G08

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Morsesignale  M12
Eckdaten von G08
Emblem of the Stasi.svg
Emblem des Ministeriums für Staatssicherheit
(MfS) der DDR bis 1990
Family
(nach ENIGMA / E2k)
XVII
Stimme / Sprechweise Young Lady, automatisch
Spitzname / Alias „Four Note
Rising Scale“
Lauf[1]
Magdeburg Annie[2]
Modulation A3E/H3E
J3E-U (G08a)
Nationalität DDR DDR
Sprach-Derivate -keine-
Morse-Derivate M49
Status inaktiv
Erstes Log ca. 1972
Letztes Log Mai 1990
Siehe auch: Liste der Zahlensender

Der Dienst G08 war ein Zahlensender, der auch unter dem Spitznamen Four Note Rising Scale bzw. in einer frühen Ordnungsversion für Zahlensender als Lauf bekannt wurde. In westlichen Geheimdienst- bzw. DXer-Kreisen hatte die Sprechstimme dieses Senders auch den Spitznamen Magdeburg Annie. Dieser wurde nach bisherigen Erkenntnissen durch britische EloKa- und SigInt-Truppen in Westdeutschland etwa Mitte der 1960er Jahre geprägt. Dadurch wurde zunächst irrtümlich auf Burg bei Magdeburg als Standort des Senders geschlossen. Jüngste Recherchen ergaben jedoch, dass Burg nicht im Zusammenhang mit den Sendungen von G08 steht.

Heute wird G08 wie auch G06 in Nerdkreisen, in denen Zahlensendungen diskutiert werden, als "Eiserne Lady" bezeichnet[3]. Doch auch dieser Name hatte seinen Ursprung nicht bei den Zahlensenderbeobachtern, sondern stammt aus dem internen Sprachgebrauch des MfS.

G08 hatte einen festgelegten Sendeplan, der sich tagtäglich wiederholte. Es erfolgte keine Anpassung an die Jahreszeiten und die dadurch veränderten Ausbreitungsbedingungen, wie es von anderen Diensten bekannt ist. Dies legte nah, dass nur westlich an die ehemalige DDR angrenzende Länder im Fokus von G08 standen.

Rainer Rupp, Top-Agent der DDR mit dem Tarnnamen TOPAS, wurde über G08 mit Nachrichten versorgt. Rupp lieferte Dokumente mit der höchsten Geheimhaltungsstufe der NATO, Cosmic Top Secret, an das MfS. Das vielleicht wichtigste Papier war „MC 161“, in dem die NATO alle eventuellen Kenntnisse des Warschauer Paktes über die eigene Organisation zusammengefasst und bewertet hatte. Es war insofern von Bedeutung, als dass die sowjetischen Nachrichtendienste damit die Details der NATO-Strategien interpretieren konnten und somit wiederum eine gute Basis für Gegenstrategien erarbeitet werden konnte. Dieses Dokument durfte nur in einem speziellen Raum gelesen und nicht kopiert werden. Rupp gab nie preis, auf welchem Weg er es schaffte, MC 161 abzufotografieren. 1989, mit dem Ende des Ostblocks, endete auch die Spionagetätigkeit Rupps. Erst durch die Auswertung von Stasi-Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit konnte die Identität Rupps aufgedeckt werden.

Klassifizierung

G08 ist durch die ENIGMA-Gruppe aufgrund der Sprache (G = German) klassifiziert und wird der sogenannten Family XVII zugeordnet.

Betreiber

Letzter Hauptsitz der HVA im Ministeriumskomplex Berlin-Lichtenberg [4]

Heute gilt es als gesichert, dass G08 durch das Ministerium für Staatssicherheit betrieben wurde. Zuständig war die Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) des Ministeriums, die ihren Dienstsitz zuerst in der Zentrale des MfS in Berlin-Lichtenberg hatte, bis sie später an der Ecke Ruschestraße/Frankfurter Allee ihr Hauptquartier bezog. Der Operativ-Technische Sektor (OTS) war in der Roedernstraße in Berlin-Alt-Hohenschönhausen untergebracht. Die Stasi versorgte zeitweise bis zu 200 Agenten, sogenannte „Diensteinheiten“, in der Bundesrepublik über die Sendungen von G08.[5]

Bekannt ist, dass es für die Erstellung der verschlüsselten Nachrichten im MfS eine Chiffrierstelle gab.[6] Vermutlich befand sich diese Chiffrierstelle in der Stasi-Zentrale in der Normannenstraße in Berlin. Von hier aus wurden die verschlüsselten Nachrichten sendefertig per Fernschreiben an das „Objekt Kesselberg“ in Wernsdorf am südöstlichen Rand von Berlin-Köpenick geschickt.[6][7] In den 1950er und 1960er Jahren gab es dort zwei Tonstudios, in denen die Zahlensendungen auf Tonband aufgezeichnet wurden - eingesprochen durch die Frau mit dem heute gebräuchlichen Spitznamen "Madgeburg Annie", deren Stimme später auch für die Sprach-Morse-Generatoren verwendet wurde. Problematisch war damals der Umstand, dass sich unmittelbar in der Nähe des Objektes der Truppenübungsplatz „Paschenfeld“ befand. Bei Gefechtsübungen störte das Abfeuern schwerer Artiellerie die Aufzeichnungen. Daher entschied man sich für die Verwendung von zunächst semi-automatischen "Sprechmaschinen", bei denen die Zahlen und Signalwörter (Achtung!, Trennung! und Ende!) jeweils auf kurzen Tonbandstücken aufgezeichnet wurden, die dann durch Tastendruck abgespielt werden konnten. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert das Instrument Mellotron. Anfang der 1980er Jahre wurde das „Schnatterinchen“ genannte System durch den Sprach-Morse-Generator abgelöst, der von einem Z80-Mikroprozessor gesteuert wurde. Die Stimme wurde vom „Schnatterinchen“ abgegriffen, digitalisiert (PCM, 8 Bit bei 8kHz Abtastrate) und in Eproms abgelegt.

Nach intensiven Recherchen konnte schlussendlich folgendes Gelände für das „Objekt Kesselberg“ ausgemacht werden (Satellitenaufnahmen aus unterschiedlichen Jahren):

Senderstandorte

Über den Senderstandort wurde sehr lange spekuliert, da unterschiedliche Ortsnamen im Spiel waren. Aufgrund des inzwischen recht bekannten Spitznamens „Magdeburg Annie“ wurde der Sender zunächst in Burg bei Magdeburg vermutet. Dies erschien vor allem vor dem Hintergrund eindeutig, dass von hier aus auch der Deutsche Freiheitssender 904 in Richtung Bundesrepublik sendete. Dieser arbeitete zwar auf Mittelwelle, der gleichzeitige Betrieb eines Kurzwellensenders in Burg ist bislang jedoch nicht ausgeschlossen.

Zwischenzeitlich wurde vermutet, dass vom Senderstandort Nauen in Richtung Mittel- und Westeuropa gesendet wurde. Dieser Standort konnte für G08 nicht bestätigt werden, möglicherweise aber für M49, auch wenn hier der schlussendliche Nachweis noch fehlt (Stand Juli 2018).

Inzwischen ist bekannt, dass die ersten Sendungen des MfS noch aus Berlin-Schöneiche (Kurze Straße 11) erfolgten.[6] So zumindest schreibt es Detlev Vreisleben in einem Artikel für die Zeitschrift Radio-Kurier - weltweit hören, Ausgabe 12/2011. Bei dem Gebäude handelt es sich um die ehemalige Reichsparteischule der KPD. Der erste Sender dort hatte eine Leistung von 800 Watt.[8] Ab etwa Ende 1961 kamen die Sendungen aus Zeesen.[6][9][10][11] Zeesen liegt in Brandenburg und ist heute ein Ortsteil von Königs Wusterhausen. Der Sender befand sich in der August-Bebel-Straße, am westlichen Rand der Gemeinde. Ursprünglich plante die Deutsche Post der DDR auf dem Gelände die Errichtung einer Rundfunk-Sendestelle für Kurzwelle. Dieser Plan wurden 1958 gefasst, jedoch knapp ein Jahr später durch das Ministerium für Staatssicherheit durchkreuzt. Bis 1960 errichtete das MfS auf dem Gelände seinen wichtigsten Kurzwellensender.

Von Zeesen aus wurde lediglich gesendet. Die Sendungen selbst wurden im „Objekt Kesselberg“ aufbereitet, per Richtfunk nach Zeesen eingespeist und von dort aus über die in den Westen gerichteten Antennen abgestrahlt. Sollte der Strom des öffentlichen Versorgungsnetzes zusammenbrechen, standen auf dem Gelände sechs Stromaggregate mit einer Gesamtleistung von 960 kVA bereit. Diese konnten die notwendige Leistung für die insgesamt 32 Kurzwellensender bereitstellen. Die Sender stammten sowohl aus DDR- wie auch sowjetischer Fertigung. Vier von ihnen brachten 25 kW Leistung und wurden mit Wasser gekühlt. Die übrigen Sender arbeiteten, luftgekühlt, im Leistungsbereich zwischen 1 und 20 kW. Eine detaillierte Beschreibung der MfS-Sendestelle findet sich auch in dem Buch 100 Jahre Funktechnik in Deutschland von Gerd Klawitter (Hrsg.).[12]

Beide Orte, Königs Wusterhausen und Zeesen, sind allgemein funkgeschichtlich interessant. Von Zeesen aus wurde in den Jahren 1929 bis 1945 der Weltrundfunksender ausgestrahlt. Außerdem war der von hier übertragene Deutschlandsender auf 240 kHz der damals stärkste Rundfunksender weltweit (1927). Bereits 1920 wurde in Königs Wusterhausen der erste deutsche Rundfunksender auf dem „Funkerberg“ in Betrieb genommen. Vom Sender Königs Wusterhausen aus wurde der Presserundfunk, ab 1922 der Wirtschaftsrundfunk und ab 1923 der Unterhaltungsrundfunk, also das, was man später unter Radio verstand, übertragen.

Im Jahre 1945 fielen die Anlagen in Zeesen als Reparationsleistungen an die Sowjets. Die Wiederinbetriebnahme des Deutschlandsenders nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte am 20. August 1946 in Königs Wusterhausen. Dazu wurde ein 100-kW-Langwellensender aus Restteilen aufgebaut. Dieser strahlte als Reservesender das Programm des "Deutschlandsenders" aus, das von 1971 bis 1990 unter dem Namen " Stimme der DDR" sendete. Von 1990 bis zum 31.12.1993 nannte sich das Programm "Deutschlandsender Kultur", ab dem 01.01.1994 "Deutschlandradio Berlin", ab 2005 "Deutschlandradio Kultur", und seit 2017 "Deutschlandfunk Kultur".

Neben Zeesen hatte die HV A des MfS auch die Möglichkeit Sendezeit bei der Funkstelle in Nauen zu nutzen.[13] Dies wurde jedoch ausschließlich für das Morse-Derivat von G08, M49, in Anspruch genommen, da dieser Sender für das außereuropäische Ausland zuständig war.[6]

Nach dem Fall der Mauer wurde das Gelände in Zeesen mitsamt der dort vorhandenen Technik an die Deutsche Telekom übergeben. Hierzu gibt es derzeit Bemühungen, entsprechende Dokumente von der Telekom zu erhalten.

Geschichte

G08 gilt als ältester Zahlensender der DDR und soll bereits in den 1950er Jahren auf Sendung gewesen sein. Logs zu diesen Ausstrahlungen gibt es nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr. Lediglich die im Zuge der Aufarbeitung der DDR-Geschichte aufgetauchten und veröffentlichten Dokumente belegen entsprechenden Funkbetrieb seit dieser Zeit. Zudem geht Detlev Vreisleben in seinem Artikel für den Radio-Kurier auf diesen Zeitraum ein.[6]

Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 und der späteren Erstürmung mehrerer Einrichtungen der Stasi vollzog sich auch ein radikaler Wandel im DDR-Geheimdienst, der schlussendlich zu dessen vollständiger Auflösung führte. So soll die nachrichtendienstliche Tätigkeit der HV A mit dem 24. Februar 1990 komplett eingestellt gewesen sein. Dazu heißt es im Abschlussbericht über die Auflösung der ehemaligen HVA, den der vormalige Oberst und Leiter der Abt. A I, Bernd Fischer, als Chef der Gruppe zur Auflösung der HVA dem AfNS-Auflösungsbeauftragten Günther Eichhorn Ende Juni 1990 übergab:

"Die nachrichtendienstliche Tätigkeit der Hauptverwaltung Aufklärung ist seit dem 24. Februar 1990 vollständig eingestellt. In den meisten Positionen, v. a. in der BRD, erfolgte dies schon wesentlich früher (teilweise Ende 1989). Einzelaktionen zur Abwicklung und Absicherung der Beendigung der nachrichtendienstlichen Tätigkeit sowie zur Regelung humanitärer Fragen erfolgen in Ausnahmen noch bis Ende Juni 1990. Dabei wurden und werden keine Aufträge erteilt. Die dazu noch erforderlichen stark reduzierten Agenturfunksendungen wurden am 31. 5. 1990 beendet."[14]

Dies würde bedeuten, dass die letzte Sendung von G08 tatsächlich am 31. Mai 1990 ausgestrahlt wurde. Zu welcher Uhrzeit und auf welcher Frequenz ist nicht bekannt.

Erstes Log

Erste heute noch nachvollziehbare Logs stammen aus den späten 1960er bzw. frühen 1970er Jahren.

Letztes Log

Das letzte nachvollziehbare Log ist datiert auf den 9. Mai 1990.

Format

Sendeformat von G08 Siehe auch Format von Zahlensendungen
Ankündigungssignal Präambel Nachricht Ende der Übertragung
Vierton DUR-Akkord,
fünf Minuten vor der
Sendung beginnend.1)
Bei G08b anstelle der vier Töne
sogenannte „Rapid Dots“.
( · · · · · · · · · )
Mit Message
    Einleitung Message Wiederholung Ende  
a1a1a1a1a1-tt
a2a2a2a2a2-tt
a3a3a3a3a3-tt
...
axaxaxaxax-tt
Wiederholung 2)
1. „Achtung!“ a1a1a1a1a1 - gg
„Achtung!“ a1a1a1a1a1 - gg
FFFFF entfällt
2. „Achtung!“ a2a2a2a2a2 - gg
„Achtung!“ a2a2a2a2a2 - gg
FFFFF entfällt
3. „Achtung!“ a3a3a3a3a3 - gg
„Achtung!“ a3a3a3a3a3 - gg
FFFFF entfällt „Ende!“3)
Mitschrift einer G08-Sendung vom 21. März 1986, 0800 utc

Anmerkungen:
1) = Die Verwendung des Ankündigungssignals veränderte sich Mitte der 1980er Jahre.

Bis etwa 1983 begann das Ankündigungssignal fünf Minuten vor der ersten Sendung und wurde nach dem Signalwort „Ende!“ bis zum Beginn der nächsten Sendung durchweg gespielt. Nach der letzten Sendung wurde der Sender jedoch nach dem Signalswort „Ende!“ unmittelbar abgeschaltet.
Nach 1983 begann das Ankündigungssignal bei jeder Sendung erst fünf Minuten vor Begin. Offenbar wollte man Energie sparen, denn die dauernde Ausstrahlung des Ankündigungssignals zwischen zwei Sendungen bedeutete den Dauerbetrieb des jeweiligen Senders.

2) = Die Präambel wurde ungefähr vier Minuten und vierzig Sekunden lang wiederholt. Dann folgte eine längere Pause bis nahezu exakt h+05.
3) = G08 versorgte mit jeder Sendung grundsätzlich mehr als drei Agenten. Es wurden Sendungen aufgenommen, in denen bis zu zwölf Agenten ihre Botschaften über G08 erhielten.

Sprache und Stimme

Die Stimme von G08, G02 (Zweitstimme), G21, G07 und heute noch G06

Zu Beginn der Sendungen von G08 fand eine Live-Sprecherin Verwendung, welche die Zahlenkolonnen zur Aufzeichnung vorlas.[6][15] Diese Aufzeichnung wurde dann zur entsprechenden Programmzeit gesendet. Die Stimme von G08 hatte über die Jahrzehnte mindestens drei Versionen. Zwar war es immer dieselbe Sprecherin. Ende der 1960er Jahre klang sie jedoch anders als in den 1970ern. Von 1985 bis 1990 gab es dann eine neuere Version. Die Version der 70er Jahre war auch bei G21 sowie bis etwa 1987 als Zweitstimme von G02 im Einsatz. Die letzte Version wurde auch bei G07 verwendet und ist noch heute bei G06 zu hören. Die Stimme kann man als sehr weich beschreiben. Sie besitzt ein sehr warmes Klangbild und ist im Gegensatz zu G03 weniger zackig und abgehackt. Die Aussprache ist sehr deutlich, ohne dabei überdiszipliniert zu wirken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der sympathische Spitzname Magdeburg Annie auch der angenehmen Stimme geschuldet ist.

Varianten

Von G08 gibt es zwei Varianten: G08a und G08b. Dabei sind G08 und G08b nur durch das Erkennungssignal zu unterscheiden.

G08a

Zur vollen Stunde wurde mehrfach hintereinander der Buchstabe A im Morsealphabet ( · − ) gesendet. Darauf folgte eine einzelne fünfstellige Zahlengruppe, die eine Minute lang wiederholt wurde. Dann folgte wieder einige Male der gemorste Buchstabe A und eine neue fünfstellige Zahlengruppe für eine Minute.

G08a sendete nicht auf den unten im Sendeplan aufgeführten Frequenzen sondern wurde auf 6571 und 7928 kHz gehört. Zudem arbeitete G08a in Einseitenbandmodulation mit unterdrücktem Träger (J3E-U). G08 und G08b waren dagegen in A3E oder H3E auf Sendung.

G08a konnte zu jeder Stunde zwischen 0700 und 1300 utc seine Sendungen beginnen.

G08b

Im Gegensatz zum Vierton-Dur-Akkord verwendete diese Variante sogenannte "Rapid-Dots" als Erkennungssignal ( · · · · · · · · ·  usw.). Laut der Seite PRIYOM.ORG handelte es sich dabei um die gleichen "Rapid Dots" wie bei S05a.[16] Vergleicht man jedoch die "Dots" von G08b mit denen der anderen Station genau, so stellt man geringfügige Unterschiede fest.

Sendeplan

G08 wie auch G03 arbeiteten täglich nach einem festen Sendeplan. Sendungen begannen immer zur vollen Stunde, jeweils mindestens fünf Minuten vorher durch das Vierton-Signal angekündigt. Meist endeten die Sendungen am Vormittag um h+25. Die Abendsendungen dauerten oftmals sehr viel länger und konnten, bei entsprechend umfangreicher AGL, bis h+45 andauern.

Bekannt sind vier Frequenzen[17] von G08, die wie folgt genutzt wurden:

Zeit
GZ
 3217 kHz   3820 kHz   5820 kHz   6453 kHz 
0900:
A
1000:
B
1100:
A
C
1200:
B
1300:
C
1800:
D
1900:
E
2000:
F
D
2100:
G
E
2200:
F
2300:
G

Anmerkungen: Die einzelnen Buchstaben (A, B, C, D, E, F und G) stehen für jeweils eine Programmzeit. Mit jeder dieser Programmzeiten wurden andere Agenten versorgt. Jede Programmzeit wurde einmal am Tag zeitversetzt auf einer anderen Frequenz wiederholt. Darüber hinaus gab es keine weiteren Wiederholungen.

Alle Zeitangaben bezeichnen die gesetzliche Zeit in Deutschland, da G08 den Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit und zurück mit vollzog.

Anomalien

Nach den bisherigen Recherchen konnten keine Anomalien festgestellt werden. G08 arbeitete absolut exakt und präzise, der Beginn jeder Sendung passte bis auf weniger als fünf Sekunden genau. Auch die in der Präambel angegebenen Minuten waren äußerst präzise. In nur sehr wenigen Fällen waren die Abweichungen größer als 20 Sekunden. Fehlerhafte Sendungen oder Abbrüche sind nicht bekannt.

Besonderheiten

Im Gegensatz zu vielen anderen Zahlensendern kam es bei G08 nicht vor, dass ein Agent mehr als einmal in der AGL auftauchte. Bei den Sendern des BND dagegen waren einzelne IDs immer wieder adressiert und selbst bei G03 konnte ein Agent mehrfach kurz hintereinander auftauchen.

Der Grund für diese Besonderheit liegt in der Nutzung der verwendeten Schlüssel. Die One-Time-Pads von G08 waren so angelegt, dass sich die bereits benutzten Schlüssel einfach von den Schlüsselblöcken abtrennen ließen. Die verbrauchten Fünfergruppen wurden als komplette Zeilen abgeschnitten und vernichtet. Die erste Fünfergruppe auf der nun ersten Zeile war die neue Agentennummer, unter der der Agent seine Nachrichten empfing. Das hatte den Vorteil, dass von der Gegenseite keine Statistik darüber erstellt werden konnte, welcher Agent wie häufig Anweisungen bekam. Frequenzen und Sendezeiten konnten zudem keinem Agenten zugeordnet werden.[6]

Tondokumente


G08, Ankündigungssignal von 1972, aufgenommen von Simon Mason.


G08, Mitschnitt von 1980, aufgenommen von Karl Heinz Rühl.


G08, Mitschnitt von 1987, weitere Details unbekannt.


G08, Ende einer Sendung, Mitschnitt von 1988, weitere Details unbekannt.


G08a - Ankündigungssignal gemorster Buchstabe "A", keine weiteren Details bekannt.


G08b - "Rapid Dots"-Ankündigungssignal, ca. Februar 1990, weitere Details unbekannt

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die Bezeichnung stammt aus den ersten Kategorisierungen von tiNG Mitte der 1980er Jahre.
  2. The Telegraph: Markus Wolf Artikel vom 10. November 2006 zum Tod von Markus Wolf
  3. Daniel Kähler auf absoluteradio.de: Die eiserne Lady ist on Air. Abgerufen am 24. Juni 2015
  4. Siehe bei ddr-wissen.de, Zugriff am 25. August 2008.
  5. „Der BND aus der Sicht des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR“ im Kreisboten Fürstenfeldbruck, 12.11.2014, abgerufen am 26.06.2018
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 6,7 Detlev Vreisleben in Agentenfunk und die verwendeten Verschlüsselungsverfahren Radio-Kurier - weltweit hören, Ausgabe 12/2011
  7. Hidden PLaces: Verschiedene Hinweise auf das „Objekt Kesselberg“. Abegrufen am 22. Juni 2015
  8. NVA-Forum: Arbeitsmittel im MfS. Abgerufen am 22.06.2015
  9. Roland Wiedmann: Die Diensteinheiten des MfS 1950–1989. Eine organisatorische Übersicht (MfS-Handbuch) Hg. BStU. Berlin 2012, Seite 370/371, PDF-Dokument, 3018 kB, abgerufen am 28.05.2015
  10. Die ehemalige Homepage von DM2AWD mit einer Chronik über die Sendestelle in Zeesen auf ARCHIVE.ORG, abegrufen am 31.05.2015
  11. BUNKERNETZWERK.EU / SACHSENSCHIENE.DE: Funkstendestelle Zeesen - Geschichte und Bilder abgerufen am 31. Mai 2015
  12. Gerd Klawitter (Hrsg.): 100 Jahre Funktechnik in Deutschland - Band 1 - Funksndestellen rund um Berlin. Funk Verlag Bernhard Heine e. K. Bestellbar als eBook unter http://www.funkverlag.de/100-jahre-funktechnik-in-deutschland.html
  13. Detlev Vreisleben in sigint-group.org, abgerufen am 31.05.2015
  14. Abschlussbericht über die Auflösung der ehemaligen HVA auf ddr-wissen.de, letzter Absatz auf Seite 3 ff. Abgerufen am 24.06.2015
  15. NVA-Forum: Arbeitsmittel im MfS. Abgerufen am 22.06.2015
  16. G08b auf PRIYOM.ORG
  17. NVA-Forum: Frequenzen und Modluationsarten,die Tageszeitangaben sind jedoch falsch. Abgerufen am 22. Juni 2015

Quellen

Danksagung

Unser Dank geht an OM Thorsten (Citizen5, kein Mitglied von UTDX), der einen enormen Teil der Recherchearbeit übernommen und sich mit diversen Geschichtsquellen auseinandergesetzt hat. Ein besonderer Dank geht hierbei an die Mitglieder des NVA-Forums für die freundliche Unterstützung.

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