Sandbox:SITOR
SITOR (SImplx Teletype Over Radio) ist ein Funkfernschreibsystem für die Übertragung von Textnachrichten über Mittel- und Kurzwelle. Es arbeitet mit einfachem FSK wie normales RTTY, nutzt aber fehlerkorrigierende Verfahren zur sicheren Übertragung. Es ist sehr eng mit dem AMTOR verwandt.
Anwendung
SITOR wird mit seinen beiden Modes (–A und –B) hauptsächlich im beweglichen Seefunkdienst eingesetzt. Dabei wird SITOR-A ausschließlich auf Kurzwelle verwendet wogegen SITOR-B auch auf der Mittelwelle (NAVTEX) eingesetzt wird.
Daneben verwendeten auch diplomatische Dienste der Schweiz oder Niederlande das SITOR für die Verbindung zu ihren Botschaften und Konsulaten im Ausland. Der diplomatische Dienst Ägyptens nutzt SITOR auf manchen Verbindungen noch heute (Stand April 2018).
Aus dem SITOR wurden viele weitere Verfahren entwickelt (TWINPLEX, FEC-A, ARQ-E oder PACTOR).
Technische Details
Zeichensatz
RTTY verwendet den Zeichencode ITA2 (Baudot-Code). ITA2 ist ein Fünf-Bit-Code mit 32 möglichen Kombinationen. Vier Kombinationen werden für Null (BLANK, kein Zeichen), Leerzeichen (SPACE), Wagenrücklauf (CR) und Zeilenvorschub (LF) verwendet. Zwei Kombinationen werden für die Umschaltung zwischen Buchstabenebene („Lettershift“ - LTRS) und Ziffernebene („Figureshift“ - FIGS) verwendet, auf der auch weitere Sonderzeichen untergebracht sind. Die restlichen 26 Kombinationen werden für die jeweiligen Zeichen in den Buchstaben- und Ziffernebene verwendet. Folglich kann ITA2 52 (2 * 26) zusätzliche Zeichen darstellen.
SITOR wandelt ITA2 in einen 7-Bit-Code mit der Bezeichnung CCIR 476 um. Jedes 7-Bit-Zeichen in CCIR 476 wird aus 4 „Mark“ (binär Eins) und 3 „Space“ (binär Null) gebildet. Dieses Verhältnis bleibt immer gleich und ist ein erster Schritt bei der Übertragungssicherheit. Ein Ein-Bit-Fehler wird das Verhältnis von Mark und Space stören; ein zweiter Bitfehler kann die Verhältnisprüfung nicht zurück auf 4 Mark und 3 Space bringen. Damit garantiert das CCIR 476 Alphabet die Detektion aller Einzelbitfehler innerhalb eines Zeichens.
Die Anzahl der gültigen Zeichen in CCIR 476 ist die Anzahl der Möglichkeiten zur Auswahl von 4 Mark für 7 Bitpositionen, und die Anzahl kann mit dem Binomialkoeffizienten berechnet werden:
Somit hat CCIR 476 3 zusätzliche Codekombinationen gegenüber ITA2. SITOR verwendet diese zusätzlichen Kombinationen für Leerlauf- („Idle“), Phasen- und Wiederholungsanforderungen. Außerdem werden einige der gewöhnlichen Zeichen als Steuersignale wiederverwendet.
Code (bits 6543210) | Mode A (ARQ) | Mode B (FEC) |
---|---|---|
1100101 | Control signal 1 (CS1) | |
1101010 | Control signal 2 (CS2) | |
1011001 | Control signal 3 (CS3) | |
0110101 | Control signal 4 (CS4) | |
1101001 | Control signal 5 (CS5) | |
0110011 | Idle signal β | Idle signal β |
0001111 | Idle signal α | Phasing signal 1
Idle signal α |
1100110 | Signal repetition (RQ) | Phasing signal 2 |
SITOR-A
Die Übertragung erfolgt in synchronen Datenpaketen („Frames“) von 450ms. Drei Zeichen werden von der „Information Sending Station“ (ISS) übertragen. Dies dauert 210 Millisekunden. Die ISS wartet dann 240 ms auf eine Antwort der „Information Receiving Station (IRS)“. Die IRS empfängt die drei Zeichen und prüft, ob das Verhältnis von 4:3 stimmt. Ist dies der Fall sendet die IRS eine Bestätigung. Stimmt das Verhältnis nicht fordert die IRS eine erneute Übertragung an. Zu Beginn des nächsten Frames überträgt die ISS entweder die letzten 3 Zeichen erneut oder die nächsten drei Zeichen der zu übertragenden Nachricht.
Außerhalb der Übertragung von Nachrichten wird von den SITOR-A – Kontrollstellen (ISS) ein „Kanal-Frei-Marker“ gesendet. Dieser ist akustisch leicht zu erkennen: Jede Sekunde erfolgt ein Synchronisationsframe von einer Sekunde Dauer, der nach etwa jedem fünften dieser Frames von der Morsekennung der Station unterbrochen wird.
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Klangbeispiel eines SITOR - Kanalmarkers (NMC, USCG Point Reyes, CA, USA)
SITOR-B
SITOR-B wird in einem fortlaufenden Strom gesendet. Es erfolgt keine Rückfrage bzw. Quittung der IRS, die Sendung erfolgt quasi blind. Zur Reduzierung von Fehlern wird mit einer Vorwärtsfehlerkorrektur gearbeitet („FEC“), bei der ebenfalls ein Mar- und Space-Verhältnis von 4:3 zugrunde liegt. Vor der eigentlichen Nachrichtenübertragung erfolgt eine Synchronisationsphase mit Hilfe der entsprechenden Codekombinationen. Dieses Prinzip liegt dem weiterentwickelten System FEC-A zugrunde, ist aber nicht mit SITOR-B kompatibel.