für eine Sprache verwendet wurden – E12 und G12 sowie V12 nutzten beispielsweise den gemorsten Buchstaben „N“ als Abstimmhilfe bei unterschiedlicher Sprache, mit der die Zahlen verlesen wurden.

Sprache

Somit wurde die Sprache selbst ein zweites Klassifizierungsmerkmal. Für die europäischen und teilweise auch die amerikanischen Zahlensenderbeobachter waren Englisch und Deutsch am leichtesten zu identifizieren. Manche Kurzwellenamateure beherrschten auch Russisch und konnten einige der slawischen Sprachen ermitteln, bei denen die Zahlen oftmals nur leicht vom Russischen abwichen. Allerdings wurde es bei den Signalwörtern „Zyt“ (S26), „Vnimanie“ (S11) oder „Pozor“ (S10)) dann schwieriger. Unterschiedliche Dialekte erschwerten eine noch eindeutigere Klassifizierung.

Eine weitere Hürde stellten die an die bessere Verständlichkeit angepassten Aussprachen einzelner Zahlen dar. Um die Botschaften auch bei schlechten Ausbreitungsbedingungen leicht aufnehmen zu können wurde bei einigen deutschsprachigen Zahlensendern die Zahl „Zwei“ in eine „Zwo“ umgewandelt, um sie besser von der ähnlich klingenden Zahl „Drei“ unterscheiden zu können. Aus dem gleichen Grund gaben andere Sender die Ziffer „Null“ als „Zero“ („Sero“) wieder (G14, G15, G16 und G20). Eine weitere Variation der Aussprache ergibt sich bei der Zahl „Neun“: Einige Dienste (G05, G06, G07, G08 sowie G14, G15 und G16) ergänzten die Aussprache um eine Silbe, so dass sie „Neujen“ oder „Neuchen“ ausgesprochen wurde und zum Teil immer noch wird (G06). All diese Abwandlungen wurden zur Unterscheidung und Klassifizierung der Zahlensender mit berücksichtigt.

Außerdem wurde auch das Geschlecht der Sprechstimme als weiteres Merkmal für die Klassifizierung herangezogen. War es ein männlicher Sprecher, so wurde das „OM“ für den kollegialen Begriff des „Old Man“ herangezogen. Bei weiblichen Sprecherinnen kam die Bezeichnung „YL“ für die „Young Lady“ hinzu. Seit den 1970er Jahren wurde dazu noch unterschieden, ob es sich um live eingesprochene Zahlen handelte oder automatisch (synthetisch) abgespielte. Dabei bedeutete „live“ nicht gleich „live auf Sendung“ sondern gleichsam das einsprechen einer MAZ, die dann zur Sendezeit abgespielt wurde. Dabei achteten auch viele Zahlensenderhörer auf entsprechende Geräusche. Gab es eine Hintergrundkulisse, Geräusche der Bandmaschine oder Brummschleifen? Auch diese Merkmale wurden zur Klassifizierung der Zahlensender herangezogen, sofern sie regelmäßig beobachtet werden konnten.

Einige der Stimmen, vor allem die weiblichen, erhielten sogar Spitznamen. So erhielt die Stimme von G08, die auch bei G06 und G07 verwendet wurde bzw. wird, den Namen „Magdeburg Annie“, geprägt durch amerikanische Soldaten, die in Europa als Funkaufklärer dienten. Der Name „Bulgarian Betty“ wurde für eine Variante von S10 vergeben, obwohl dieser Sender aus der ehemaligen ČSSR sendete.

Morsetelegrafie

Junkers Morsetaste. Möglicherweise kam sie bei M02 zum Einsatz

Bei den gemorsten Zahlensendern waren die Merkmale zur Unterscheidung und Klassifizierung etwas einfacher – zumindest für die geübten Morsehörer. Primäres Unterscheidungsmerkmal war dabei der Umstand, ob ein Sender seine Botschaften „von Hand“, also klassisch per Morsetaste, übertrug oder ob schon automatische Morsesender verwendet wurden.

Elektromechanischer Morsegeber, bei dem der zu übermittelnde Text per Lochstreifen eingelesen und dann in Morsezeichen umgesetzt wird

Diese fanden bereits in den frühen 1970er-Jahren Verwendung bei den Zahlensendern. Allerdings waren die dazu notwendigen elektromechanischen Morsegeber noch klobig und anfällig. Erst im weiteren Verlauf jenes Jahrzehnts wurden die Apparate kleiner und leistungsfähiger. Grundsätzlich boten sie die Option für unterschiedliche „Übertragungsgeschwindigkeiten“ an („Wörter pro Minute“ - WpM), so dass bei stabilen Funklinien auch größere Geschwindigkeiten möglich waren. Vor allem russische Morsezahlensender, wie etwa M12, arbeiten heute noch mit hohen WpM-Raten (> 18 WpM).

Formate

Siehe auch: Format von Zahlensendungen für weiterführende Informationen.

Nicht alle Zahlensender arbeiten nach dem gleichen Prinzip oder Format. Die Ausgestaltung der Elemente „Ankündigung“, „Präambel“, „Nachricht“ und „Ende“ unterscheidet sich oftmals grundlegend. Dazu zählt auch die Verwendung von sogenannten „Signalwörtern“ wie „Achtung“, „Ready“ oder „Trennung“.

Die Ausgestaltung dieser vier grundlegenden Bestandteile von Zahlensendungen und vor allem wie sie verwendet wurden, waren weitere Unterscheidungsmerkmale zwischen den verschiedenen Diensten. So fanden Zahlensenderhörer heraus, dass die Verwendung der Präambel bei einigen russischsprachigen Zahlensendern denen von deutschsprachigen und gemorsten glich. Als Beispiel seien hier nur E06, G06, S06 und M14 genannt.

Durch diese identische Verwendung von Formaten konnten dann verwandtschaftliche Zuordnungen aufgetan werden, mit denen sich Zahlensender in sogenannten „Familien“ zusammenfassen ließen.

„Familien“

Siehe auch: Liste der Zahlensender für weiterführende Informationen.

Die Schaffung der Zahlensender-Familien geht auf die Bestrebungen der „old ENIGMA-group“ Mitte der 1990er Jahre zurück. Mit der Einführung der ENIGMA-Designator wurden auch gleich die dazugehörigen Familien festgelegt. Man gab den Familien als Primärmerkmal römische Zahlen und fügte gegebenenfalls noch einen Buchstaben als Suffix hinzu. Beispielsweise wurden die Sender E06, G06, S06, V06, M14 und M24 zur Familie „Ia“, die Sender E07, G07, S07, V07, M12, XPA und XPA2 zur Familie „Ib“ zusammengefasst. Die Sender des BND, G14, G15, G16, E16 und M15, fassten die ENIGMA-Experten in der Familie „VI“ zusammen.

Erste Klassifizierungen

Da die ersten Versuche einer Klassifizierung von Zahlensendern aufgrund dieser Kriterien geschahen, war sie relativ unbeweglich und starr. Sie wurden immer nur in der Sprache des jeweiligen Zahlensenderhörers erstellt und waren daher mitunter nicht „kompatibel“. Allerdings waren sie ein Anfang, mit dem man sich untereinander austauschen konnte. Denn oftmals glichen die eigenen vergebenen „Spitznamen“ denen anderer Zahlensenderhörer, trotz unterschiedlicher subjektiver Erfassung, was nicht selten zu Missverständnissen führte.

Klassifizierungsversuche durch tiNG

Bereits in den 1970er Jahren stieß tiNG, der Administrator des Internetforums UTDX.DE, mit dem Küchenradio seiner Eltern auf Zahlensender (damals G08). Fortan widmete er sich, obwohl noch nicht mal zehn Jahre alt, diesen Funkdiensten und erfasste so viele Sendungen wie möglich. Durch den Einsatz verschiedener Kurzwellenempfänger, meist kommerzielle Geräte von Grundig, Philips, Blaupunkt oder ITT, später dann spezialisierter portabler Weltempfänger, konnte tiNG immer mehr unterschiedliche Zahlensender empfangen. Schon früh begann er die Sendungen mitzuschreiben, bemerkte dann aber, dass ein einfaches Mitschreiben zwar interessant war aber bei weitem nicht ausreichte: es bedurfte einer kategorischen Sortierung der Zahlensender.

K-Nummerierung

Erste Versuche einer Kategorisierung unternahm „tiNG“ mit einer einfachen K-Kennung und fortlaufender Nummer (K für Kurzwelle). Da aber immer wieder neue Zahlensender auf immer wieder neuen Frequenzen, oftmals auf der analogen Skala dicht „nebeneinander“ von ihm entdeckt wurden, geriet dieses System mit der Vergabe von fortlaufenden Nummern bei über 100 schnell an seine Grenzen. Da die Formate der Sendungen auch immer mehr von denen der zuerst gehörten Sender G08 und G03 differierten, musste eine neue Systematik her.

Namensvergabe

Älteste noch vorhandene Mitschrift eines Zahlensenders von tiNG, nach Namen kategorisiert (LAUF 1)

Es folgte etwa um 1985 die erste Sortierung nach „Namen“ (Aliasse). Dazu wurden die Eigenarten jeder Station für die Namensgebung herangezogen. So erhielt G03 beispielsweise den Namen GONG wegen seines Ankündigungssignals. Bei G08 war der „Viertonlauf“ des Erkennungssignals der Namensgeber LAUF. Dazu wurde noch eine laufende Nummer als Suffix für die Frequenz gesetzt, wobei diese Nummerierung chronologisch erfolgte: je länger eine Frequenz bekannt war, desto niedriger der Suffix.

Diese Klassifizierung wurde von „tiNG“ bis Ende der 1990er Jahre weiter genutzt, im Laufe der Jahre aber noch verfeinert. Aus den Namen wurden zur Vereinfachung zunächst einzelne Buchstaben, die in der nachfolgenden Tabelle bereits fett geschrieben sind. Doch immer mehr neu entdeckte Zahlensender machten die Verwendung eines zweiten Buchstaben notwendig. So wurden aus dem X für E10 ein XL oder aus N ein NZ bei E07. Erst nach dem Jahrtausendwechsel und mit dem dann leider einsetzenden Verschwinden der Zahlensender von der Kurzwelle lernte „tiNG“ die Klassifizierung der ENIGMA-Gruppe kennen und verwendete diese fortan.

Hier eine Übersicht der von „tiNG“ vergebenen Namen im Vergleich zu den ersten bei ENIGMA verwendeten und den heute noch gültigen Bezeichnungen:

Legende der Tabelle
tiNG-„Name“: der von „tiNG“ vergebene Name
Abkürzung: Die aus dem Namen abgeleitete Abkürzung
Abkürzung 2: Die Erweiterung der ersten Abkürzung
ENIGMA-„Name“: Die zunächst noch bei der „old ENIGMA-Group“ verwendeten Bezeichnungen (Alias)
ENIGMA-Classifier: ENIGMA-Kürzel


tiNG-„Name“ Abkürzung Abkürzung 2 ENIGMA-„Name“ ENIGMA-Classifier
LAUF L LD Four Note Rising (Scale) G08
GONG G GD GONG / CHIMES G03
WETTER W WC German Counting G05
WEATHER E EL (ENGLISH) COUNTING / The Counting Station E05
ENGLISH MAN „E“1 EM ENGLISH MAN E06
AROFLEX X XL Phonetic E10
STRICH S ST (The) Strich G11
BUCH B BD Two Letter (Phonetic), auch DFD21 und DFC37 G14, G15, G16
MELODY M LP Lincolnshire Poacher E03
MELODY 2 M2 CP Cherry Picker E03a
ZITTER Z ZR German Lady Ending 00000 G06
NEU ZITTER N NZ German Lady Ending 000,
NUI NOICHEN
The Friday Night Fraulein
G07
ALT A SR Alte Version der SWEDISH RHPASODY2 G02
OHNE O SR SWEDISH RHAPSODY G02a
BRITISH MAN B BM ENGLISH MAN E07
MORSE R MS N N N G12
DREITON T TN Three Note Oddity G04
FOUR F EF COUNT CONTROL E14
READY A RY READY READY E01
NANCY N NA NANCY ADAM SUSAN E15
ENGLISH LADY Y EL OBLIQUE E11
SPANISH LADY P SL V02
RUSSIAN MAN R RM RUSSIAN MAN S06
ITALIAN LADY I IL vermutlich SPANISH LADY ENDS 000 000 V07

Anmerkungen:

1 = Da E bereits für E05 vergeben war entstand mit der Entdeckung von E06 die Umwandlung in eine ID aus zwei Buchstaben.
2 = Die Vergabe des Namens ALT bezieht sich auf die Stimme, nicht die Stimmlage. Tatsächlich war „tiNG“ der Zahlensender G02 bereits seit den 1970er Jahren bekannt, aber noch nicht klassifiziert worden. Aufgrund der Wiedererkennung der Stimme erfolgte die Namensvergabe.

Nachfolgende Scans aus dem Privatarchiv von tiNG belegen die zwischen 1986 und 1988 durchgeführten Versuche der Klassifizierung:

Klassifizierung durch ENIGMA

Siehe auch: ENIGMA für weiterführende Informationen.

Die European Numbers Information Gathering (and) Monitoring Association (E.N.I.G.M.A. bzw. ENIGMA, heute „old ENIGMA group“) war ein erster nachhaltig organisierter Zusammenschluss von Zahlensenderhörern in Europa. Über Briefkontakte kamen die Gründungsmitglieder Mike Gaufman und Chris Midgely sowie „Mike of Kent“ zunächst lose in Kontakt. Später entschied man sich dann, den ENIGMA-Newsletter dreimal im Jahr zu publizieren. Dieser wurde als Fotokopie vervielfältigt und per Post an die Abonnenten verschickt.

Der erste Newsletter dieser Art erschien im April 1993 und umfasste gerade mal sieben Seiten. Doch erst mit Nummer sieben des Newsletters, erschienen im Januar 1995, begann man sich mit einer einfacheren aber effektiveren Klassifizierung der Zahlensender auseinander zu setzen. Dazu war in dieser Ausgabe zu lesen:

Originaltext Übersetzung

We realised some time ago that there is a need for some form of consistency in reporting Numbers stations. Until now we have used either names we have made up ourselves or names inherited from previous publications. Although the system is satisfactory for 'obvious' stations it breaks down when precise naming is required.

For example, there are various German-speaking females, and logs reporting 'German YL 5F' are often impossible to identify as these could well apply to any of several stations. 'Bulgarian Betty' is actually Czech, 'Russian Men' proliferate and who is the 'German Russian Man'?

We have already received a few complaints on these lines and feel they are fully justified, however, with only two people collating ENIGMA information the task involves an enormous amount of sifting through logs received. (Offers of help always welcome !).

The reporting of Morse Stations can be even more ambiguous, and ultimately, the accuracy of information given in ENIGMA depends largely on that of the information we receive.

First of all, we must be sure of what we are listening to, and be able to positively identify it by comparing it to formats and schedules published in ENIGMA. If we are still unsure then we may have found a new station. If so, then as much information is required as possible, not only date, time and frequency but complete details of format, preferably from beginning to end. Even message content can be useful to determine repeats and nature of the code used.

In our next issue we hope to include an article on listening and reporting techniques and also a detailed format chart which will, we hope, enable an unknown station to be verified at a glance.

AS far as naming is concerned, after much thought, we believe that the simplest method is to allocate each station its own consecutive number. To indicate between voice and morse stations a single letter prefix has been adopted :

M for Morse, G for German, E for English, S for all Slavic languages and V for all other languages e.g. French, Romanian, Spanish, Chinese etc. & X for neither morse or voice.

Occasional variant formats can be indicated by a suffix letter - A,B,C, etc. Using this system the following check-list of morse stations has been drawn up - covering not only typical numbers stations but also other suspect morse transmissions. It is already in use by certain of our contributors who find it preferable to the old system and quite easy to get used to.

Wir haben vor einiger Zeit erkannt, dass eine gewisse Konsistenz in der Berichterstattung von Nummernstationen erforderlich ist. Bis jetzt haben wir entweder Namen verwendet, die wir selbst erfunden haben oder Namen, die von früheren Veröffentlichungen übernommen wurden. Obwohl das System für „offensichtliche“ Stationen zufriedenstellend ist, bricht es zusammen, wenn eine genaue Benennung erforderlich ist.

Zum Beispiel gibt es verschiedene deutschsprachige Frauen. Und Logs, die "German YL 5F" melden, sind oft nicht zu identifizieren, da diese für mehrere Stationen passen könnten. "Bulgarian Betty" ist eigentlich tschechisch, "Russische Männer" gibt es viele und wer ist der "German Russian Man"?

Wir haben bereits einige kritische Anmerkungen zu Bezeichnungen wie eben genannt erhalten und sind der Ansicht, dass sie völlig gerechtfertigt sind. Da jedoch nur zwei Personen die an ENIGMA eingesandten Informationen zusammentragen, beinhaltet die Aufgabe eine enorme Menge an Recherchearbeit. (Hilfsangebote sind immer willkommen!).

Die Berichterstattung über Morse-Stationen kann ebenso mehrdeutig sein, denn letztlich hängt die Genauigkeit der in ENIGMA enthaltenen Informationen weitgehend von den Informationen ab, die wir erhalten.

Zuallererst müssen wir sicher sein, was wir hören, um dann in der Lage zu sein, es richtig zu identifizieren, indem wir es mit den in ENIGMA veröffentlichten Formaten und Zeitplänen vergleichen. Wenn wir uns noch nicht sicher sind, haben wir vielleicht eine neue Station gefunden. Falls dies der Fall ist, dann werden so viele Informationen wie möglich benötigt, nicht nur Datum, Zeit und Häufigkeit, sondern vollständige Einzelheiten über das Format, vorzugsweise von Anfang bis Ende. Sogar Nachrichteninhalt kann nützlich sein, um Wiederholungen und die Art des verwendeten Codes zu bestimmen.

In unserer nächsten Ausgabe hoffen wir, einen Artikel über Hör- und Log-Formate sowie eine detaillierte Formatkarte mit aufzunehmen, die es hoffentlich ermöglichen wird, eine unbekannte Station auf einen Blick zu verifizieren.

Was die Bezeichnung angeht, so glauben wir, dass nach reiflicher Überlegung die einfachste Methode darin besteht, jeder Station ihre eigene fortlaufende Nummer zuzuweisen. Um zwischen Sprach- und Morse-Stationen zu unterscheiden, würde ein einzelnes Buchstaben-Präfix verwendet:

M für Morse, G für Deutsch, E für Englisch, S für alle slawischen Sprachen und V für alle anderen Sprachen, z. Französisch, Rumänisch, Spanisch, Chinesisch usw. und X für weder Morse noch Stimme.

Mögliche Variantenformate könnten mit einem Suffix gekennzeichnet werden - A, B, C, usw. Mit diesem System haben wir die nachfolgende Check-Liste von Morse-Stationen erstellt, die nicht nur typische Zahlensender, sondern auch andere interessante Morseübertragungen abdecken. Es wird bereits von einigen unserer Mitwirkenden verwendet, die es dem alten System vorzuziehen und sich bereits recht schnell daran gewöhnt haben.

In diesem Bemühen kam eine erste Fassung der ENIGMA-Designator bzw. -Classifier zustande:

bisheriger ENIGMA-Name ENIGMA-Classifier Hinweis
2 Tone / ends 3 short dashes (zeroes) M1
AR / Morse NNN M2
Strich Equivalents M3
LO LO, Ends AR SK / Swedish Rhapsody M4
6 Figure / 2 Day Wonder M5
OLX M6
Rapid Dashes - tone sequences M7
Abbreviated CW 5F M8
Wideband F.M. M9
Rapid Dashes - Bulgarian Betty M10
3 Short Dashes (zeroes) M11
3 + 3 Short Dashes (zeroes) M12
3 Long Dashes (all slow) M13
5 Dashes (fast) M14
DEA47 M15
8BY M16
Ready Ready equivalent/ends VA or SK M17
4625 kHz Pseudo Time Signal M181
MPL M191
'V' Station M20
Pseudo Time Signal ?????? M211
4XZ M221
Odd/Even station M23
Slow Dashes M24
KKN/KRH/KWS-Series M251
'98' Station M26
BTV (YT Morse Version) M27
HEP M281
VDE M291
MG M30
FDC M311
14403 kHz - Numerous Callsigns M321
P8K M331
Counting Morse / 11 12345 M34
Ready! Ready! E01
Arabic Man or The Babbler E02
Lincolnshire Poacher E03
Cherry Ripe (Cherry Picker) E04 später E03a
(ENGLISH) COUNTING / The Counting Station E05
English Man - ends 00000 E06
English Man - ends 000 000 E07
288 and 71 E08
Magnetic Fields E09
Phonetic (alphabet) - NATO (EZI etc.) E10
Oblique E11
NNN E12
Five dashes E13
4F „control“ / „count control“ E14
Phonetic alphabet - pre-NATO (NAS etc.) E15
Two Letter E16
English lady 00000 (274 etc.) E17
Fife Free E18
Irish Man E19
Tyrolean music G01
'Swedish Rhapsody' G02
Gongs or chimes G03
Three note oddity (same voice as above) G04
German Counting G05
German Lady Ending 00000 G06
German Lady Ending 000, NUI NOICHEN
The Friday Night Fraulein
G07
Four note rising scale (same voice as above) G08
Jazz player G09
Bert Kaempfert G10
(The) Strich G11
NNN G12
Five dashes G13
DFC37/DFD21 (rising & falling 20 note scale) G14
Papa November G15
Two letter G16
German Lady on 5420 kHz G17
Eight note rising & falling scale G18
German Man 000000 (same voice as G1) G19
„Spruch“ G20
Music & Morse intro G21
„Edna Sednitzer“ (LSB) G22
2M8 „Hitler’s Birthday“ G23
Aida S01
Drums and trumpets S02
Czech words S03
Edna Sednitzer S04
OLX (earlier format - with null messages etc.) S05
Russian Man 00000 S06
Russian Man 000 000 S07
YT S08
Polish counting S09
Czech Lady (piano piece, later five notes) S10
Preska / Kreska S11
Chetta / Cherta S12 später S11a
Russian counting and announcements (2 minute duration) „UPT76“ S13
As above and of very long duration (Shield 58/South 96 etc) S14
Rapid dots (an earlier OLX) S15
OLX (present form) S16
Czech Lady „control“ - single 5F message S17
Czech Man - 3F 5F S18
Czech Man „control“ S19
Aifada S20
Russian Lady (342 etc.) S21
S22 blieb offen
„Barbara“ S23
Russian Man „D-va“ (voice very similar to S18/19) S24
Russian Man „control“ S25
„Ciocirlia“ The Skylark – Romanian V01
Spanish lady two finals V02
Spanish lady three finals (same voice as above) V03
V04 nicht vergeben
Counting - Spanish 3/2F V05
Spanish lady 00000 V06
Spanish man 000 000 V07
Eastern music (6647kHz, language unidentified) V08
Oriental language - 5738, 6280, 8036 kHz V09
Schlosst V10
V11 nicht vergeben
NNN (French) V12
New Star Broadcasting V13
Counting „control“ - Spanish V14

Anmerkungen:

1 = Keine Zahlensender im klassischen Sinne, sondern eher unter „Oddities“ einzustufen.

Diese Klassifizierung besitzt heute noch Gültigkeit (Mai 2018), bedürfte aber in Anbetracht der inzwischen bekannt gewordenen (neuen) Stationen aus Asien einer deutlichen Überarbeitung, auch vor historischem Hintergrund. Kritiker sind der Meinung, eine weitere Sprachaufteilung hätte deutlich mehr für die Aufarbeitung historischer Zahlensender leisten können. Ohne diese weitere Präzisierung fehlen die Möglichkeiten einer genaueren Kategorisierung. Hinzu kommt, dass viele Stationen in dieser Nomenklatur aufgenommen sind, die keine Zahlensender im eigentlichen Sinne sind und damit die Auflistung unnötig aufblähen (z. B. S28, M32 oder M89).

Im Zuge dieser Kategorisierung von Zahlensendern wurden dann auch die sogenannten Ton-Signale erfasst und mit dem Präfix X versehen. Dazu zählen X06, XPA und XF (Faders).

Seit etwa 2010 werden auch sogenannte „Digimodes“ erfasst, mit denen Zahlenbotschaften übermittelt werden. Allerdings konkurrieren hier Klassifizierungen von PRIYOM.ORG und NUMBERS & ODDITIES miteinander. Dadurch wird die Klassifizierung nach dem Schema der „old ENIGMA-group“ immer mehr verwässert.

Quellen

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