Sandbox:G08
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Der Dienst G08 war ein Zahlensender, der auch unter dem Spitznamen Four Note Rising Scale bzw. in einer frühen Ordnungsversion für Zahlensender als Lauf bekannt wurde. In westlichen Geheimdienstkreisen hatte dieser Sender auch den Spitznamen Magdeburg Annie. Dadurch kann zunächst auf Burg bei Magdeburg als Standort des Senders geschlossen werden. Neuere Recherchen ergeben jedoch, dass Burg wohl eher nicht in Frage kommt.
G08 hatte einen festgelegten Sendeplan, der sich tagtäglich wiederholte. Es erfolgte keine Anpassung an Jahreszeiten und deren veränderte Ausbreitungsbedingungen, wie sie von anderen Diensten her bekannt sind.
Eckdaten
Name: | G08 |
Familie: | XVII |
Stimme/Sprache: | Young Lady, synthetisch |
Spitzname/Bemerkungen: | Four Note Rising Scale Lauf1 Magdeburg Annie[1] |
Modulation: | A3E/H3E J3E-U bei G08a |
Nationalität: | DDR |
Sprach-Derivate: | keine |
Morse-Derivate: | M49 |
Status: | Inaktiv |
Erstmals geloggt: | ca. 1972 |
Letztmals geloggt: | Mai 1990 |
Anmerkungen:
- 1: Die Bezeichnung stammt aus den ersten Kategorisierungen von tiNG Mitte der 1980er Jahre.
Klassifizierung
Der Stationsname G08 ist durch die E2K-Gruppe aufgrund der Sprache (G = German) klassifiziert und wird der sog. Family XVII zugeordnet.
Betreiber
Heute gilt es als gesichert, dass G08 durch das Ministerium für Staatssicherheit betrieben wurde. Zuständig war die Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) des Ministeriums, die ihren Dienstsitz zuerst in der Zentrale des MfS in Berlin-Lichtenberg, später dann an der Ecke Ruschestraße/Frankfurter Allee sein Hauptquartier hatte. Der Operativ-Technische Sektor (OTS) war in der Roedernstraße in Berlin-Alt-Hohenschönhausen untergebracht.
Senderstandorte
Hier liegen bislang viele unterschiedliche Angaben vor, die allesamt bis heute nicht restlos geklärt sind. Aufgrund des inzwischen recht bekannten Spitznamens Magdeburg Annie wurde der Sender zunächst in Burg bei Magdeburg vermutet. Dies erscheint vor allem vor dem Hintergrund eindeutig, da von hier aus auch der Deutsche Freiheitssender 904 in Richtung Bundesrepublik sendete. Dieser arbeitete zwar auf Mittelwelle, der gleichzeitige Betrieb eine Kurzwellensenders in Burg ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Es gibt zwei Thesen zum Senderstandort von G08. Die erste geht von einer Sendestelle in der Nähe der brandenburgischen Stadt Bernau aus.[3] Bislang konnte dieser Standort aber nicht bestätigt werden. Daher ist der zweite Standort wohl sehr viel wahrscheinlicher.
Detlev Vreisleben schreibt in einem Artikel für die Zeitschrift Radio-Kurier - weltweit hören, Ausgabe 12/2011 von einem Sender in Zeesen.[4]! Zeesen liegt in Brandenburg und ist ein Ortsteil von Königs Wusterhausen. Beide Orte sind funkgeschichtlich interessant, da von Zeesen aus in den Jahren 1929 bis 1945 der Weltrundfunksender ausgestrahlt wurde. Außerdem war der von hier ausgestrahlte Deutschlandsender auf 240 kHz der damals stärkste Rundfunksender der Welt (1927). 1920 wurde in Königs Wusterhausen der erste deutsche Rundfunksender auf dem „Funkerberg“ in Betrieb genommen. Von diesem Sender Königs Wusterhausen aus sendeten der Presserundfunk, ab 1922 der Wirtschaftsrundfunk und ab 1923 der Unterhaltungsrundfunk, also das, was man später unter Radio verstand.
Der Sender befand sich in der August-Bebl-Straße, am westlichen Rand der Gemeinde.
Auf dem Gelände um die ehemalige Sendestelle produziert der Fernsehsender SAT*1 seit Anfang 2015 die Lifesoap Planetopia.
Geschichte
G08 gilt als ältester Zahlensender der DDR und soll bereits in den 1950er Jahren auf Sendung gewesen sein. Belege zu diesen Sendungen gibt es so nicht, lediglich im Zuge der Aufarbeitung der DDR-Geschichte aufgetauchte und veröffentlichte Dokumente belegen entsprechenden Funkbetrieb seit dieser Zeit. Zudem geht Deltev Vreisleben in seinem Artikel für den Radio-Kurier auf diesen Zeitraum ein.[4]
Erstes Log
Erste nachvollziehbare Logs stammen aus den frühen 1970er Jahren.
Letztes Log
Das letzte nachvollziehbare Log datiert vom 9. Mai 1990.
Format
Format: G08 | Siehe auch Format von Zahlensendungen | ||||||
Erkennungssignal | Präambel | Sendung | Ende der Sendung | ||||
Vierton-Dur-Akkord(1) | Mit Message | ||||||
a1a1a1a1a1 - tt a2a2a2a2a2 - tt ... aXaXaXaXaX - tt Wiederholt bis etwa h+04:40 |
Nr. | Einleitung | Text | Wiederholung | Ende | ||
1. | ACHTUNG a1a1a1a1a1 - gg ACHTUNG a1a1a1a1a1 - gg |
FFFFF | entfällt | entfällt | |||
2. | ACHTUNG a2a2a2a2a2 - gg ACHTUNG a2a2a2a2a2 - gg |
FFFFF | entfällt | entfällt | |||
X. | ACHTUNG aXaXaXaXaX - gg ACHTUNG aXaXaXaXaX - gg |
FFFFF | entfällt | entfällt | ENDE |
Legende / Datenformate:
- iii / iiiii = ID in der Präambel, 3- / 5-stellig
- BB = Buchstaben-ID (nur bei E16/G16)
- aaa / aaaaa = "Agent" in der Präambel bzw. Einleitung, 3- / 5-stellig
- ddd / dddd / ddddd = „Decodekey“ in der Präambel bzw. Einleitung, 3-/4-/5-stellig
- R = Wiederholung (allgemein), R4m = Wiederholung für vier Minuten
- ggg = Gruppenzahlangabe, ein- bis dreistellig
- tt = Minutenangabe, zu der die Nachricht für diesen Agenten beginnt (nur bei G08)
- - = Trennzeichen, bei G03/G08 "Trennung"
- / = Trennzeichen, bei: G11 "Strich", E11/a "Oblique", S11 "Kreska", S11a "Cherta"
- fffff = Nachrichtentext, fünfstellige Zahlengruppe, einmal gesendet
- FFFFF = Nachrichtentext, fünfstellige Zahlengruppe, zweimal direkt hintereinander gesendet
- lllll = Nachrichtentext, fünfstellige Buchstabengruppe, einmal gesendet
- LLLLL = Nachrichtentext, fünfstellige Buchstabengruppe, zweimal direkt hintereinander gesendet
- nnn / nnnnn = Ende-Null, drei- oder fünfstellig, einmal gesendet
- NNN / NNNNN = Ende-Null, drei- oder fünfstellig, zweimal direkt hintereinander gesendet
Anmerkungen:
(1): Bis etwa 1985 begann das Erkennungssignal fünf Minuten vor der ersten Sendung und wurde nach dem abschließenden Signalwort Ende durchgehend bis zur nächsten Sendung wiederholt. Nach dem Abschluss der letzten Sendung (Signalwort Ende) wurde der Sender hörbar abgeschaltet. Ab etwa 1985 erklang das Erkennungssignal immer erst fünf Minuten vor Sendungsbeginn, der Sender blieb zwischenzeitlich abgeschaltet.
Sprache und Stimme
Die Stimme von G08, die auch für G07 verwendet wurde und noch heute bei G06 im Einsatz ist, kann man als sehr weich beschreiben. Sie besitzt ein sehr warmes Klangbild und ist im Gegensatz zu G03 weniger zackig und abgehackt. Die Aussprache ist sehr deutlich ohne dabei überdiszipliniert zu wirken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der sympathische Spitzname Magdeburg Annie auch der angenehmen Stimme geschuldet ist.
Varianten
Von G08 gibt es zwei Varianten: G08a und G08b. Dabei sind G08 und G08b nur durch das Erkennungssignal zu unterscheiden.
G08a
Zur vollen Stunde wurde mehrfach hintereinander der Buchstabe A im Morsealfabet (._) gesendet. Darauf folgte eine einzelne fünfstellige Zahlengruppe, die eine Minute lang wiederholt wurde. Dann folgte wieder einige Male der gemorste Buchstabe A und eine neue fünfer Zahlengruppe für eine Minute.
G08a sendete nicht auf den unten im Sendeplan aufgeführten Frequenzen sondern wurde auf 6571 und 7928 kHz gehört. Zudem arbeitete G08a in Einseitenbandmodulation mit unterdrücktem Träger (J3E-U), G08 und G08b waren dagegen in A3E oder H3E auf Sendung.
G08a konnte zu jeder Stunde zwischen 0700 und 1300 utc seine Snedungen beginnen.
G08b
Im Gegensatz zum Vierton-Dur-Akkord verwendete diese Variante sogenannte "Rapid-Dots" als Erkennungssignal. Laut der Seite PRIYOM.ORG waren das die gleichen "Rapid Dots" wie sie von S05a verwendet wurden.[5] Vergleicht man jedoch die "Dots" von G08b mit denen der anderen Stationen genau, so stellt man geringfügige Unterschiede fest.
Sendeplan
G08 wie auch G03 arbeiteten täglich nach einem festen Sendeplan. Sendungen begannen immer zur vollen Stunde, jeweils mindestens fünf Minuten vorher durch das Vierton-Signal angekündigt. Meist endeten die Sendungen am Vormittag um h+25, die Abendsendungen dauerten oftmals sehr viel länger und konnten, bei entsprechend umfangreicher AGL, bis h+45 andauern.
Bekannt sind 4 Frequenzen von G08 die wie folgt genutzt wurden:
Zeit GZ |
3217 kHz | 3820 kHz | 5820 kHz | 6453 kHz |
0900: | A
| |||
1000: | B
| |||
1100: | A
|
C
| ||
1200: | B
|
|||
1300: | C
|
|||
1800: | D
|
|||
1900: | E
|
|||
2000: | F
|
D
|
||
2100: | G
|
E
|
||
2200: | F
|
|||
2300: | G
|
Alle Zeitangabe bezeichnen die gesetzliche Zeit in Deutschland, da G08 den Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit und zurück mit vollzog.
Anomalien
Nach den bisherigen Recherchen konnten keine Anomalien festgestellt werden. G08 arbeitete absolut exakt und präzise, der Beginn jeder Sendung passte bis auf weniger als fünf Sekunden genau. Auch die in der Präambel angegebenen Minuten waren äußerst präzise und in nur sehr wenigen Fällen waren die Abweichungen größer als 20 Sekunden. Fehlerhafte Sendungen oder Abbrüche sind nicht bekannt.
Tondokumente
... Sobald das Wiki softwaretechnisch aktualisiert ist und dann auch ein Medienplayer eingebunden ist kommen hier die Tondokumente hin!
Weblinks
- The Telegraph: Markus Wolf (zum Tod des DDR-Spions)
- Radio Identification Signals and Numbers Stations auf www.arrse.co.uk
- NVA-Forum: Arbeitsmittel im MfS (Zahlensender)
- Die HVA bei ddr-wissen.de
- Zur Auflösung der HVA bei stasiopfer.de
- Bericht der Gruppe zur Auflösung der ehemaligen HVA vom Juni 1990
Einzelnachweise
- ↑ The Telegraph: Markus Wolf Artikel vom 10. November 2006 zum Tod von Markus Wolf
- ↑ Siehe bei ddr-wissen.de, Zugriff am 25. August 2008.
- ↑ NVA-Forum - Topic "Number Stations", Beitrag vom 26. November 2008, abgerufen am 23. Mai 2015
- ↑ 4,0 4,1 [http://www.addx.org/textarchiv/11-12-26-31.pdf Detlev Vreisleben in Agentenfunk und die verwendeten Verschlüsselungsverfahren] Radio-Kurier - weltweit hören, Ausgabe 12/2011
- ↑ G08b auf PRIYOM.ORG
Quellen
- G08 auf der Homepage von Simon Mason
- G08 bei PRIYOM.ORG
- ENIGMA und ENIGMA 2000 Newsletter, verschiedene Ausgaben
Besonderer Dank
Mein besonderer Dank geht an OM Thorsten (Citizen5, kein Mitglied von UTDX)), der mir einen enormen Teil der Recherchearbeit abgenommen hat und sich mit diversen Geschichtsquellen auseinandergesetzt hat.