Morsecode: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:What hath God wrought.ogg|miniatur|hochkant|Nachricht im Morsecode]]
[[Datei:Seaman send Morse code signals.jpg|miniatur|hochkant|Übermittlung von Morsecode mittels Lichtzeichen in der Seefahrt]]
 
Die '''Morsezeichen''', manchmal auch '''Morsealphabet''' oder '''Morsecode''' genannt, sind ein Verfahren zur Übermittlung von [[Buchstabe]]n, Zahlen und übrigen [[Zeichen]]. Dabei wird ein konstantes [[Signal]] ein- und ausgeschaltet. Es besteht aus drei Symbolen: ''kurzes Signal'', ''langes Signal'' und ''Pause''.
 
Der [[Code]] kann als [[Schall|Tonsignal]], als [[Funktechnik|Funksignal]], als elektrischer [[Puls (Elektrotechnik)|Puls]] mit einer [[Morsetaste]] über eine [[Telefonleitung]], [[mechanisch]] oder [[optisch]] (etwa mit blinkendem Licht) übertragen werden – oder auch mit jedem sonstigen Medium, mit dem zwei verschiedene Zustände (wie etwa ''Ton'' oder ''kein Ton'') eindeutig und in der zeitlichen Länge variierbar dargestellt werden können. Man spricht auch von Morsetelegrafie.
 
Das manchmal bei Notfällen beschriebene Morsen durch Klopfen an metallischen Verbindungen erfüllt diese Forderung daher nur bedingt, ist aber mit einiger Übung aufgrund des charakteristischen Rhythmus von Morsezeichen verständlich. Diese Hörtechnik ist abgeleitet von den „Klopfern“ aus der Anfangszeit der Telegrafentechnik, bestehend aus einem kräftigen [[Relais]] in einem akustischen Hohlspiegel, der den Klang der Morsezeichen schon vor der [[Lautsprecher#Historische Entwicklung|Erfindung des Lautsprechers]] selbst in größeren Betriebsräumen hörbar machte.
 
== Geschichte ==
[[Datei:Morsetaste hg.jpg|miniatur|Morsetaste]]
 
Nachdem [[Samuel F. B. Morse|Samuel Morse]] 1833 den ersten brauchbaren [[elektromagnetisch]]en [[Telegrafie|Schreibtelegrafen]] gebaut hatte, fand der erste Testbetrieb 1837 statt. Der verwendete Code umfasste damals nur die zehn Ziffern; die übertragenen Zahlen mussten mit Hilfe einer Tabelle in Buchstaben und Wörter übersetzt werden.
 
[[Alfred Lewis Vail]], ein Mitarbeiter Morses, entwickelte ab 1838 den ersten Code, der auch Buchstaben umfasste. Er bestand aus Zeichen von drei verschiedenen Längen und unterschiedlich langen Pausen. Dieser Code wurde ab 1844 betrieblich eingesetzt (als ''Morse Landline Code'' oder ''American Morse Code'' bei [[Vereinigte Staaten|amerikanischen]] Eisenbahnen und den Telegrafenunternehmen bis in die 1960er Jahre).
 
Die unterschiedlich langen Pausen stellten eine Unzulänglichkeit des Codes dar, so dass [[Friedrich Clemens Gerke]] ihn 1848 zur Inbetriebnahme der elektromagnetischen Telegrafenverbindung zwischen [[Hamburg]] und [[Cuxhaven]] umschrieb. Dieser Code wurde nach einigen weiteren kleinen Änderungen 1865 auf dem ''Internationalen Telegraphenkongress'' in [[Paris]] standardisiert und später mit der Einführung der [[drahtlos]]en Telegrafie als ''Internationaler Morsecode'' von der [[Internationale Fernmeldeunion|Internationalen Fernmeldeunion]] (ITU) genormt.
 
[[Datei:Morseschreiber.jpg|miniatur|Automatischer Morseschreiber]]
[[Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0316 2.jpg|miniatur|Der erste Morse-Apparat vom Jahre 1837. E. Thiel, aus: ''[[Die Gartenlaube]]'', 1898 (Heft 10, S. 316)]]
 
1909 wurde erstmals ein Seenotruf über Funk gemorst. Dieses Ereignis führte zur breiten Einführung des [[Seefunk]]s, nachdem die eher konservativen [[Reederei|Reeder]] die neue Technik zuerst abgelehnt hatten.<ref name="SpiegelDE">[http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/3522/morsen_bis_zum_untergang.html ''Morsen bis zum Untergang''.] [[einestages]]</ref><ref>[http://www.jackbinns.org/ Wireless Hero] Jack Binns</ref>
 
Der Morsecode wurde mit der Einführung von [[Fernschreiber]]n aus den Telegrafennetzen verdrängt. Im Funkbetrieb behielt er aufgrund seiner Einfachheit lange Zeit Bedeutung, bis er auch hier nach und nach durch andere Verfahren ersetzt wurde. Ein großes Einsatzfeld hatte er noch im Seefunkverkehr, bis er dort mit Einführung des weltweiten Seenot- und Sicherheitsfunksystems [[Global Maritime Distress Safety System|GMDSS]] zum 1.&nbsp;Februar 1999 seine Bedeutung verlor. Eingesetzt wird der Morsecode noch im [[Amateurfunk]], wo in Deutschland Morsekenntnisse noch bis 2003 vorgeschrieben waren, um am Funkbetrieb auf [[Kurzwelle]]nfrequenzen unterhalb 30&nbsp;[[MHz]] teilzunehmen. Ebenso findet man den Morsecode noch zu Unterrichtszwecken bei angehenden [[Fernmeldetechniker]]n.
 
Morsecodes werden heute noch in der Luft- und der Schifffahrt verwendet, um Funknavigationsanlagen (siehe [[Funkfeuer]]) zu identifizieren. Diese senden neben dem eigentlichen Navigationssignal auch ein hörbares Morsesignal aus, das aus der Drei-Buchstaben-Kennung des Funkfeuers besteht. So sendet z.&nbsp;B. das [[Drehfunkfeuer|VOR]] Barmen seine Kennung ''BAM'' ('''&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;· &nbsp; ·&nbsp;− &nbsp; −&nbsp;−&nbsp;'''). Auch in der Seeschifffahrt finden Morsecodes noch Anwendung: Radarantwortbaken antworten ebenfalls mit einem Echo, dem ihre Kennung in Morsecode aufmoduliert ist. Der [[Leuchtturm Kiel]] gibt alle 30&nbsp;Sekunden das akustische Zeichen ''KI''.
 
Im Amateurfunkdienst morsen Relaisfunkstellen noch oft ihr Rufzeichen, aber auch die Sprachausgabe einer gespeicherten Tondatei mit dem Rufzeichen ist inzwischen oft zu hören.
 
Eine weitere moderne Anwendung des Morsens ist die Steuerung von Computern durch Körperbehinderte,<ref>siehe Links zum Morsen als Computereingabe für Körperbehinderte in „[http://www.krungkuene.org/kuene/behinderung/package.html GNU / Linux accessibility package]“</ref> die damit auch computergesteuerte Amateurfunkanlagen selbständig bedienen können.
 
== Internationaler Morsecode ==
Da der Morsecode nur ein einfaches stetiges ([[Modulation (Technik)|unmoduliertes]]) Signal als Basis verwendet, benötigt er weniger [[Hardware]] zum Senden und [[Funkempfang|Empfangen]] als andere Formen der [[Funkkommunikation]], kann auch bei einem sehr ungünstigen [[Signal-Rausch-Verhältnis]] noch arbeiten und benötigt nur geringe [[Bandbreite]] und Sendeleistung. Wegen der unmodulierten Form des Funksignals sind Morsezeichen in üblichen Empfängern für [[Amplitudenmodulation|AM]] nur schwierig aufzunehmen; man muss einen Telegrafie-Überlagerer [[Schwebungssummer|BFO]] zuschalten, um einen klaren Ton zu hören.
 
=== Zeitschema und Darstellung ===
Der Code verwendet drei Symbole, die ''Punkt'' ('''&nbsp;·&nbsp;'''), ''Strich'' ('''−''') und ''Pause'' (&nbsp;&nbsp;) genannt werden, gesprochen als ''dit'', ''dah'' (oder ''doh'') und „Schweigen“. Die Länge eines ''Dit'' bestimmt die Geschwindigkeit, mit der gesendet werden kann, und ist die grundlegende Zeiteinheit. Dazu ein Beispiel:
 
'''−− −−− ·−· ··· ·    /    −·−· −−− −·· ·'''
M  O  R  S  E  (space) C    O  D  E
 
Genauer gilt Folgendes:
* Ein ''Dah'' ist dreimal so lang wie ein ''Dit''.
* Die Pause zwischen zwei gesendeten Symbolen ist ein ''Dit'' lang.
* Zwischen Buchstaben in einem Wort wird eine Pause von der Länge eines ''Dah'' (oder drei ''Dits'') eingeschoben.
* Die Länge der Pause zwischen Wörtern entspricht sieben ''Dits''.
 
Für das Beispiel „MORSE CODE“ ergibt sich dann dieses Zeitsignal
(das Zeichen = bedeutet „Signal an“, das Zeichen _ bedeutet „Signal aus“):
 
===_===___===_===_===___=_===_=___=_=_=___=_______===_=_===_=___===_===_===___===_=_=___=
  ^ ^    ^              ^                    ^
''Dah''|    |              ''Dit''                  Wortabstand
    |  Buchstabenabstand
  Symbolabstand
 
„Gesprochen“ klingt das dann so: ''dahdah dahdahdah ditdahdit dididit dit, dahditdahdit dahdahdah dahditdit dit''.
 
=== Standard-Codetabelle ===
[[Datei:Marconi 365B.jpg|miniatur|Morsetaste von [[Marconi]]]]
Hier ist eine Tabelle mit dem vollständigen Alphabet und anderen gebräuchlichen Zeichen. Es gibt im Morsealphabet keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben. Die „Null“ wird im Handschriftlichen zur Unterscheidung durchgestrichen (wie das Zeichen für Durchschnitt), um Verwechselungen mit dem Großbuchstaben „O“ zu vermeiden.
 
{|
|valign="top"|
{| class="wikitable sortable"
|+ Lateinische&nbsp;Buchstaben
|-
! Buchstabe
! Code
|-
|A || '''·&nbsp;−'''
|-
|B || '''−&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·'''
|-
|C || '''−&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;·'''
|-
|D || '''−&nbsp;·&nbsp;·'''
|-
|E || '''·'''
|-
|F || '''·&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;·'''
|-
|G || '''−&nbsp;−&nbsp;·'''
|-
|H || '''·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·'''
|-
|I || '''·&nbsp;·'''
|-
|J || '''·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;−'''
|-
|K || '''−&nbsp;·&nbsp;−'''
|-
|L || '''·&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;·'''
|-
|M || '''−&nbsp;−'''
|-
|N || '''−&nbsp;·'''
|-
|O || '''−&nbsp;−&nbsp;−'''
|-
|P || '''·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·'''
|-
|Q || '''−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;−'''
|-
|R || '''·&nbsp;−&nbsp;·'''
|-
|S || '''·&nbsp;·&nbsp;·'''
|-
|T || '''−'''
|-
|U || '''·&nbsp;·&nbsp;−'''
|-
|V || '''·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;−'''
|-
|W || '''·&nbsp;−&nbsp;−'''
|-
|X || '''−&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;−'''
|-
|Y || '''−&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−'''
|-
|Z || '''−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;·'''
|}
|valign="top"|
{| class="wikitable sortable"
|+ Ziffern
|-
! Ziffer
! Code
|-
|0 || '''− − − − −'''
|-
|1 || ''' · − − − −'''
|-
|2 || '''· · − − −'''
|-
|3 || '''· · · − −'''
|-
|4 || '''· · · · −'''
|-
|5 || '''· · · · ·'''
|-
|6 || '''− · · · ·'''
|-
|7 || '''− − · · ·'''
|-
|8 || '''− − − · ·'''
|-
|9 || '''− − − − ·'''
|}
|valign="top"|
{| class="wikitable sortable"
|+ Sonder-&nbsp;und&nbsp;Satzzeichen
|-
! Zeichen
! Code
|-
|À, Å || '''· − − · −'''
|-
|Ä || '''· − · −'''
|-
|È || '''· − · · −'''
|-
|É || '''· · − · ·'''
|-
|Ö || '''− − − ·'''
|-
|Ü || '''· · − −'''
|-
|ß || '''· · · − − · ·'''
|-
|CH || '''− − − −'''
|-
|Ñ || '''− − · − −'''
|-
|. ''(AAA)'' || '''· − · − · −'''
|-
|, ''(MIM)'' || '''− − · · − −'''
|-
|: ''(OS)''  || '''− − − · · ·'''
|-
|; ''(NNN)'' || '''− · − · − ·'''
|-
|? ''(IMI)'' || '''· · − − · ·'''
|-
| - || '''− · · · · −'''
|-
| _ ''(UK)'' || '''· · − − · −'''
|-
|( ''(KN)'' || '''− · − − ·'''
|-
|) ''(KK)'' || '''− · − − · −'''
|-
|' || '''· − − − − ·'''
|-
|= || '''− · · · −'''
|-
| + ''(AR)'' || '''· − · − ·'''
|-
|/  ''(DN)''|| '''− · · − ·'''
|-
|@ ''(AC)'' || '''· − − · − ·'''
|}
|valign="top"|
{| class="wikitable sortable"
|+ Signale
|-
! Zeichen
! Code
|-
|KA<br />''(Spruchanfang)''|| '''− · − · −'''
|-
|BT<br />''(Pause)''|| '''− · · · −'''
|-
|AR<br />''(Spruchende)''|| '''· − · − ·'''
|-
|VE<br />''(verstanden)''|| '''· · · − ·'''
|-
|SK<br />''(Verkehrsende)''|| '''· · · − · −'''
|-
|SOS<br />''(internationaler<br /> (See-)Notruf)''|| '''· · · − − − · · ·'''
|-
| ''HH<br />(Fehler; Irrung;<br />Wiederholung<br />ab letztem<br />vollständigen Wort)''|| '''· · · · · · · ·'''
|}
|}
 
Die Wahl der Codes für die verschiedenen Zeichen orientiert sich an der geschätzten Häufigkeit des Auftretens der Buchstaben in einer Nachricht. Öfter auftretende Buchstaben sollten einen kürzeren Code besitzen als seltenere, um die zu übertragenden Zeichen zu minimieren (siehe [[Entropiekodierung]]). Die folgende Tabelle eignet sich gut zur Dekodierung und zeigt die Wahl der Codes anhand der angenommenen Häufigkeit von links (häufig) nach rechts (selten).
 
{| class="wikitable" style="font-family: monospace; font-weight: bold; text-align: center;"
|-
|rowspan="8" style="background-color: #BBDDFF; width: 100px;"| T&nbsp;—
|rowspan="4" style="background-color: #BBDDFF; width: 100px;"| M&nbsp;— —
|rowspan="2" style="background-color: #BBDDFF; width: 100px;"| O&nbsp;— — —
|style="background-color: #BBDDFF; width: 100px; font-weight: normal;" | CH&nbsp;— — — —
|-
|style="background-color: #FFFFBB; font-weight: normal;"| Ö&nbsp;— — — ·
|-
|rowspan="2" style="background-color: #FFFFBB;"| G&nbsp;— — ·
|style="background-color: #BBDDFF;"| Q&nbsp;— — · —
|-
|style="background-color: #FFFFBB;"| Z&nbsp;— — · ·
|-
|rowspan="4" style="background-color: #FFFFBB;"| N&nbsp;— ·
|rowspan="2" style="background-color: #BBDDFF;"| K&nbsp;— · —
|style="background-color: #BBDDFF;"| Y&nbsp;— · — —
|-
|style="background-color: #FFFFBB;"| C&nbsp;— · — ·
|-
|rowspan="2" style="background-color: #FFFFBB;"| D&nbsp;— · ·
|style="background-color: #BBDDFF;"| X&nbsp;— · · —
|-
|style="background-color: #FFFFBB;"| B&nbsp;— · · ·
<!-- ******************************** -->
|-
|rowspan="8" style="background-color: #FFFFBB;"| E&nbsp;·
|rowspan="4" style="background-color: #BBDDFF;"| A&nbsp;· —
|rowspan="2" style="background-color: #BBDDFF;"| W&nbsp;· — —
|style="background-color: #BBDDFF;" | J&nbsp;· — — —
|-
|style="background-color: #FFFFBB;" | P&nbsp;· — — ·
|-
|rowspan="2" style="background-color: #FFFFBB;"| R&nbsp;· — ·
|style="background-color: #BBDDFF; font-weight: normal;"| Ä&nbsp;· — · —
|-
|style="background-color: #FFFFBB;" | L&nbsp;· — · ·
|-
|rowspan="4" style="background-color: #FFFFBB;"| I&nbsp;· ·
|rowspan="2" style="background-color: #BBDDFF;"| U&nbsp;· · —
|style="background-color: #BBDDFF; font-weight: normal;"| Ü&nbsp;· · — —
|-
|style="background-color: #FFFFBB;"| F&nbsp;· · — ·
|-
|rowspan="2" style="background-color: #FFFFBB;" | S&nbsp;· · ·
|style="background-color: #BBDDFF;"| V&nbsp;· · · —
|-
|style="background-color: #FFFFBB;"| H&nbsp;· · · ·
|}
 
=== SOS ===
[[Datei:SOS.svg|miniatur|Morsezeichen des SOS-Signals]]
[[Datei:SOS morse code.ogg|miniatur|SOS-Signal]]
 
Im April 1904 wurde bei der deutschen Kriegsmarine die Morsegruppe '''&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;''' als Notzeichen eingeführt; mit Wirkung vom 1. April 1905 wurde sie auch für den öffentlichen Schiffsfunk in Deutschland vorgeschrieben.<ref>Vorschrift für den Gebrauch der Funkentelegraphie im öffentlichen Verkehr, ''Amtsblatt des Reichs-Postamts,'' Berlin, 30.&nbsp;März 1905.</ref> Diese auffällige Morsegruppe war zum „Dazwischenfunken“ gemeint und sollte wie ein Sirenenton alle anderen Funkstationen zur Funkstille auffordern. Sie war daher nicht als Anruf zu senden, sondern solange zu wiederholen, bis alle anderen Stationen das Funken eingestellt haben. Danach sollte der eigentliche Notruf folgen.
 
International hatte die Firma [[Marconi]] für ihre Funker ab 1904 den Code ''[[CQD]]'' zur Einleitung von Notrufen bestimmt. Er setzt sich zusammen aus dem Code ''CQ'' für französisch<ref>Französisch war hier bestimmend als [[Weltpostverein|Weltpostsprache]].</ref> ''sécurité'' (hier: „Achtung!“) und ''D'' für ''détresse'' („Notfall“). Dieses Signal war nicht zur Unterbrechung anderer Funkstationen geeignet, sondern diente bei bestehender Stille als Anruf mit der Adresse: An alle, Notruf.
 
Zu jener Zeit konkurrierten die Funksystemehersteller und [[Duopol]]isten Marconi und [[Telefunken]] so heftig, dass es Schiffsfunkern – damals stets Angestellten der Funkgesellschaft, nicht der Reederei – nicht erlaubt war, Funkrufe von Funkstellen der Konkurrenz anzunehmen. Dies könnte sogar zur Nichtbeachtung von Notrufen geführt haben. Um diesen seerechtswidrigen Zustand zu beenden, wurde auf der Internationalen Funkkonferenz in Berlin am 3.&nbsp;Oktober 1906 beschlossen, das deutsche Notzeichen international zu übernehmen; es wurde nach der Bestätigung durch alle seefahrenden Nationen ab dem 1.&nbsp;Juli 1908 offiziell eingeführt.<ref>Bernd Januschke, Karl-Friedrich Warner: ''1900–1909. Das neue Jahrhundert''. In: ''Chronik des 20.&nbsp;Jahrhunderts'', 1983. S.&nbsp;96</ref> Das deutsche Notzeichen war einprägsam und auch für ungeübte Funker leicht aus anderen Signalen herauszuhören, setzte sich aber dennoch nur langsam durch. Der erste bekannte Seenotruf, abgesetzt am 23. Januar 1909, war CQD,<ref name="SpiegelDE" /> und auch der Erste Funker der ''[[RMS Titanic|Titanic]]'' wurde 1912 erst von seinem Kollegen auf das neue Signal hingewiesen.
 
Der SOS-Code, drei kurz, drei lang, drei kurz '''&nbsp;· · · − − − · · ·&nbsp;''' (auch als ''dididit dahdahdah dididit'' ausgesprochen), wird nicht, wie oft angenommen, als drei Einzelbuchstaben gesendet, sondern ohne Pausen zwischen diesen Buchstaben (also nicht '''&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;· &nbsp; &nbsp; −&nbsp;−&nbsp;− &nbsp; &nbsp; ·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;'''). Wie jede Erstaussendung oder unbeantwortete Aussendung ist der Anruf –&nbsp;hier also SOS&nbsp;– dreimal hintereinander zu funken (also '''&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;· &nbsp; &nbsp; ·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;· &nbsp; &nbsp; ·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;'''), um die Sendefrequenz länger zu belegen und damit die Wahrscheinlichkeit, dass der Code erkannt wird, entsprechend zu erhöhen.
 
Angebliche Bedeutungen von ''SOS'' als Abkürzung für ''Save Our Souls'' oder ''Save Our Ship'' („Rettet unsere Seelen“ oder „Rettet unser Schiff“) wurden erst später in das Signal [[Backronym|hineininterpretiert]].
 
Erstmals wurde ''SOS'' am 10.&nbsp;Juni 1909 von dem Passagierschiff [[RMS Slavonia|RMS ''Slavonia'']] gesendet, als es vor den [[Azoren]] [[Schiffbruch]] erlitt.<ref>3sat; DLR [http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kalender/272743/ dradio.de]</ref> Der Untergang der ''Titanic'' zeigte später, dass neben einem einheitlichen Signal und einer Standard-Notruf-Frequenz auch regelmäßiges Abhören dieser Frequenz notwendig ist. Dass ein Schiff in unmittelbarer Nähe nicht Hilfe leistete, wurde unter anderem darauf zurückgeführt, dass dessen Bordfunkstelle zur Unglückszeit nicht besetzt war&nbsp;– Vorschriften dafür gab es damals noch nicht. Erst auf diesen Vorfall hin wurde noch 1912 die verpflichtende „Hörwache“ rund um die Uhr eingeführt sowie die dreiminütige [[Funkstille]] auf der Anruf- und Notfrequenz 500&nbsp;kHz (jeweils ab der 15. und ab der 45. Minute nach der vollen Stunde). Mit späterer Einführung des Sprechfunks wurden für Notrufe zusätzlich das Codewort „[[Mayday (Notruf)|Mayday]]“ und entsprechende Regeln für Notfrequenz und Funkstille vereinbart.
 
{{Anker|RRR-Ruf}}
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden von den Alliierten Zusatz-Codes eingeführt, um bei Angriffen auf die Handelsschiffe die Bedrohungsarten zu unterscheiden; ein ''RRR''-Ruf bezeichnete einen Angriff durch ein Oberflächenschiff, ''SSS'' stand für eine U-Boot-Attacke.<ref>{{Literatur|Autor=Nigel West| Titel=[[Historical Dictionary of Naval Intelligence]]| Auflage=1.| Verlag=Scarecrow Press| Ort=Plymouth| Jahr=2010| ISBN=978-0-8108-6760-4}}, S.&nbsp;266</ref>
 
Mit der weltweiten Einführung des satellitengestützten Seenot-Funksystems [[Global Maritime Distress Safety System|GMDSS]] 1999 wurde das Morsesignal ''SOS'' in der kommerziellen Seefahrt endgültig abgeschafft.<ref>Antke Reemts von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)</ref>
 
=== @-Zeichen ===
Das [[At-Zeichen]] (@), auch ''Affenschwanz'' oder ''Klammeraffe'' genannt, wurde dem internationalen Morsealphabet erst im Mai 2004 von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) hinzugefügt, damit können nun auch ohne inoffizielle Umwege [[E-Mail-Adresse]]n gemorst werden. Es wird als&nbsp;A ohne Pause gefolgt von&nbsp;C gegeben ('''&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;'''). Diese zweite Aktualisierung des Morsecodes innerhalb von etwa 40 Jahren geschah anlässlich seines 160-jährigen Bestehens. In der Praxis wird jedoch weiterhin oft die bisherige Alternative, A gefolgt von&nbsp;T, benutzt<ref>[http://www.heise.de/newsticker/meldung/46611 ''Update für das Morse-Alphabet''.] heise online</ref>.<ref>[http://slashdot.org/article.pl?sid=04/02/18/2350207 ''Morse Code Enters The 21<sup>st</sup> Century''.] slashdot.org</ref>
 
Die erste Aktualisierung des Morsecodes war die notwendig gewordene Unterscheidung zwischen „Klammer auf“ und „Klammer zu“ (davor gab es nur „KK“, also '''&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;'''), die um 1960 herum eingeführt wurde. Dadurch bekam das bei Funkamateuren beliebte inoffizielle „KN“ offiziell eine andere Bedeutung.
 
=== Bedeutung der kurzen und langen Pausen ===
Es wird gelegentlich die Meinung vertreten, der Morsecode genüge nicht der [[Fano-Bedingung]]. Die Codierung für den Buchstaben E („dit“) sei auch der Beginn der Codierung für die Buchstaben A&nbsp;(„dit-dah“), F&nbsp;(„dit-dit-dah-dit“) usw. Das würde bedeuten, dass der Morsecode unbrauchbar wäre, weil man beispielsweise nicht unterscheiden könnte, ob der Buchstabe A oder die Zeichenfolge ET codiert wurde.
 
Der Morsecode verwendet jedoch Pausen unterschiedlicher Länge. Der Code jedes Zeichens wird mit einer langen Pause beendet, während die Signale, die zum Code eines Zeichens gehören, durch kurze Pausen getrennt werden. Damit lässt sich die Codierung des Buchstabens A (kurzes Signal, ''kurze'' Pause, langes Signal, lange Pause) eindeutig von der Codierung der Zeichenfolge ET (kurzes Signal, ''lange'' Pause, langes Signal, lange Pause) unterscheiden. Weil der Code jedes Zeichens mit einer langen Pause endet, innerhalb des Codes eines Zeichens aber nur kurze Pausen vorkommen, kann kein Code der Anfang eines anderen sein. Die Fano-Bedingung ist also erfüllt.
 
=== Tonbeispiele ===
{{Audio|Ndblwcolognerp.ogg|Ungerichtetes Funkfeuer (NDB) des Flughafens Köln-Bonn, AM-modulierte Kennung: ''LW''}}
 
{{Audio|Morsedemorp.ogg|Morse-Tonbeispiel}} (20 Wörter pro Minute, entspricht 100 Buchstaben pro Minute), Text und Code:
 
AAA
WIKIPEDIA DIE
FREIE ENZYKLOPAEDIE
AR
 
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=== Die individuelle „Handschrift“ ===
Jeder Tastfunker hat seine individuellen Anschläge und Geschwindigkeiten, an denen er von anderen wiedererkannt werden kann – analog zur Einzigartigkeit einer Handschrift. Diese Tatsache berücksichtigte z.&nbsp;B. die kaiserlich japanische Kriegsmarine, um die US-amerikanische [[Fernmeldeaufklärung]] beim [[Angriff auf Pearl Harbor]] auszutricksen. Die Stammfunker der wichtigsten angreifenden Kriegsschiffe wurden versetzt und nahmen von anderen Sendern aus Routinebetrieb auf.
 
== Übertragungstechnik ==
Morsezeichen werden optisch (Lichtmorsen) oder akustisch (Gehörmorsen bzw. Gehörlesen) wiedergegeben.
Beim Lichtmorsen ist u.&nbsp;a. die Trägheit der Lichtquelle bzw. der Augen ein Problem. Eine [[Glühlampe]] glüht nach dem Ausschalten noch nach, so dass die Morsezeichen am Ende „verwischen“.
Beim Morsen mit einer Rundumleuchte (z.&nbsp;B. Topplicht) muss also eine entsprechend langsame Übertragungsgeschwindigkeit gewählt werden.
Um dem entgegenzuwirken, wurden Morsescheinwerfer mit einer Blende vor der Lichtquelle entwickelt. Die Lichtquelle bleibt ständig an, wird aber durch einen Verschlussmechanismus entsprechend abgedunkelt oder geöffnet. Diese Schließklappen werden auch als Blinker bezeichnet (siehe Foto oben). Die Morsesignale werden so allerdings nicht mehr rundherum, sondern nur noch in eine bevorzugte Richtung ausgestrahlt.
 
== Betriebstechnik ==
{{Hauptartikel|Betriebstechnik (Amateurfunk)}}
 
Die ''Morseschrift'' dient zur schriftlichen Fixierung oder Darstellung von Texten, die im Morsealphabet (Morsezeichen) übermittelt werden. Am Ende eines Buchstabens wird ein Schrägstrich, am Ende eines Wortes zwei Schrägstriche, am Ende eines Satzes werden drei Schrägstriche gesetzt. Am Ende eines Absatzes stehen vier Schrägstriche.
 
=== Q-Gruppen ===
{{Hauptartikel|Q-Schlüssel}}
 
Durch die Verwendung der sogenannten Q-Gruppen ([[Q-Schlüssel]]) wird die Übertragung beschleunigt. Auch sind dadurch internationale Nachrichtenübertragungen ohne Kenntnis der jeweils anderen Sprache möglich.
 
=== CQ ===
Bei einem allgemeinen Anruf wird anstatt des Rufzeichens des Gerufenen ein „CQ“ (engl. [[Homonym]] für „seek you“, dt. „suche dich“) gegeben.
 
''Anruf (Beispiel):''
&lt; cq cq cq de dl1xyz dl1xyz dl1xyz pse k
&lt; Bedeutung: Allgemeiner Anruf von dl1xyz - bitte kommen …
 
== Übertragungsrate ==
Die Übertragungsrate beim Morsen wird in Buchstaben pro Minute (BpM) oder in Wörtern pro Minute (WpM) gemessen, wobei ein „Wort“ 5 Buchstaben entspricht. Seinen Ursprung hat die Zählung in „Wörtern“ in der Gewohnheit, der besseren Lesbarkeit wegen, die endlosen Buchstabenkolonnen chiffrierter Militärtexte in Gruppen zu 5 Buchstaben zusammenzufassen, den sogenannten Fünfergruppen. Die Frage von BpM oder WpM ist reine Geschmackssache, jedoch existiert eine Art Gewohnheit: Funkamateure in Europa z.&nbsp;B. verwenden in der Regel BpM, die in den USA WpM.
 
Da nicht alle Buchstaben gleich lang sind und beim Morsen daher unterschiedlich lange dauern, wäre die Angabe BpM allein sehr unpräzise. Zur Geschwindigkeitsmessung wurde deshalb als Referenz das Wort PARIS ausgewählt. In ihm kommen kurze wie lange Buchstaben gleichermaßen vor. In seinem Zeitbedarf bei der Übermittlung bildet das Wort PARIS ('''&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;· &nbsp; ·&nbsp;− &nbsp; ·&nbsp;−&nbsp;· &nbsp; ·&nbsp;· &nbsp; ·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;''') daher einen Mittelwert. Gibt man in einer Minute das Wort PARIS mit seinen 5 Buchstaben 12-mal, so ist die Geschwindigkeit 60&nbsp;BpM.
 
Es besteht aus 50 Dits (s.&nbsp;o., Beispiel: das&nbsp;E besteht aus zwei Dits: Punkt + Pause). Je höher die Übertragungsrate, desto kürzer die Dits. 1&nbsp;WpM entspricht 50 Dits pro Minute, folglich:
 
{| class="wikitable"
!Übertragungsrate<br />in WpM || Länge eines Dits || ~ BpM
|-
| {{0}}1 || 1200 ms || {{0}}{{0}}5
|-
| {{0}}5 || {{0}}240 ms || {{0}}25
|-
| 10 || {{0}}120 ms || {{0}}50
|-
| 20 || {{0}}{{0}}60 ms || 100
|}
 
Anfänger kommen kaum über 5&nbsp;WpM hinaus. Das liegt daran, dass Buchstaben und Zeichen nicht als Einheit wahrgenommen werden –&nbsp;vergleichbar einem Lese-Anfänger, der sich die Wortbedeutungen mühsam über den Klang einzelner Buchstaben erschließt.
 
Die Prüfungsgeschwindigkeit für Funkamateure betrug 12&nbsp;WpM. Mit viel Übung überschreitet man die 20-WpM-Marke, sehr gute Funker schaffen über 50&nbsp;WpM. Der Weltrekord beim Morsen (Mitschrift von Fünfergruppen Buchstaben) liegt bei 88&nbsp;WpM (440&nbsp;Buchstaben pro Minute), siehe [[Schnelltelegrafie]].
 
Beim Lichtmorsen (also beim Morsen mit Lichtsignalen) z.&nbsp;B. zwischen zwei Schiffen auf See beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit rund 8&nbsp;WpM (40&nbsp;BpM), bei Signälern „Blinkis“ der Bundesmarine.
Zum Vergleich: Ein Nachrichtensprecher übermittelt 100 bis 200 Wörter pro Minute, eine [[Integrated Services Digital Network|ISDN]]-Datenleitung ca.&nbsp;50.000 Wörter pro Minute.
 
== Morsen lernen ==
=== Erkennen (Decodieren) von Morsezeichen ===
 
[[Datei:Morse-Tafel.png|miniatur|Morse-Tafel]]
 
Zum Lernen der Morsezeichen benötigt der Anfänger eine alphabetische Auflistung der Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen (wie die oben dargestellte Standard-Codetabelle), der er die Punkt-Strich-Folgen (Signalfolgen) entnehmen kann, die er „geben“ muss. Als Hilfsmittel gibt es [[Morsemerkwort|Morsemerkwörter]], die jedoch allenfalls in der Anfangsphase das Lernen erleichtern.
 
Dazu kommt noch der umgekehrte Weg, nämlich das Erkennen der Morsezeichen.
Dieses Erkennen ist ein Decodieren der Morsezeichen, es ist für Funker und Lichtmorser kein Problem, weil bei ihnen das Hören bzw. Sehen und Erkennen der gesendeten Morsezeichen automatisch erfolgt, es ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Sie haben das „Hören“ und „Sehen“ geübt und gelernt.
 
Der Anfänger braucht jedoch zur Decodierung der Signal-Folge eines übertragenen Zeichens eine invers geordnete Morsetabelle. Die oben gezeigte alphabetisch geordnete Tabelle ist dafür nicht geeignet, weil bei jedem Morsezeichen das ganze Alphabet durchsucht werden muss, ob die gesuchte Signal-Folge dabei ist und zu welchem Morsezeichen sie gehört.
 
Die im Bild rechts gezeigte Morsetafel ist invers nach Signal-Folgen geordnet. Sie besteht aus zwei binären Bäumen ([[Binärbaum]]), wobei der eine die Wurzel „Punkt“ und der andere die Wurzel „Strich“ hat. Diese beiden Wurzeln befinden sich links oben in der Morse-Tafel. Der jeweilige Baum verzweigt sich über 6 bis 8 Ebenen, wobei an den Knoten die Bezeichnung des Morsezeichens steht, das von der Wurzel bis zu diesem Knoten reicht.
 
Bei der Decodierung geht man von der jeweiligen Wurzel (Punkt oder Strich) links oben aus und folgt den Verzweigungen, bis das Morsezeichen „abgearbeitet“ ist. Dort am Knoten steht dann die Bezeichnung (Buchstabe, Ziffer, Sonderzeichen).
 
=== Koch-Methode ===
Eine der effektivsten Trainingstechniken, die entwickelt worden ist, publizierte und wendete 1936 der deutsche Psychologe [[Ludwig Koch (Psychologe)|Ludwig Koch]] an. Das Grundprinzip basiert auf der Bildung von Reflexen. Man lernt die Morsezeichen direkt mit hoher Geschwindigkeit (mit mindestens 20&nbsp;WpM, gegebenenfalls mit längerem Abstand zwischen den Zeichen, also effektiv 15&nbsp;WpM). Dies verhindert die unwillkürliche Bildung von Übersetzungstabellen im Gehirn. Außerdem klingen langsamer gegebene Morsezeichen musikalisch ganz anders als schnell gegebene Morsezeichen. Zu Anfang werden erst einmal zwei Zeichen ausgesucht, die nicht ähnlich klingen, z.&nbsp;B. K und M, die man fünf Minuten mitschreibt. Hat man 90 % der zwei Zeichen richtig mitgeschrieben, hat man diese bereits dauerhaft und in Endgeschwindigkeit gelernt und nimmt dann das dritte Zeichen hinzu.<ref>Die Publikationen von Ludwig Koch sind auf einer CD der [[Arbeitsgemeinschaft Telegrafie|AGCW-DL]] zu finden.[http://www.agcw.org/ AGCW-DL Arbeitsgemeinschaft Telegrafie e.&nbsp;V.]</ref> Ein Windows-Trainingsprogramm nach der Koch-Methode „Koch CW Trainer“ hat der [[Funkamateur]] Ray Goff (G4FON) entwickelt,<ref>{{Internetquelle | url=http://www.g4fon.net/CW%20Trainer.htm | titel=Morsetrainer von G4FON | zugriff=2011-04-30}}</ref> auf der Internetseite „Learn CW Online“ besteht die Möglichkeit, einen kompletten Morsekurs im Webbrowser zu absolvieren.<ref>[http://lcwo.net/ LCWO]</ref> Alternativ können mit dem Programm Mini-Morse MP3-Dateien zum Lernen unterwegs erzeugt werden.<ref>[http://www.archive.org/details/CW-Koch archive.org]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://gerolfziegenhain.blogspot.de/2012/07/mini-morse-koch-n0hff-morse-trainer-why.html|text=mini-morse-trainer|archive-is=20121202064607}}</ref>
 
== Sonstiges ==
=== Klopfmorsen ===
In der Frühzeit der Telegraphie, vor Einsatz von Lautsprechern und Sinustongebern oder wenn die Leitungen für Tonübertragungen zu lang waren – Verstärker waren noch unbekannt –, wurden die Zeichen allein durch Drehspulausschläge bei geschlossenen oder geöffneten Kontakten identifiziert beziehungsweise bei genügend Stromfluss durch „Klopfer“, Relais an einem Klangblech, hörbar gemacht. Zwei kurz aufeinanderfolgende Knackimpulse standen dabei für einen Punkt, länger auseinanderliegende Knackimpulse für einen Strich. Diese Klopf- oder Knacktechnik war selten und wurde zum Beispiel in der amerikanischen Telegraphie eingesetzt sowie bei den ersten Versuchen mit der Transatlantikleitung. Die letzten bekannten Verwendungen fand die Technik in Überlebens-Ausbildungsprogrammen der US-Navy.
 
=== Morsen im Film ===
In vielen (Kino-)Filmen werden Morsesignale gerne verwendet, um „geheime“ Kommunikation darzustellen. Zwischen den hörbaren Zeichen und dem Inhalt, den die Darsteller aus den Zeichen ablesen, besteht jedoch meist kein Zusammenhang: Aus wenigen Morse-Buchstaben entstehen teilweise längere Nachrichten, die viele Wörter und Sätze umfassen. Oft werden im Film auch gerne Nachrichten per Morsecode als [[Klopfzeichen]] übermittelt (etwa von Zelle zu Zelle im Gefängnis). Man kann zwar nicht „lang“ oder „kurz“ klopfen, in diesem Fall zählt daher die Pause zwischen den einzelnen Klopfzeichen (siehe „Klopfmorsen“). Unterschiedliche Klopfgeräusche wären auch eine Möglichkeit oder eben gleich ein Klopfzeichen-Alphabet (z.&nbsp;B. [[Polybios-Chiffre]]).
 
=== Morsen in Fernsehen und Hörfunk ===
Einige Fernsehsendungen verwendeten Morse-Signale, oft als [[Jingle]]s, eingebettet in eine Musik. In der Nachrichtensendung ''[[heute (Fernsehsendung)|heute]]'' im [[ZDF]] wird der Morsecode für das Wort „heute“ benutzt ('''&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;· &nbsp; · &nbsp; ·&nbsp;·&nbsp;− &nbsp; − &nbsp; ·&nbsp;'''). Nach der [[ARD]]-''[[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]]'' wurde der Wetterbericht mit der Q-Gruppe „QAM“ ('''&nbsp;−&nbsp;−&nbsp;·&nbsp;− &nbsp; ·&nbsp;− &nbsp; −&nbsp;−&nbsp;''') für „Wetterbericht“ beendet. Der Titelmusik von ''[[ARD-Brennpunkt]]'' waren zusätzlich die Morsezeichen für „Brennpunkt“ unterlegt. Der [[Westdeutscher Rundfunk|Westdeutsche Rundfunk]] (WDR) verwendete über einen langen Zeitraum das gemorste Wort „Zeitzeichen“ als Vorspann der Hörfunksendung ''[[ZeitZeichen]]''. Das Hörfunkprogramm RADIO&nbsp;700 verwendet das Signal QAM zum Ende des Wetterberichts seit 2008 und der Sender ''[[SWR1]] Rheinland-Pfalz'' des [[Südwestrundfunk]]s, eingestreut im Hintergrund, wieder seit 2009 zur Kennzeichnung des Wetterberichts.
 
Eine sehr bekannte Nutzung eines Morsecodes war die Verwendung des Buchstabens V (&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;−&nbsp;) als Zeichen für „Victory“ durch die BBC im Zweiten Weltkrieg. Dies wurde später auch als Referenz an den sehr ähnlich klingenden Rhythmus des Kopfmotivs des ersten Satzes von [[5._Sinfonie_(Beethoven)#In_der_Moderne|Beethovens 5. Sinfonie]] gedeutet, war ursprünglich aber nicht beabsichtigt.<ref>David B. Dennis: ''Beethoven in German Politics, 1870-1989.'' Yale University Press, New Haven 1996, ISBN 0-300-06399-7, S. 170f ({{Google Buch|BuchID=CHZIRLA7YZ4C|Seite=170}}) nach [[5._Sinfonie_(Beethoven)#In_der_Moderne|Wikipedia-Artikel]]</ref>
 
=== Morsen und Musik ===
Auch Musiker haben den Morsecode für sich entdeckt und verstecken so Nachrichten in ihren Stücken, z.&nbsp;B. Kraftwerk.<ref>[http://www.qsl.net/dk5ke/musik.html DK5KE Morsetelegrafie - Musik mit Morsezeichen]</ref> Weitere Beispiele sind der Titel ''Lucifer'' von [[The Alan Parsons Project]] oder das Lied ''In the Name of God'' von [[Dream Theater]], dessen versteckter Morsecode erst etliche Monate nach Veröffentlichung der CD entdeckt wurde. Ein populäres Beispiel ist der Song ''YYZ'' von [[Rush]], in dem sich der zugehörige Morsecode als Rhythmus durchgängig durch den Song zieht. Auf dem Album ''[[Amarok (Album)|Amarok]]'' des Musikers [[Mike Oldfield]] findet sich ein gemorster „Abschiedsgruß“ an den Inhaber seiner bisherigen Plattenfirma: „[[Fuck]] off RB“. Mit RB ist [[Richard Branson]], der Besitzer von [[EMI Group|Virgin Records]], gemeint. In seinem Stück ''Communication'' morst der Jazz Musiker [[Slim Gaillard]] den allgemeinen Anruf „CQ“ im Refrain.
 
=== Morsen in der Science-Fiction-Literatur ===
In vielen Szenarien der [[Zukunftsliteratur]] droht ein [[Weltuntergang]], den ein Held aufzuhalten versucht. In einigen Fällen erhält er geheime oder codierte Warnungen, die aus der Zukunft kommen, so z.&nbsp;B. in dem Science-Fiction-Thriller ''[[Der Tomorrow Code]]'', in dem zwei neuseeländische Teenager per Morsecode verschlüsselte Warnungen aus der Zukunft erhalten.
 
=== Morsen vs. SMS ===
In der NBC-Fernsehreihe ''[[The Tonight Show]] with [[Jay Leno]]'' am 13. Mai 2005 gab es einen kleinen Wettbewerb, um festzustellen, ob [[SMS]]-Eingabe oder Morsen schneller ist. Hierbei traten zwei Jugendliche gegen zwei Funkamateure an. Die beiden Funkamateure, die sich seit 38 bzw. 43 Jahren damit beschäftigt hatten, waren schneller als die Jugendlichen.<ref>[http://www.metacafe.com/watch/716176/sms_vs_morse/ www.metacafe.com]</ref>
 
=== Morsen und Handy-Klingeltöne ===
Ein bekannter Morse-Klingelton ist der bei [[Nokia (Unternehmen)#Trivia|Nokia]] verwendete SMS-Ton „Spezial“ (in Lautschrift „dididit dahdah dididit“), der –&nbsp;entsprechend seinem Einsatzzweck&nbsp;– die Buchstabenfolge SMS symbolisiert. Das sollte keinesfalls mit dem Morsecode für [[Morsecode#SOS|SOS]] („dididit dahdahdah dididit“) verwechselt werden. Ein weiterer Morse-Klingelton (ebenfalls von Nokia) ist „connecting people“ als Weckersignalisierung.<ref>[http://www.nokiaport.de/index.php?pid=morsetone Nokia Töne aus Morsecodes]</ref>
 
=== Spuren auf dem Mars ===
 
Der Mars-Rover ''[[Mars Science Laboratory|Curiosity]]'' –&nbsp;gebaut von [[JPL]]&nbsp;– rollt auf Reifen, deren Profil die Morsezeichen für J, P und L in den Boden drücken.<ref>[[:Datei:Curiosity wheel pattern morse code.png|Bild des Reifens]]</ref><ref>[http://orf.at/stories/2134045/2134052/ Pressebericht] des ORF</ref> Diese besonderen Reifen sind dabei nicht nur ein Marketing-Instrument: Die Forscher der NASA nutzen die Abdrücke auf dem Marsboden, um die Funktionalität der einzelnen Räder zu beobachten. Zurückgelegte und berechnete Wegstrecken werden damit überprüft, um eventuelle Fehlfunktionen des Rovers zu identifizieren.<ref>[http://www.darc.de/aktuelles/details/article/morsespuren-auf-dem-mars/ Deutscher Amateur-Radio-Club e.&nbsp;V. zum Thema ''Morsespuren auf dem Mars'']</ref>
 
== Literatur ==
* William G. Pierpont (N0HFF): [http://www.raes.ab.ca/TASRTVersions/TASRT-German.pdf ''Die Kunst der Radiotelegrafie – Ein Handbuch rund um die Telegrafie''.] (PDF; 3,6&nbsp;MB) (Original: ''The Art & Skill of Radio-Telegraphy''.) 3.&nbsp;überarbeitete Auflage. Juli 2001 – Dieses Buch darf frei verbreitet werden (siehe Vorwort) und ist in mehreren Sprachen erhältlich.
* Rudolf Grötsch: ''Richtig morsen – Ein Leitfaden für den Morseunterricht''. 11. erweiterte Auflage. Jakob Schneider Verlag, Berlin-Tempelhof 1964.
* [[Oberkommando der Wehrmacht|OKW]]: Vorschrift H.Dv. 426, L.Dv. 407 – Anleitung für die Ausbildung im Morsen – 1941.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Morsecode}}
{{Commonscat|Morse code|Morsecode}}
* [http://www.itu.int/dms_pubrec/itu-r/rec/m/R-REC-M.1677-1-200910-I!!PDF-E.pdf Spezifikation des Morsecodes (Recommendation ITU-R M.1677-1)] (PDF; 1,4&nbsp;MB)
* [http://www.agcw.de/ AGCW-DL e.&nbsp;V.] – die größte Interessengemeinschaft von Telegrafiefreunden im deutschsprachigen Raum
* [http://www.simsso.de/?type=morsecode Text zu Morse & Morse zu Text Converter]
* [http://www.fakoo.de/morse/morse-decoder.html Codieren und decodieren] von Morse-Text in unterschiedlichsten Schreibweisen
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
== Quelle ==
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Morsecode Deutsche Wikipedia]

Aktuelle Version vom 25. Februar 2014, 13:44 Uhr

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