Sandbox:G04: Unterschied zwischen den Versionen

Aktuelle Version vom 18. Juni 2023, 16:08 Uhr

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TiNG (Diskussion) 19:27, 5. Mai 2023 (UTC)

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Morsesignale	M12

Eckdaten von G04
Wappen des Információs Hivatal
Family (nach ENIGMA / E2k)	XIII
Stimme / Sprechweise	Young Lady, automatisch Stimme von G03
Spitzname / Alias	Three Note Oddity
Modulation	A3E (H3E/J3E/R3E/)
Nationalität	HNG
Sprach-Derivate	-keine-
Morse-Derivate	M29
Status	inaktiv
Erstes Log	Anfang der 1980er Jahre
Letztes Log	Frühjahr 2005
Siehe auch: Liste der Zahlensender

G04 war ein Zahlensender, der auch unter dem Spitznamen Three Note Oddity bekannt wurde. Lange Zeit galt diese Station als äußerst mysteriös, da sie nur schwer zu verfolgen war. Grund dafür waren monatliche Frequenzwechsel.

Nach heutigem Stand der Erkenntnisse (April 2018) wurde G04 vom ungarischen Geheimdienst betrieben - sowohl vor als auch nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes.

Klassifizierung

Der Sender G04 ist durch die ENIGMA-Gruppe aufgrund der Sprache (G = German) klassifiziert und wird der sog. Family XIII zugeordnet.

Betreiber

Als Betreiber konnte durch die ENIGMA-Gruppe in der Mitte der 1990er Jahre anhand der Auswertung verschiedener Leserzuschriften und anderer Quellen (die nicht näher genannt wurden) der ungarische Geheimdienst Információs Hivatal (IH) bzw. dessen in das Amt für Staatssicherheit integrierte ÁVH (Államvédelmi Hatóság) bestimmt werden. Da die ungarische Geheimdienstlandschaft sehr verworren ist, kann nicht klar ausgemacht werden, welche Abgrenzungen zwischen Spionageabwehr bzw. In- und Auslandsspionage gelten. Gerade vor dem Fall des Eisernen Vorhangs waren die Strukturen und Zuständigkeiten sehr undurchsichtig. Und unter der Regierung Viktor Orbán sind die nachrichtendienstlichen Strukturen noch schwammiger als zuvor.

Der entscheidende Hinweis auf einen ungarischen Nachrichtendienst basiert auf zwei grundlegenden Erkenntnissen:

Der Senderstandort konnte im Raum Budapest ausgemacht werden^[1] und
Die Stimme von G04 entspricht der "Matrone" von G03.

Senderstandorte

Unter Berücksichtigung der durch die ENIGMA- und ENIGMA2000-Gruppen zusammengetragenen Informationen kommen zwei Standorte für die Sender von G04 und M29 in Frage:

Pusztamonostor, östlich von Budapest^[2]^[3] - Man beachte die drehbare Log-Per am nordwestlichen Rand des Areals.
Eine Funk-/Fernmeldeeinrichtung am westlichen Rand von Budapest.^[4]^[5]

Weitere für die Kurzwelle geeigneten Sendestellen in der Umgebung von Budapest sind nicht bekannt. Allerdings ist es möglich, dass die für G04 und M29 verwendete Funksendestelle inzwischen abgebaut worden ist. Entsprechende Beweise für diese These liegen bislang aber nicht vor.

Geschichte

Aufgrund der von G03 bekannten Stimme sind die Ursprünge von G04 in den gemeinsamen nachrichtendienstlichen Interessen der Mitgliedsstaaten des ehemaligen Warschauer Pakts zu suchen. Welche direkten Verbindungen es aber zwischen dem ostdeutschen Ministerium für Nationale Verteidigung und dem Konglomerat der ungarischen Geheimdienste gab, ist nicht nachvollziehbar. Entsprechende Belege sind in der Form nicht frei verfügbar und höchst wahrscheinlich gezielt unter Verschluss. Dennoch belegt alleine die Verwendung der gleichen Stimme bei G03 und G04 eine enge Bindung zwischen den Staatssicherheitsdiensten beider Länder. Hier kann von einem regen Austausch auf der technologischen Ebene ausgegangen werden.

Erstes Log

Wann genau G04 das erste Mal auf der Kurzwelle auftauchte lässt sich heute nicht mehr belegen. Erste bekannte Logs stammen aus den frühen 1980er Jahren.

Letztes Log

Das letzte Log bei ENIGMA2000 stammt aus dem Frühjahr 2005. Es ist nicht bekannt, ob G04 darüber hinaus noch aktiv war.

Format

Erkennungssignal	Präambel	Nachricht					Ende der Sendung
Sendeformat von G04				Siehe auch Format von Zahlensendungen
Elektronisches Dreitonsignal, fünf Minuten vor Sendungs- beginn (siehe Sendeplan)	Mit Message
		Nr.	Einleitung	Text	Wiederholung	Ende
	entfällt	1.	ACHTUNG ACHTUNG	FFFFF	entfällt	entfällt	ENDE ENDE
		2.	{{{Einleitung2}}}	{{{Text2}}}	{{{Wiederhole2}}}	{{{Ende2}}}	{{{Endmessage2}}}
			{{{Z2}}}	{{{Z3}}}	{{{Z4}}}	{{{Z5}}}	{{{Z6}}}
	NULL-Message
	{{{NullPräambel}}}		{{{NullEinleitung}}}	{{{NullText}}}	{{{NullWiederhole}}}	{{{NullEnde}}}	{{{NullEndMessage}}}

Erkennungssignal

Das Erkennungssignal bestand zwar immer aus drei Tönen, änderte sich aber im Laufe der Jahre. Zu Anfang der bekannten Aufzeichnungen in einer langsameren bzw. niedriger gestimmten Variante des Dreitonsignals aus dem deutschen Telefonnetz "Kein Anschluss unter dieser Nummer". Danach wurden zwei etwas höher gestimmte Varianten verwendet, bevor es dann ab dem Jahr 2000 in eine Folge des Ton "H" in drei Oktaven geändert wurde (H - H' - H'').

Art der Zahlengruppen

Im Gegensatz zu allen anderen bekannten Zahlensendern nutzte G04 augenscheinlich keine Zufallszahlen (Random Numbers), denn Beobachtungen seit etwa 1990 belegen Auffälligkeiten bei einzelnen Zahlenkombinationen. So schreibt Simon Mason auf siner G04-Seite:

Here’s an example of the non-random structure G4 SEP 98 23 Groups 32587 05458 32125 45214 65212 85458 65458 65458 54120 45120 45200 45158 65425 54214 74548 35458 62102 85402 78521 84522 14520 87458 32125 Total number of figures: 23 x 5 = 115 Mean individual figure count, if random 11.5 Actual figure count 0=7 1=10 2=20 3=4 5=29 6=5 7=4 8=13 9=0 Note there is no 9s at all. Paired figures one only 00. Average would be about 23. Repeated groups 32125 (x2, a popular group at this time, one message contained about five) 65458 adjacent. Anagrams: 45214/54214 45210/54120/14520 1st two figures 45(x4) 65(x4) 32 (x4) 85 (x2) 43 (x2) Last Two 58 (x7) 25 (x3) 14 (x2) 02 (x2) 2nd and 3rd 54 (x7) 52 (x4) 45 (x3) 21 (x3) 3rd and 4th 45 (x6) 21 (x3) 12 (x3) 52 (x3) Much more analysis can be done on this message, but his is enough to show the non-randomness of the encryption.

Übersetzung:

Hier ist ein Beispiel für die nicht zufällige Struktur von G04 aus dem September 1998 23 Gruppen 32587 05458 32125 45214 65212 85458 65458 65458 54120 45120 45200 45158 65425 54214 74548 35458 62102 85402 78521 84522 14520 87458 32125 Gesamtzahl der Ziffern: 23 x 5 = 115 Theoretisches Mittel für jede einzelne Ziffer: 11,5 Tatsächliches Auftauchen jeder Ziffer: 0=7x 1=10x 2=20x 3=4x 5=29x 6=5x 7=4x 8=13x 9=0x Keine einzige 9 in der Botschaft Nur ein Zifferndoppel 00 Wiederholte Gruppen: 32125 (x2, sehr populär zu der Zeit, eine Nachricht enthielt diese Gruppe fünfmal) und 65458 direkt hintereinander. "Anagramme": 45214/54214 45210/54120/14520 Erste zwei Stellen 45(x4) 65(x4) 32 (x4) 85 (x2) 43 (x2) Letzte zwei Stellen 58 (x7) 25 (x3) 14 (x2) 02 (x2) Zweite und dritte Ziffern 54 (x7) 52 (x4) 45 (x3) 21 (x3) Dritte und vierte Ziffern 45 (x6) 21 (x3) 12 (x3) 52 (x3)

Man könnte weitere Analysen allein für diese Nachricht durchführen, aber diese Beispiele zeigen eindeutig die nicht zufälligen Schlüsselgruppen.

Offenbar nutzte man bei G04 (und sicherlich auch bei M29) ein anderes Schlüsselverfahren als die ansonsten weit verbreiteten One-Time-Pads. Hier scheint eher eine Tabelle mit weiteren Schlüsseltexten oder -gruppen zugrunde gelegen zu haben.

Erst ab etwa 1999 tauchten in den Botschaften tatsächlich Zufallsgruppen auf, die einer Analyse wie oben deutlich besser standhielten.

Sprache und Stimme

Die weibliche Stimme entspricht der von G03 und war (digital) aufgezeichnet. Die Aussprache war zackig, kam einem Befehlston sehr nah. Dabei waren einige Zahlen äußerst charakteristisch in der Aussprache:

die 2 wurde ZWO mit einem sehr kurzen O ausgesprochen ("Zwo!")
die 4 klang wie "FIRR"
die 8 war so kurz und zackig gesprochen, dass sie wie "AKT" klang
die 9 wurde nicht "NEUEN" sondern ganz normal "NEUN" auspesprochen
die 0 war in der Stimmlage etwas tiefer als die übrigen Zahlen und war im Vergleich eher gedehnt ("NUHL").

Die Aussprache mit überbetontem "R" in der Ziffer 4, bei der insgesamt staccatoartigen Aussprache, deuten am ehesten auf eine Sprecherin mit tschechischen oder ungarischen Sprachwurzeln hin.

Die gleiche Stimme wurde auch bei G20 verwendet.

Sendeplan

Typisch für G04 waren monatlich wechselnde Frequenzen, die - bei einer angenommenen Versorgung von Mitteleuropa - den Jahreszeiten angepasst waren. Dies machte es allerdings auch schwierig, der Station zu folgen.

Als Beispiel ist hier eine Übersicht aus dem ENIGMA-Newsletter #10 vom März 1996 dargestellt, die um Informationen von Simon Masons G04-Seite erweitert wurde. Diese stammen von Hans-Friedrich Dumrese, der G04 über einen längeren Zeitraum mitgeplottet hat. Hieran kann man das komplexe Frequenzmanagement seitens des Betreibers erkennen (alle Zeiten GMT, alle Frequenzen kHz).

Monat Jahr	Sonntag 1310	Sonntag 2005	Sonntag 2105	Sonntag 2140	Sonntag 2210	Samstag 1900	Samstag 2110	Freitag 0510	Freitag 1700	Freitag 2040	Donnerstag 2000	Dienstag 2000	Sonntag 0510
Juli 1993					5718
August 1993					5617			5815⁽¹⁾
September 1993					5487
Oktober 1993					4827
November 1993					4139
Dezember 1993					3815
Januar 1994					4126
Februar 1994					4357
März 1994					4562		5472
April 1994					4751		6641	4327		4583
Mai 1994					5637		7538	4620
Juni 1994					6547		7481	6875		5256
Juli 1994					5718		6853	6379
August 1994					5617		6642	5178		5178
September 1994					5487		5817		7625	4410
Oktober 1994		3471			4827		5329
November 1994	8853	3352			4139		4276
Dezember 1994	8621	3268			3815		3941		5575
Januar 1995	7832	3241	3229	3127	4126		4627
Februar 1995	7148	3425	3409	3309	4357		5448
März 1995	8824	3931	3419	3319	4562		5472
April 1995	7983	4581	4581	4481	4751	4628	6741	4327			4628	4628
Mai 1995	7719	4698			5637	4547	7538	4620			4647	4647
Juni 1995	7568		5281	5181	6547	4773	7481	6875			4773	4773	5166
Juli 1995	7481		5422	5322	5718	4360	6853	6379			4359	4359	5166
August 1995	7736		5233	5133	5617	4208	6642				4208	4208
September 1995	8752		4484	4384	5487		5817						4063
Oktober 1995		3417	3389	3289	4827		5329
November 1995	8853	3352	3276	3176	4139		4276
Dezember 1995	8621	3268	3199	3099	3815		3941
Januar 1996			3227	3127
Februar 1996			3409	3309
März 1996			3419	3319
April 1996			4581	4481
Mai 1996			4165	4065
Juni 1996			4340	4240
Juli 1996			3935	3835
August 1996			4165	4065
September 1996			3930	3830
Oktober 1996			3280	3180
November 1996			3270	3170
Dezember 1996			3285	3185
Januar 1997			3230	3130
Februar 1997			3245	3145
März 1997			3275	3175
April 1997			3936	3836
Mai 1997			4245	4145
Juni 1997			4376	4276
Juli 1997			3930	3830
August 1997			3935	3835
September 1997			3915	3815
Oktober 1997			3315	3215
November 1997			3265	3165
Dezember 1997			3255	3155
Januar 1998			3255	3155
Februar 1998			3265	3165
März 1998			4435	4335
April 1998			4745	4645
Mai 1998			5410	5310
Juni 1998			5730	5630
Juli 1998			5840	5740
August 1998			5755	5655
September 1998			5310	5210
Oktober 1998			4685	4585
November 1998			3940	3840
Dezember 1998			3380	3280
Januar 1999			3415	3315
Februar 1999			3905	3805
März 1999			4520	4420
April 1999			5310	5210
Mai 1999			5570	5470
Juni 1999			5720	5620
Juli 1999			5680	5580
August 1999			5730	5630
September 1999			5320	5220
Oktober 1999			5320	5220
November 1999			3910	3810
Dezember 1999			3360	3260
Januar 2000			3440	3340
Februar 2000			3920	3820
März 2000			4520	4420
April 2000			5210	5310⁽²⁾
Mai 2000			4830	4930
Juni 2000			5220	5320
Juli 2000			5360	5460
August 2000			5320	5420
September 2000			4760	4860
Oktober 2000			4580	4680
November 2000			4270	4380
Dezember 2000			4110	4210
Januar 2001			4120	4220
Februar 2001			4280	4380
März 2001			4750	4850
April 2001			5210	5310
Mai 2001			4830	4930
Juni 2001			unbek.	unbek.

Anmerkungen:

⁽¹⁾: Die im August 1993 beobachtete Sendung begann abweichend bereits um 0500 utc.
⁽²⁾: Entgegen dem bisherigen Verhalten sind ab diesem Monat die Frequenzen der zweiten Sendung höher als die der ersten.

Anomalien

G04 sendete in allen bekannten Fällen in der Modulationsart A3E. Dabei war der Träger durchweg sehr stark, die Modulation jedoch sehr leise. Das konnte den Empfang bei schwieriger Funkwetterlage deutlich erschweren.

Rezeption

G04 inspirierte, wie andere Zahlensender auch schon, verschiedene Künstler zur Verwendung der Zahlen bzw. des Ankündigungssignals. So schuf ein Zahlensender-Freund namens "Jimmy" aus Oxford einen XM-Script für WinAmp, der Samples von G04, G06 und G07 verwendete.

Der Künstler Amarok nahm diesen XM-Script und fertigte daraus eine komplexere Version:

Tondokumente

G04, Version 1, Datum, Zeit und Frequenz unbekannt.

G04, Version 2, Datum, Zeit und Frequenz unbekannt.

Mitschnitt (komplette Sendung) von G04 vom 07.03.2002, 2134z auf 4850,0 kHz (AM), aus dem Archiv von tiNG

Einzelnachweise und weitere Quellen

↑ ENIGMA Newsletter 10, März 1996, Seiten 54-56
↑ https://goo.gl/maps/1YKKU Pusztamonostor via Google Maps
↑ http://binged.it/1fFCEv4 Pusztamonostor bei BING Maps
↑ https://goo.gl/maps/IZedk Funkstelle am Westrand von Budapest bei Google Maps
↑ http://binged.it/1MN1vKt Funkstelle am Westrand von Budapest auf BING Maps

G04 auf der Homepage von Simon Mason abgerufen im Webarchiv
G04 bei PRIYOM.ORG