Stöberhai

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Blick von der Staumauer des Oderstausees zum Stöberhai (mittig)

Der Stöberhai im Mittelgebirge Harz ist mit etwa 720 m ü. NHN[1] der höchste Berg des Südharzes im gemeindefreien Gebiet Harz des niedersächsischen Landkreises Osterode am Harz.

Etymologie

Die Herkunft des Namens Stöberhai ist nicht dokumentarisch gesichert. Es wird angenommen, dass hier ein Köhler namens Stöber seinen „Hai“ hatte[2], womit im Harz die Kohlstelle des Köhlers im Wald bezeichnet wurde. Der Begriff ist abgeleitet von Hain, was sich zudem mit der früher bezeugten Nutzung des Stöberhais als Waldeinschlag deckt. Ein Führer durch den Luftkurort Wieda aus dem Jahr 1931 kennt noch einen „oberen Hai“ auf dem Berg mit Aussicht nach Hohegeiß.[2] Bemühungen des früheren Wiedaer Forstmeisters Stein zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus seinen alten Akten und durch Umfrage in den benachbarten preußischen Forstämtern einen Köhler Stöber nachzuweisen, blieben allerdings ohne Erfolg.

Aufklärungsturm

Ehemaliger Horchposten (2004)

Bekanntheit erlangte der Stöberhai seit 1967 durch einen der fünf Aufklärungstürme der Bundeswehr (Fernmeldesektortürme), neben Klaustorf (Ostseeküste), Thurau (Wendland), Schneeberg (Fichtelgebirge) und Hoher Bogen (Bayerischer Wald). Der etwa 75 m hohe Stahlbeton-Turm stand geschätzt etwa 50 m östlich und zugleich etwas unterhalb der höchsten Stelle der etwa Höhe 714 hohen Westkuppe des Stöberhais[3].

Die Funkabhöranlage diente im Kalten Krieg zum Abhören des militärischen Funkverkehrs in der DDR. Ihre Anlagen stellen das Gegenstück zu der vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR und der Sowjetunion betriebenen Station auf dem Brocken dar.

Zuerst errichtete die Bundeswehr 1957 die Dienststelle Wieda, sechs Jahre später folgte die französische Luftaufklärung. Die Einrichtungen wurden fortwährend erweitert. Mit der Fertigstellung des Turmes (1967) ging der Komplex formal in den „Fernmeldesektor C“ der Luftwaffe über. Der Turm, als Herzstück der Anlage, beherbergte auf sechzehn Stockwerken und 750 m² Antennenträger, Erfassungsplätze und Betriebsräume, aber auch Büros, Unterkünfte und eine Messe. Durch Tunnel, die das Ausspähen und eine Vereisung verhindern sollten, war der Turm an weitere Gebäude und einen unterirdischen Atomschutzbunker mit Ausweich-Gefechtsstand angebunden.

Obwohl noch während der Wiedervereinigung 14 Millionen DM in den nie vollendeten Neubau investiert wurden, zog 1992 das Militär endgültig ab. Neben dem Turm und der Bauruine befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem 28 ha großen Gipfel-Plateau ein Eingangsgebäude, ein deutsches Unterkunftsgebäude mit eigenem vollunterkellerten Atomschutzbunker, mehrere Garagen und Werkstätten, zwei französische Quartiere, ein französisches Betriebsgebäude und vier französische Gittertürme die zur elektronischen Aufklärung ebenfalls nach Osten gerichtete Antennen trugen.

In den Jahren seit der Stilllegung avancierte das abgesperrte Areal zu einem beliebten (illegalen) Abenteuerspielplatz für verschiedene Freizeitsportarten. Besonders unter Geocachern erlangte es einen legendären Ruf. Nach jahrelangem Streit zwischen Landkreis und Bund über die Abrisskosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro musste schließlich der Bund die entsprechenden Kosten übernehmen. Der Turm der Anlage wurde am 23. September 2005[4][5] mit 38 kg Sprengstoff (Gelamon 30 U) in 380 Sprenglöchern kontrolliert zu Fall gebracht. Der gewaltige Aufklärungsturm markierte den Stöberhai einst überdeutlich innerhalb der Harzer Bergwelt. Übrig geblieben ist nur noch ein vergleichsweise kümmerlicher Fernmeldeturm, der allerdings immer noch von Sankt Andreasberg und den umliegenden Bergen erkennbar ist. Am 23. September 2006 – genau ein Jahr nach der Sprengung des Beton-Turmes – weihte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring ein an den Turm im Besonderen und an die EloKa im Allgemeinen erinnerndes Denkmal ein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berghöhe Stöberhai laut: Wegweiser auf dem Berggipfel, auf mw2.google.com
  2. 2,0 2,1 Harzklub-Zweigverein Wieda: Führer durch den Luft-Kurort Wieda im Südharz und Umgebung, 1931, Seiten 36 und 37
  3. Position bei Google Maps
  4. Film 1: Sprengung des Turms auf dem Stöberhai (23. September 2005), auf youtube.com.de
  5. Film 2: Sprengung des Turms auf dem Stöberhai (23. September 2005), auf youtube.com.de