Sender Höhbeck

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Sendeanlage Höhbeck, 21. September 2003
Der ehemalige Sendemast Gartow 1 (links) und der zur Zeit noch in Betrieb befindliche Sendemast Gartow 2 (rechts)

Der Sender Höhbeck (interne Bezeichnung: Funkübertragungsstelle Gartow) ist eine Sendeanlage der Deutschen Telekom AG für Richtfunk sowie zur Verbreitung von UKW-Programmen, welche auf dem Höhbeck im Landkreis Lüchow-Dannenberg liegt. Als Antennenträger werden ein abgespannter Stahlfachwerkmast und ein Stahlbetonturm verwendet.

Bis zum 1. Juli 2008 wurde von der Sendeanlage auch analoges Fernsehen ausgestrahlt. Der dazu verwendete 324 Meter hohe Funkmast Gartow 1 wurde am 20. August 2009 gesprengt. Der 344 Meter hohe Funkmast Gartow 2 ist noch in Betrieb. Neben diesen beiden Funkmasten existiert auf dem Areal der Anlage ein 44 Meter hoher Richtfunkturm in Stahlbetonbauweise.

Gartow 1

Funkmast Gartow 1
Fernmeldeturm Höhbeck

Der 324 m hohe Funkmast Gartow 1 wurde 1963 in einer sehr stabilen Bauweise errichtet und war zum Teil an doppelten Pardunen abgespannt. Er diente zur Realisierung einer Überhorizontrichtfunkverbindung nach West-Berlin und trug im oberen Teil mehrere viereckige Gitterstrukturen, die die Richtfunkantennen darstellten. Gegenstation war der Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg. Von hier wurde das ZDF analog auf Kanal 21 und der Deutschlandfunk auf 102,2 MHz mit 94 kW ausgestrahlt. Die Sender für das rbb Fernsehen und das NDR Fernsehen wurden Ende 2006 bzw. Anfang 2007 mit der Einführung von DVB-T stillgelegt. Die Einstellung der ZDF-Ausstrahlung und damit des gesamten Fernsehsendebetriebs vom Standort Höhbeck wurde am 1. Juli 2008 mit der Einführung von DVB-T im nördlichen Sachsen-Anhalt vollzogen.

Kanal Frequenz
(MHz)
Programm ERP
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
21 471,25 ZDF 330 ND H
35 583,25 rbb Fernsehen (Brandenburg) 200 D H
45 663,25 NDR Fernsehen (Niedersachsen) 440 ND H

Sprengung

Sprengung des Funkmastes Gartow 1

Der funktionslos gewordene Stahlfachwerkmast wurde am 20. August 2009 gesprengt.[1] Als Sprengmittel kamen drei Kilogramm Semtex Razor 40 zum Einsatz. Das Sprengmittel bestand aus 16 Schneidladungen, die an acht Pardunenlaschen angebracht wurden. Die Pardunen, mit denen der Mast in nordöstlicher Richtung abgespannt war, wurden damit am Pardunenfundament getrennt. Der Funkmast war noch nach Nordwesten und Süden abgespannt und fiel dadurch in südwestlicher Richtung über die Straße zwischen Brünkendorf und der Schwedenschanze. Geplant war eine Fallrichtung von 244 Grad.[2]

Ursprünglich war eine Sprengung in der Silvesternacht 2008/2009 geplant. Der Funkmast enthielt jedoch einen hohen Anteil asbesthaltiger Substanzen, die zuvor entfernt werden mussten. Die Entfernung dauerte bis in das Frühjahr 2009 hinein. Dadurch entstand eine weitere Verzögerung, weil die Setz- und Brutzeiten vom 1. März bis zum 15. Juli 2009 im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue, in dem die Sendeanlage liegt, beachtet werden mussten.[3]

Gartow 2

Funkmast Gartow 2

Der 344 m hohe Funkmast Gartow 2 wurde zwischen 1977 und 1978 erbaut. Er erlaubte zusammen mit der ehemaligen Richtfunkanlage Berlin-Frohnau erstmals eine störungsfreie Nachrichtenverbindung u. a. für Telefongespräche zwischen West-Berlin und Westdeutschland ohne Inanspruchnahme von Infrastruktur der damaligen DDR. Bis zur Inbetriebnahme dieser Anlage war dies nur mit Hilfe der störungsanfälligen Technik des Überhorizont-Richtfunks möglich. Da dieser Mast die Richtfunkantennen auf der Spitze trug, wurde er in besonders schwerer Ausführung errichtet. Er ist in vier Höhen von 60 m, 132 m, 216 m und 312 m teilweise an doppelten Pardunen abgespannt und enthält mehrere geschlossene Betriebsräume sowie einen Aufzug für sechs Personen.

Dieser Mast ist seit 1989 außerdem mit einer Windmessanlage ausgestattet. Im Abstand von 18 Metern werden die Windgeschwindigkeiten und -richtungen mit Anemometern und Windrichtungsgebern gemessen. Zusätzlich sind Dehnungsmessstreifen an den Eckstielen des Mastes und den Anschlüssen der Pardunen angebracht, um die Mastbeanspruchung infolge Wind zu messen. Die Messanlage Gartow wird vom Institut für Stahlbau der Technischen Universität Braunschweig betrieben.

Der Betriebsraum in 325 Metern Höhe stellt den höchsten geschlossenen Raum über dem Erdboden bei einem Bauwerk im EU-Gebiet dar.

Zusätzlich betreiben Funkamateure hier eine Relaisstation für Amateurfunk-Fernsehen. Außerdem trägt er Sendeantennen zur Abstrahlung des UKW-Programms Deutschlandfunk (DLF) auf 102,2 MHz mit 94 kW ERP. Eine zukünftige Nutzung zur Verbreitung von DVB-T-Programmen ist nach Montage einer entsprechenden Antenne auf der Spitze prinzipiell möglich, wurde aber aus Kostengründen nicht durchgeführt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. In Sekunden Geschichte. Sendemast Gartow 1 planmäßig gesprengt - Zuschauer nahmen Souvenirs mit. Elbe-Jeetzel-Zeitung, 20. August 2009. Abgerufen am 20. August 2009.
  2. Rudolf Pospischil: Informationen zur Sprengung des Funkturms in Gartow. Deutsche Funkturm, 19. August 2009, S. 31–47 (PDF; 2,62 MB).
  3. Sprengung am 20. August. »Funkmast Gartow 1» wird nicht mehr benötigt - Arbeiten haben sich verzögert. Elbe-Jeetzel-Zeitung, 27. Juli 2009. Abgerufen am 20. August 2009.

Quelle