Sandbox:Zahlensender der DDR

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Die ehemalige DDR betrieb einige Zahlensender, die hauptsächlich in die Bundesrepublik gerichtet waren. Die bekanntesten Vertreter warn sicherlich G03 und G08.

Geheimdienste der DDR

In der DDR waren insgesamt zwei Nachrichtendienste tätig: Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS, kurz Stasi) und die Nationale Volksarmee (NVA) mit den Anteilen der militärischen

Aufklärung.

Ministerium für Staatssicherheit

Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (kurz MfS oder umgangssprachlich Stasi), auch Staatssicherheitsdienst (SSD), war der Inlands- und Auslandsgeheimdienst der DDR und zugleich

Ermittlungsbehörde (Untersuchungsorgan) für „politische Straftaten“. Das MfS war innenpolitisch vor allem ein Unterdrückungs- und Überwachungsinstrument der SED gegenüber der DDR-

Bevölkerung, das dem Machterhalt diente. Dabei setzte es als Mittel Überwachung, Einschüchterung, Terror[1][2] und die

sogenannte Zersetzung gegen Oppositionelle und Regimekritiker („feindlich-negative Personen“) ein. Die Auslandsaufklärung erfolgte durch die Hauptverwaltung Aufklärung des MfS.

Das MfS wurde am 8. Februar 1950 gegründet. Patenorganisation war unter anderem das KGB der Sowjetunion. Der Sprachgebrauch der SED, der das MfS als „Schild und Schwert der Partei“

bezeichnete, beschreibt die ihm zugedachte Funktion im politisch-ideologischen System der DDR. Die hauptamtlichen Mitarbeiter sahen sich selbst als Elite, die in der Tradition der

sowjetrussischen Geheimpolizei Tscheka die DDR unerbittlich und mit Hass gegen deren Feinde verteidigen sollte.[3]

Die Verwaltung Aufklärung wurde ebenso wie die Grenztruppen und die restliche NVA durch die Hauptabteilung I (MfS-Militärabwehr oder Verwaltung 2000) kontrolliert („abgesichert“).

Hauptverwaltung Aufklärung (MfS)

Wappen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR

Die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA, MfS-intern HV A) war der Auslandsnachrichtendienst der DDR und gehörte zum Ministerium für Staatssicherheit. Durch die Auflösung des MfS 1990 und die

anschließende Offenlegung seiner Arbeitsweise wurde die HVA zum Gegenstand eines breiten öffentlichen Interesses und intensiver Forschung (seit 1991 in Verantwortung des Bundesbeauftragten

für die Stasi-Unterlagen). Das Ende der HVA und damit das Bekanntwerden der Strukturen, Methoden und Mitarbeiter eines Nachrichtendienstes stellt einen bislang einmaligen Sonderfall in der

deutschen Geschichte dar.

Die Hauptaufgabe der HVA war die Auslandsaufklärung (Spionage), darunter die politische, Militär-, Wirtschafts- und Technologiespionage. Daneben zählten Aktionen gegen westliche

Nachrichtendienste (Gegenspionage mittels Eindringen in deren Strukturen), Sabotagevorbereitung und die Aktiven Maßnahmen (z.B. Platzierung von Artikeln in West-Zeitungen, u.a. durch

Aktivisten der Friedensbewegung) im Operationsgebiet Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin sowie einigen weiteren Ländern zu den Aufgaben der HVA.

Bekannt geworden ist in der Öffentlichkeit die Methode Romeo der DDR-Auslandsaufklärung HVA. Die Aufgabe der Romeos oder Romeoagenten bestand seit den frühen 1960er Jahren darin,

Sekretärinnen von westdeutschen Politikern durch Vortäuschung von Liebe für sich zu gewinnen (Stasi-Jargon „intim betreut“), emotional abhängig zu machen oder sogar „gezielt

nachrichtendienstlich“ zum Schein zu heiraten. Die oft ledigen und einsamen Frauen, die zuvor von ostdeutschen Experten ausgesucht wurden, gaben ohne Wissen des eigentlichen Auftraggebers

geheime Dokumente ihres Arbeitsbereiches an ihre Liebhaber weiter. Im Jargon der Stasi wurde der Begriff „Ficken fürs Vaterland“ zu einem geflügelten Wort für diese Einsätze (siehe auch

Heiratsbetrug)[1]. Teilweise wurde den Frauen die Herkunft ihrer Partner aus anderen Staaten als der DDR unter falscher Flagge vorgetäuscht.

Seit Beginn der 1980er Jahre gewann die Militärspionage der Weltsysteme zunehmend an Bedeutung. Die Sowjetunion, die SED-Führung und der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke

erwarteten von der HVA angesichts des Kalten Krieges zwischen den Supermächten wesentliche Informationen zur Früherkennung von Kriegsvorbereitungen.

Die Hauptverwaltung Aufklärung lieferte den Bruderdiensten im Ostblock – vor allem dem KGB – den Löwenanteil des Informationsaufkommens aus der Bundesrepublik Deutschland, einem wichtigen

europäischen NATO-Mitglied. Der KGB hatte seinen DDR-Hauptsitz in Berlin-Karlshorst, der sowjetische Militärgeheimdienst GRU in Potsdam-Babelsberg, darüber hinaus gab es Verbindungsleute zu

jeder Bezirksverwaltung. Hinzu kamen Spionageerfolge aus dem NATO-Hauptquartier in Brüssel und einigen westeuropäischen Staaten, etwa aus Großbritannien. In den USA hingegen konnte die HVA

nie wirklich Fuß fassen, dort agierte fast nur der KGB. (Die bedeutsamen Erkenntnisse der DDR-Aufklärung etwa zur NSA stammten von deren West-Berliner Personal.)

Struktur

Abteilungen

1989 hatte die HVA 21 Abteilungen und fünf Arbeitsgruppen (AG). Daneben gab es den Stab der HVA sowie den für die Technologiespionage zuständigen Sektor Wissenschaft und

Technik (SWT) als abteilungsübergreifende Struktur.

Abteilung Auftrag Leiter Mitarbeiter
(ca.)
Unterstellung
A I BRD-Staatsapparat Oberst Bernd Fischer 100 Ralf-Peter Devaux
A II Parteien u. Organisationen der BRD Oberst Kurt Gailat 70 Ralf-Peter Devaux
A III Legalresidenturen in „dritten Ländern“ (d.h. außer BRD) Oberst Horst Machts 70 Prosetzky
A IV Militärspionage in der BRD Oberst Siegfried Milke 100 Tauchert
A V (SWT) Auswertung für den SWT Oberst Harry Herrmann 80 Vogel
A VI Operativer Reiseverkehr Oberst Helmut Reinhold 210 Geyer
A VII Auswertung und Information Oberst Werner Bierbaum 110 Werner Großmann
A VIII Operative Technik, Funk Oberst Werner Degenhardt 220 Vogel
A IX Gegenspionage im In-und Ausland und feindliche Dienste in der BRD Generalmajor Harry Schütt 190 Werner Großmann
A X Aktive Maßnahmen (Desinformation) in der BRD/West-Berlin Oberst Rolf Wagenbreth Vorlage:060 Großmann
A XI Nordamerika, US-Einrichtungen in der BRD Oberst Jürgen Rogalla Vorlage:070 Tauchert
A XII NATO und EG Oberst Klaus Rösler Vorlage:060 Tauchert
A XIII (SWT) Grundlagenforschung Oberst Siegfried Jesse Vorlage:060 Vogel
A XIV (SWT) Elektronik, Optik, EDV Oberst Horst Müller Vorlage:060 Vogel
A XV (SWT) Wehrtechnik, Maschinenbau
Referat 5, Stellv. Ltr. Matthias Warnig
Oberst Günter Ebert Vorlage:060 Vogel
A XVI Nutzung legaler Beziehungen, Koordinierung HVA-Firmen Oberst Rudolf Genschow Vorlage:040 Ralf-Peter Devaux
A XVII Grenzschleusungen Oberst Werner Wulke Vorlage:060 Geyer
A XVIII Sabotagevorbereitung Oberst Gotthold Schramm 110 Ralf-Peter Devaux
A XIX Schulung, Betreuung Oberst Harry Mittenzwei Vorlage:060 Prosetzky
A XX EDV, Rechenzentrum Oberst Peter Feuchtenberger 120 Vogel
A XXI Rückwärtige Dienste, Verwaltung, Kasse Oberst Tilo Kretzschmar 110 Geyer
AG S (Sicherheit) Innere Sicherheit der HVA Oberst Eberhard Kopprasch Vorlage:020 Großmann
AG XV/BV Anleitung der Abt. XV der MfS-Bezirksverwaltungen Oberst Manfred Ebert Vorlage:010 Geyer
AG 1/SWT Residenturkräfte SWT Oberst Gerhard Jauck Vorlage:020 Vogel
AG 3/SWT Operative Beschaffung von Rüstungsgütern Oberst Erich Gaida 20 Vogel
AG 5/SWT Nutzung offizieller Kontakte Oberst Christian Streubel Vorlage:020 Vogel
Stab der HVA Koordinierung, Grundsatz-/Führungsdokumente Generalmajor Heinz Geyer Vorlage:020 (Geyer)

Anmerkungen:

  • Bis 1988 hieß die Abt. A XVI Bereich K oder Koordinierungsstelle (KOST), die Abt. A XVII hieß AG Grenze (AG G). Die Abt. A XVIII entstand 1987 aus Teilen der damaligen

Abteilung IV des MfS.

  • Den in römischen Ziffern geschriebenen Abteilungsnummern wurde ein A (oder HV A) vorangestellt, um Verwechslungen mit den übrigen Abteilungen der

Staatssicherheit zu vermeiden. So existierten beispielsweise gleichzeitig die Abt. XII des MfS (Archiv) und die Abt. A XII der HVA (NATO/EG).

  • Nachdem etwa 1974 die HV B (Bewirtschaftung) des MfS in Verwaltung Rückwärtige Dienste umbenannt wurde, war die HVA die einzige Hauptverwaltung.



Neben dem MfS gab es auch einen weiteren Nachrichtendienst in der DDR, die Militärische Aufklärung der Nationalen Volksarmee (militärischer Aufklärungsdienst) mit Sitz in Berlin-Köpenick.


Einzelnachweise

  1. Katrin Schoelkopf, Stefan Schulz: [http://www.welt.de/print- welt/article181909/Erinnerung_an_den_Terror_der_Stasi.html Erinnerung an den Terror der Stasi]. In: Die Welt. 5. Dezember 2005.
  2. Susanne Leinemann: Stasi-Terror werktags von 9 bis 18 Uhr. In: Die Welt. 8. November 1999.