Elektronische Kampfführung

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Taktisches Zeichen der Fernmeldetruppe EloKa der Bundeswehr

Als elektronische Kampfführung (Kurzform EloKa, engl. electronic warfare (EW)) werden in den NATO-Streitkräften militärische Maßnahmen bezeichnet, die das elektromagnetische Spektrum ausnutzen, um z. B. elektromagnetische Ausstrahlungen zu suchen, diese aufzufassen und zu identifizieren, oder elektromagnetische Ausstrahlungen zu verwenden, um einem Gegner dessen Nutzung des elektromagnetischen Spektrums zu verwehren (Störung) oder ihn zu täuschen und damit zugleich die Nutzung durch eigene Kräfte zu gewährleisten.

In den ehemaligen Streitkräften des Warschauer Pakts wurde hierfür die Bezeichnung Funkelektronischer Kampf (FEK) geprägt (Originalbezeichnung – russisch Радиоэлектронная Борьба (РЭБ) / Radioelektronnaja Borba (REB)).

Beschreibung

Ein US-Luftwaffensoldat baut auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Fairford ein taktisches PSC-5-Satelliten-Funkgerät zusammen.

Die strategische Bedeutung ist als sehr hoch einzuschätzen. Die Maßnahmen richten sich gegen die sogenannte C3I-Infrastruktur ((Command, Control, Communications and Intelligence) des Gegners, ohne die ein moderner Krieg nicht führbar ist.

Die Maßnahmen der EloKa werden unterschieden in:

  • Fernmelde- und elektronische Aufklärung (FmEloAufKl; engl. signal intelligence (SIGINT)). Die Fernmeldeaufklärung (engl. communication intelligence (COMINT)) erfasst drahtlose Fernmeldeverbindungen und wertet diese aus. Die elektronische Aufklärung (engl. electronic intelligence (ELINT)) richtet sich gegen Ortungs- und Leitsysteme und wertet diese aus. Dabei werden in erster Linie Informationen über Radargeräte bearbeitet.
  • Elektronische Unterstützungsmaßnahmen (EloUM; engl. electronic support measures (ESM)) bestehen in der passiven Nutzung des elektromagnetischen Spektrums, um Informationen über andere Kräfte im Einsatzgebiet für unmittelbare taktische Aktionen zu erhalten. Diese Informationen können z. B. als Grundlage für den Einsatz von Artilleriefeuer oder Luftangriffen, aber auch für elektronische Gegen- bzw. Schutzmaßnahmen dienen. Außerdem ergänzen sie die Fernmelde- und elektronische Aufklärung.
  • Elektronische Gegenmaßnahmen (EloGM; engl. electronic counter measures (ECM)). Diese beinhalten die aktive Nutzung des elektromagnetischen Spektrums, um damit dessen Nutzung durch einen Gegner zu verhindern, z. B. durch Störmaßnahmen (engl. jamming), oder ihn zu täuschen.
  • Elektronische Schutzmaßnahmen (EloSM; engl. electronic protective measures (EPM)) sind alle die Wirkung feindlicher elektronischer Gegenmaßnahmen vermindernde Aktivitäten.
    Aktive elektronische Schutzmaßnahmen beinhalten technische Lösungen hinsichtlich der Übertragung selbst (z. B. Funkgeräte mit Frequenzsprungverfahren) oder hinsichtlich der übertragenen Daten (Kryptografie).
    Beispiele für passive elektronische Schutzmaßnahmen sind besondere Ausbildung des Betriebspersonals oder Einhaltung strikter Funkdisziplin.
Das französische Aufklärungsschiff FS Monge, spezialisiert auf SIGINT, bei der Einfahrt in den Hafen von Le Havre (1999).

Elektronische Gegenmaßnahmen und aktive elektronische Schutzmaßnahmen können durch die Gegenseite durch ihre Ausstrahlung erkannt werden. Elektronische Unterstützungsmaßnahmen können zur Anwendung kommen, ohne dass ein Gegner diese bemerkt. Die strategische Ergänzung – signalerfassende Aufklärung (engl. signal intelligence; SIGINT) besteht aus ELINT (engl. electronic intelligence) sowie COMINT (engl. communications intelligence) – wird von den meisten gut gerüsteten Nationen betrieben, um Informationen über elektronisches Gerät und elektronische Verfahren sowie Absichten eines potentiellen Gegners zu erhalten, indem entweder nur rein passiv aufgeklärt wird oder ein Verhalten simuliert wird, das zu aktiven Maßnahmen und damit einem Entblößen gegnerischer Methodik und Gerätes provoziert, aufstachelt.

Beispiel

Die Radargeräte zur Luftraumaufklärung sind ein Mittel der elektronischen Unterstützungsmaßnahmen, um zum Beispiel ein Schiff der Marine vor Überraschungsangriffen aus der Luft zu schützen. Der Gegner verwendet nun Geräte der Fernmelde- und elektronischen Aufklärung, um den Frequenzbereich des verwendeten Radargerätes aus großer Entfernung zu messen. Auf diese Frequenz wird ein leistungsfähiger Störgenerator (engl. radar jammer) eingestellt, der als ein Gerät der elektronischen Gegenmaßnahme einzustufen ist: Dieser soll durch Übersteuerung des Radarempfängers (Rausch- oder Impulsstörungen) die Reichweite des Radargerätes wesentlich verringern oder durch Einspielung von falschen Informationen (Falschzielen) die eigenen Zielzeichen maskieren. Das gestörte Radargerät verwendet nun spezielle Baugruppen, um die Wirkung der Störstrahlung zu verringern oder die Störung wirkungslos zu machen. Diese Störschutzapparaturen sind Geräte der elektronischen Schutzmaßnahmen.

Ausblick

In der Zukunft wird auch der Bereich der Optronik zu den Aufgaben der Fernmeldetruppe EloKa gehören.

Ebenso wird umgekehrt an der Aufklärung von Laser-Signalen gearbeitet.

Einsatz bei der Bundeswehr

Die Fernmeldetruppe EloKa der Bundeswehr als Instrument der Elektronischen Kampfführung ist in der Streitkräftebasis zusammengefasst. Dort führt das Kommando Strategische Aufklärung unter anderem eine Auswertezentrale EloKa und vier EloKa-Bataillone.[1] Im Heer gibt es keine autonom einsetzbaren EloKa-Kräfte mehr. Die der Marine unterstehenden Aufklärungsschiffe (Flottendienstboote) werden ebenfalls vom Kommando Strategische Aufklärung eingesetzt. Außerdem verfügen die Kampfschiffe der Marine über autonome EloKa-Systeme (FL1800 II, Octopus, DR2000, Sarie).

Im Zuge der Strukturreform der Bundeswehr von 2011 finden derzeit umfangreiche Maßnahmen der Neuorganisation innerhalb der EloKa der Bundeswehr statt.

Die Ausbildung der EloKa-Kräfte findet an der Schule für Strategische Aufklärung der Bundeswehr in Flensburg statt. Sie ist Nachfolger der ehemaligen Marinefernmeldeschule in der Mürwiker Straße, die 2003 die Ausbildung der Funker der Marine dort aufgab und den Ausbildungsbetrieb an die Marineoperationsschule nach Bremerhaven verlegte.

Einsatz bei der Schweizer Armee

In der Schweizer Armee wird für EloKa die Bezeichnung Elektronische Kriegführung (EKF) verwendet.

Die EKF-Abteilungen der Schweizer Armee sind der Führungsunterstützungsbrigade 41 (FU Br 41) unterstellt. Diese wiederum ist aufgeteilt in 5 Hauptquartierbataillone (HQ Bat), ein Führungsunterstützungsbataillon (FU Bat), vier Richtstrahlbataillone (Ristl Bat) und drei Elektronische Kriegführungsabteilungen (EKF Abt) auf operativ/taktischer Stufe sowie der EKF Abteilung 46 für Aufklärung auf strategischer Stufe.

Die vier EKF Abt 51-53 haben grundsätzlich je ein operatives elektronisches Aufklärungssystem (Op EA Syst) und ein taktisches elektronisches Aufklärungssystem (Takt EA Syst) zu erstellen, zu betreiben, zu unterhalten und zu sichern. Die Systeme sind auf größtmögliche Mobilität und Effizienz ausgerichtet. Ihr primäres Einsatzgebiet ist die Beschaffung kurzfristiger Informationen über Bewegungen des Gegners für taktische Entscheidungen. Die Abteilungen 51 und 52 haben während der Fußball-Europameisterschaft 2008 Assistenzdienst geleistet.[2]

Die Abteilung 46, die vorwiegend von permanenten Standorten aus operiert, befasst sich mit der Beschaffung strategischer Informationen auf Stufe Armee.

Die operative und taktische elektronische Aufklärung - COMINT (COMmunication INTelligence) – ist ein Mittel zur Gewinnung von sicherheitspolitisch und militärisch bedeutsamen Informationen durch Erfassen und Auswerten von fremden elektromagnetischen Ausstrahlungen. Dazu gehören im Wesentlichen Fernmeldeverbindungen (jede Art von drahtlosem Fernmeldeverkehr). Die Nachrichtengewinnung durch die operative und taktische COMINT hat zum Zweck, der auftraggebenden Stelle Beiträge zur Lagebeurteilung zu liefern. Die jeweils zuständige COMINT-Organisation hat die Funktion einer Nachrichten- und Informationsquelle. Mittel für elektronische Gegenmaßnahmen fehlen zur Zeit, deren Anschaffung ist jedoch geplant.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Don E. Gordon: Electronic warfare. Element of strategy and multiplier of combat power, Oxford, Washington D.C., New York u.a. 1982, ISBN 0-08-027189-8.
  • Rudolf Grabau: Funküberwachung und elektronische Kampfführung. Grundlagen, Technik und Verfahren, Stuttgart 1986, ISBN 3-440-05667-8.
  • Rudolf Grabau: Technische Aufklärung. Sensoren, Systeme und Verfahren, Stuttgart 1989, ISBN 3-440-06044-6.
  • Konrad Guthardt, Heinz Dörnenburg: Elektronischer Kampf. Historische Entwicklung mit Beispielen aus acht Jahrzehnten, Heidelberg 1986, ISBN 3-7785-1155-6.
  • Lothar Koch: Kampf auf allen Frequenzen, Berlin 1988, ISBN 3-327-00641-5.
  • Josef Olischer: Elektronische Kampfführung, Wien 2003, ISBN 3-901183-27-2.
  • Aleksandr I. Palij: Funkelektronischer Kampf. Mittel und Methoden der Niederhaltung und des Schutzes funkelektronischer Systeme, 2. Auflage, Berlin 1985.
  • Anthony M. Willcox, Michael G. Slade, Peter A. Ramsdale: Command control and communications, Oxford, Washington D.C., New York u.a. 1983, ISBN 0-08-028332-2.

Weblinks

Einzelnachweise

Quelle