G01

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Der Zahlensender G01, der auch unter dem Spitznamen Tyrolean Music bekannt wurde, war ein Führungsmittel für französische Agenten. G01 ist eine der ältesten und am längsten verstummten Zahlenstationen überhaupt. Allerdings ist die Bezeichnung Zahlensender sachlich nicht korrekt, da G01 keine durch Zahlen(gruppen) verschlüsselten Botschaften sendete.

Weil die Aktivitäten von G01 weit in der Vergangenheit liegen ist der nachfolgende Artikel bei weitem nicht vollständig und wird im Zuge weiterer Recherchen kontinuierlich angepasst.

Eckdaten

Name: G01
Familie: XVII
Stimme/Sprache: Old Man - live
Spitzname/Bemerkungen: Tyrolean Music
Modulation: A3E
Nationalität: F Frankreich
Sprach-Derivate: -keine-
Morse-Derivate: -keine-
Status: Inaktiv
Erstmals geloggt: Anfang der 1970er Jahre
Letztmals geloggt: 1975

Klassifizierung (E2K)

Der G01 ist durch die E2K-Gruppe aufgrund der Sprache (G = German) klassifiziert und wird keiner Familie direkt zugeordnet. Dabei ist das Führen dieser Station als Zahlensender falsch, denn G01 sendete keine Zahlengruppen sondern codierte Klartextnachrichten.

Spitznamen

Bevor die ENIGMA-Gruppe Mitte der 1990er Jahre mit der noch heute genutzten Klassifizierung der Zahlensender begann, wurde die Station unter Kurzwellenhörern als Tyrolean Music Station geführt. Der Grund ist die während der Ankündigung gespielte volkstümliche Musik mit typischen Tiroler Einflüssen.

Betreiber

Im Mai 2003 wurde bekannt, dass G01 durch den Service de Documentation Extérieur et de Contre-Espionage (SDECE) betrieben wurde.

Senderstandorte

Nach Recherchen von OM Ary Boender stammten die Sendungen von G01 aus der Region Chartres[1], südwestlich von Paris, und wurden hauptsächlich in Richtung der ehemaligen DDR ausgestrahlt.

Geschichte

Über die Geschichte von G01 sind nicht viele Einzelheiten bekannt, da viele Aufzeichnungen nach der Abschaltung des Senders verloren gingen. Es gibt derzeit noch Bemühungen einen Artikel aus einem französischen Magazin von 1975 zu bekommen, in dem G01 erwähnt wird. Laut E2K (2005) handelt es sich dabei um das Fachmagazin "Interferences", Nr. 3, Herbst 1975.

Erstes Log

Wann genau G01 das erste Mal geloggt wurde ist heute nicht mehr rekonstruierbar - vermutlich tauchte die Station aber um 1971/72 zum ersten Mal auf. Konkrete Hinweise auf das genaue Jahr gibt es jedoch nicht. Diese Angaben stützen sich auf Erinnerungen damals bereits aktiver Funkamateure und DXer.

Letztes Log

Im Jahr 1975 stellte die Station ihren Betrieb wieder ein, nachdem über diesen Sender im oben genannten französischen Fachmagazin als Störer und "Interferenz" berichtet wurde. Die seinerzeit erwähnte Frequenz lautete 6425 kHz. Zu welchem Datum die Station abgeschaltet wurde ist allerdings nicht bekannt.

Format

Format: G01 Siehe auch Format von Zahlensendungen
Erkennungssignal Präambel Nachricht Ende der Sendung
1130 utc: Tiroler Volksmusik
meist vier Stücke in Schleife.
1159 utc: kleines Xylophon mit 7
Noten aus der Internationalen
Mit Message
Keine Zahlen, statt dessen
Helmut grüßt Franz!
oder ähnliche Formeln.
Nr. Einleitung Text Wiederholung Ende
1. entfällt Textformeln wie
Die Sonne scheint herrlich.
Unsere Henne ist dabei ein Ei zu legen.
Wiederholung der Textformeln. Textformeln wie
Alles Gute.
Auf Wiederhören!
Tiroler Volksmusik

Sprache und Stimme

G01 bediente sich einer männlichen Livestimme vor einem offenen Mikrophon. Hörer berichten von zahlreichen Hintergrundgeräuschen während der Sendungen (Schritte, Türgeräusche etc.). Zudem sollen auch Schaltgeräusche von Bandmaschinen sowie schnelles Umspulen von Bändern mit aktiviertem Magnetkopf zu hören gewesen sein.

Die Aussprache des Mannes war klar und deutlich, vielleicht etwas übertrieben langsam und mit militärischer Akzentuierung. Der Dialekt stammte möglicherweise aus dem Elsässischen.

Vorgelesen bzw. gesendet wurden Nachrichten wie die folgende (Beispiel):

Helmut grüßt Franz!
Helmut grüßt Franz!
Guten Tag.
Die Größen 26 bis 32 passen mir gut.
Die Größen 26 bis 32 passen mir gut.
Die Sonne scheint herrlich.
Die Sonne scheint herrlich.
Unsere Henne ist dabei ein Ei zu legen.
Unsere Henne ist dabei ein Ei zu legen.
Alles Gute.
Auf Wiederhören!

Wie E2K 2003 berichtete, wurde dieselbe Stimme später für die Station G19 verwandt.

Varianten

Über Varianten ist zu dieser Station nichts bekannt.

Sendeplan

Der Sender war ausschließlich an den Wochenenden aktiv, jeweils Samstag und Sonntag von 1130 utc bis nach 1200 utc auf 6425 kHz und 6650 kHz. Über Sendungen an Werktagen ist bislang nichts bekannt.

G01 sendete in A3E und war während der Ankündigung nicht von einem regulären Rundfunksender zu unterscheiden. Der Träger wurde bereits einige Minuten vor Beginn der Ankündigung hochgefahren. Pünktlich um 1130 utc begann die tiroler Volksmusik - eine Schleife aus vier immer wiederkehrenden Musikstücken. Dabei müsste man eher von bayerischer Volksmusik sprechen, denn sämtliche Aufnahmen stammen von Franzl Lang, dem Münchner "Jodelkönig". Gespielt wurden u. a. "Der Böller-Schütz von Mittenwald", "Der Hochzeitsjodler" und "Der Königsjodler". Letzterer stammte aus dem Jahr 1961 als Musik zum Heimatfilm "Der Orgelbauer von St. Marien". Diese musikalische Schleife lief bis 1159 utc und verstummte dann abrupt. Es herrschte eine Weile Stille. Dann war ein kleines Metallxylophon zu hören, das die ersten sieben Noten der Internationalen spielte (wobei die letzte Note eine Abwandlung vom Original war). Pünktlich um 1200 utc erklang eine männliche Stimme und die Nachrichten in Form skuriler Textpassagen wurden übermittelt.

Anomalien

Nach heutigen Erkenntnissen hat es keine Anomalien im eigentlichen Sinne gegeben. Es sollen oftmals jedoch zahlreiche Hintergrundgeräusche zu hören gewesen sein (Schreibmaschinen, Tonbandmaschinen, Schritte etc.)

Störungen und Interferenzen

G01 störte den 6 MHz-Seefunkdienst und galt auch als Störer im anschließenden Flugfunkbereich.

Tondokumente

Datei:G01 Beispiel.ogg

Einzelnachweise

Quellen

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