Sendeanlage Fleckendorf
Die Sendeanlage Fleckendorf auf dem Gemeindegebiet von Ansfelden in Österreich bestand aus mindestens zwei Kurzwellensendern, die zunächst einerseits für den Übersee-Radiotelephoniedienst mit Nord- bzw. Südamerika sowie Afrika und zum anderen durch den Auslandsdienst des ORF genutzt wurden. Von dort aus sollen auch die Zahlensender der Familie „N N N“ (G12, E12, V12, V18 und M02) ausgestrahlt worden sein.
Geschichte
Die Österreichische Post- und Telegrafenverwaltung (PTT) begann 1954 mit dem Bau der Sendeanlage. Die Inbetriebnahme des ersten 30 kW-Senders erfolgte am 16. Oktober 1954, der zweite Sender des gleichen Typs ging Ende 1955 in Betrieb. Über Fleckendorf wurden Telefongespräche mit Nord- und Südamerika sowie Afrika abgewickelt. Die dazugehörige Empfangsstelle befand sich in Kalling, unweit der Grenze zu Deutschland. Von hier aus gingen die Empfangsleitungen direkt zum Zentralpostamt in Linz, wo die Gesprächsvermittlung erfolgte. Ende 1955 ging auf dem Gelände ebenfalls ein UKW-Richtfunkturm in Betrieb.
Ab 1956 nutzte der ORF einen der beiden Sender für einige Stunden pro Tag für die Ausstrahlung seines Auslandsprogramms richtung Südamerika. Diese Sendungen endeten jedoch im Frühjahr 1968 wieder. Auch der Radiotelefoniedienst wurde weniger, letzte dokumentierte Sendungen liefen noch 1971[1].
Nach 1968 nutzte das österreichische Bundesheer die Anlage als „Schulungssender“. Dabei ist jedoch nicht eindeutig geklärt, ob der Sender schon zu diesem Zeitpunkt durch das Bundesheer übernommen wurde[2] oder das Bundesheer die Sendestelle erst 1978 erwarb und bis dahin zunächst nur mitnutzte[3][4][5]. Nach aktuellem Stand der Recherchen (Stand Juni 2018) wurde die Sendeanlage Fleckendorf jedoch durch das Bundesheer für die Ausstrahlung der Zahlensender G12, E12, V12, V18 und M02 genutzt, die vom Heeres-Nachrichtenamt (HNaA) betrieben wurden.
Fleckendorf ist die einzige bekannte größere Kurzwellen-Sendestelle der österreichischen Streitkräfte. Für den „Schulungssender“ sind derzeit die Frequenzen 3378,0, 5030,0, 5035,0/5036,0 und 6221,0 kHz bekannt.[6] Unklar ist, von wo die „Schulungssendungen“ zum Sender übertragen wurden. Hinweise deuten auf die Führungsunterstützungsschule[6] in der Starhemberg-Kaserne[7] zu Wien hin[6]. Diese ist nur etwa zwei Kilometer Luftlinie vom Hauptsitz des HNaA in der Maria-Theresien-Kaserne entfernt[8], der für die Zahlensender verantwortlich zeichnet.
1978 wurde mit dem Bau der Richtfunkstation Ansfelden die 1955 in Betrieb genommene Richtfunkstelle Fleckendorf überflüssig. 1996 folgte die Schließung der Anlage seitens des Bundesheeres, 1997 der Verkauf. Die Kurzwellensender wurden abgebaut und das Gelände rekultiviert. Seither zeugen allein der 110 Meter hohe ehemalige Richtfunkturm und von Mobilfunkbetreibern genutzte Sendeturm und die Sendegebäude, in dem sich verschiedene Unternehmen eingemietet haben, von der ehemaligen Anlage.
Klangbeispiel
<html5media>http://utilityradio.com/stations/europe/aut/aut-27-usb-vm-rb-1971.mp3</html5media>
Sogenannter „Voice-Mirror“ von PTT Linz aus dem Jahr 1971, aufgezeichnet von Rainer Brannolte (Quelle: utilityradio.com - embedded)
Weblinks
- http://www.wabweb.net/radio/sender/rifu-1959.htm
- Die Sendeanlage Fleckendorf in der deutschen Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ PTT Linz auf der Seite utilityradio.com, mit einem Mitschnitt von 1971, abgerufen am 22.06.2018
- ↑ Die Sendeanlage Fleckendorf auf der Wikipediaseite zur Stadt Ansfelden, abgerufen am 22.06.2018
- ↑ Der Sender Fleckendorf bei Wikipedia, abgerufen am 22.06.2018
- ↑ Der Sender Fleckendorf bei wabweb.net, abgerufen am 22.06.2018
- ↑ Details zum Sender Fleckendorf bei DOKUFUNK.ORG, abgerufen am 22.06.2018
- ↑ 6,0 6,1 6,2 MySnip-Forum zum Thema Schulungssender des österreichischen Bundesheeres, abgerufen am 22.06.2018
- ↑ Die Starhemberg-Kaserne in Wien auf Google Maps
- ↑ Die Maria-Theresien-Kaserne und die Starhemberg-Kaserne in Wien auf Google Maps