G15

Aus UTDX-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Utdx-logo.png Navigation Zahlensender
Generell PortalListeKlassifizierungFormatBND-Zahlensender
Deutschsprachig G01G02G03G04G05G06G07G08G09G10
G11G12G13G14G15G16G17G18G19G20
G21G22
Englischsprachig E01 • E02 • E03 • E04 • E05 • E06 • E07 • E08 • E09 • E10

E11 • E12 • E13 • E14 • E15 • E16 • E17 • E18 • E19 • E20

Morsesignale  M12
Eckdaten von G15
BND-Logo.png
Siegel des BND
Family
(nach ENIGMA / E2k)
VI
Stimme / Sprechweise YL, Deutsch
ehem. Live, später synthetisch
Spitzname / Alias „Papa November“
Buch[1]
Modulation AM (H3E) und
USB (J3E/R3E)
Nationalität D Deutschland
Sprach-Derivate G14, G16, E16[2]
Morse-Derivate keine
Status Inaktiv
Erstes Log unbekannt
Letztes Log November 1992
Siehe auch: Liste der Zahlensender

G15 war ein Zahlensender des Bundesnachrichtendienstes, der auch unter dem Spitznamen Papa November bekannt wurde, jedoch bereits in den späten 1980er Jahren, noch vor einer Einteilung durch die ENGIMA-Gruppe, von tiNG zusammen mit G14 und G16 / E16 unter der Sammelbezeichnung Buch (kurz für Buchstabenkennung) geführt wurde.

Klassifizierung

G15 ist durch die ENIGMA-Gruppe aufgrund der Sprache (für G = Deutschsprachig) klassifiziert und wird der Family VI zugeordnet.

Betreiber

G15 wurde als einer von vier Zahlensendern des BND betrieben. Sein auffälliger Sendeplan und seine Programmstruktur weichen zum Teil deutlich von den drei anderen Sendern, G14, G16 und E16, ab. An sich gibt es jedoch so viele Gemeinsamkeiten zu den anderen Sendern des BND, dass eine Zusammengehörigkeit frühzeitig festgestellt wurde. Die Besonderheiten von G15 deuten darauf hin, dass diesem Zahlensender eine besondere Bedeutung innerhalb des BND zukam. Aus den bisher zugänglichen Veröffentlichungen, wie Jan Burys CRYPTOLOGIA-Artikel oder den Unterlagen des BStU gehen keine Erkenntnisse über G15 hervor. Darum sind viele Informationen eher mutmaßlich als gesichert anzusehen.

Funktion

Ausgehend davon, dass offenbar jeder der vier Zahlensender des BND eine bestimmte Funktion zu erfüllen hatte, fallen bei G15 nachfolgende Details besonders auf:

  1. G15 hatte pro Tag vier feste Programmzeiten, mit jeweils einer Widerholung 30 Minuten später (Zulu-Zeit): 0000/0030, 0600/0630, 1200/1230 und 1800/1830.
  2. Alle Programmzeiten wurden auf vier verschiedenen Frequenzen gleichzeitig ausgestrahlt: 2707, 5015, 7404 und 11108 kHz. Unbestätigten Berichten zufolge soll es noch eine fünfte Frequenz zwischen 15 und 18 MHz gegeben haben.
  3. G15 versorgte je Sendung mindestens vier bis zu maximal zwölf Agenten.
  4. Die von G15 ausgestrahlten Nachrichten waren zwischen zwei und maximal 35 Gruppen lang, im Schnitt betrug die Nachrichtenlänge 11 Gruppen.
  5. „Adressen“ (IDs, Agenten) von G15 tauchten niemals bei G14 oder G16/E16 auf - erst nach Abschaltung von G15 wurden „Adressen“ von G16 unter MIKE DELTA und PAPA DELTA weitergeführt.
  6. Nachrichten für Agenten wurden mehrfach gesendet bzw. wiederholt.

Auf der Grundlage dieser Fakten erscheinen heute (Stand März 2023) folgende Schlüsse über die Bedeutung von G15 möglich:

  • G15 war ein „Kurznachrichtendienst“ für alle Agenten des BND („Persönliche Nachrichten“ – PN) und diese hatten bei G15 eine eigene, abweichende „Adresse“.
  • G15 diente der Täuschung der gegnerischen Spionageabwehr.
  • G15 hatte einen komplett autarken Empfängerkreis und dieser hatte nicht direkt mit der Auslandsaufklärung zu tun (z.B. Botschaften, Konsulate, Attachés).

Unter Zuhilfenahme aller bekannten Erkenntnisse über den BND ist es daher am wahrscheinlichsten, dass G15 ein persönlicher Nachrichtendienst (Papa November) für alle Agenten des Bundesnachrichtendienstes war, der wahrscheinlich keine operativen Anweisungen oder Aufträge übermittelte. Viel mehr scheint es sich um einen Informationsdienst für persönliche, logistische oder administrative Angelegenheiten gehandelt zu haben. Das dürften auf der einen Seite Lieferanzeigen für „im Feld“ benötigtes Gerät oder Material, Informationen über die Zustellung oder Übergabe neuer One-Time-Pads und vielleicht auch mal ein Geburtstagsgruß gewesen sein. Solange jedoch keine Akten darüber veröffentlicht oder zugänglich sind bleibt dies nur eine Mutmaßung.

Senderstandorte

Siehe: Senderstandorte in Zahlensender des Bundesnachrichtendienstes für weiterführende Informationen.

Es ist bis heute unklar, welcher Senderstandort bzw. Standorte für die Übertragungen von G15 genutzt wurden. Wahrscheinlich ist aber, dass die Sendungen simultan über mehr als zwei Standorte ausgestrahlt wurden. Einigen Beobachtern zufolge soll es jedoch zwischen den einzelnen Frequenzen zu einem Zeitversatz von bis zu einer Sekunde gekommen sein, was diese Annahme stützen würde.

Betrachtet man die mögliche Funktion und Bedeutung von G15 sowie dessen Sendeplan, wurden die Sendungen über exakt frequenzangepasste Rundstrahlantennen ausgestrahlt. Dies gewährleistete für alle Empfänger in allen Richtungen und zu allen Tageszeiten eine optimale Aufnahmemöglichkeit. Das Versorgungsgebiet reichte dabei deutlich über die europäischen Grenzen hinaus, was durch entsprechende Logs von Zahlensenderbeobachtern bestätigt wurde.

Agenten

Ebenso wie G14 hatte auch G15 einen eigenen Empfängerkreis. Es kam erst nach der Abschaltung des Senders dazu, dass die dreistelligen „Adressen“ (IDs) bei G16 unter den Buchstaben „MIKE DELTA“ und „PAPA DELTA“ auftauchten (siehe dazu die Agentenliste bei den Zahlensendern des Bundesnachrichtendienstes).

Nachfolgende Agentenlisten (AGL) sind dokumentiert:

AGL für G15 von tiNG
000-099 100-199 200-299 300-399 400-499 500-599 600-699 700-799 800-899 900-999
007 109 219 307 406 535 602 713 805 905
018 112 220 312 422 541 616 717 813 916
040 126 231 321 438 543 620 725 825 923
046 133 233 325 462 544 657 736 849 927
052 144 238 337 464 563 669 749 853 935
057 156 243 351 468 569 678 751 868 966
064 160 275 352 479 572 688 760 877 994
078 174 280 367 484 581 690 765 881 994
084 178 293 372 491 595 695 767 887 997
092 179 376 494 683 771 891
096 197 383 799
399
AGL für G15 von Simon Mason
000-099 100-199 200-299 300-399 400-499 500-599 600-699 700-799 800-899 900-999
007 109 212 307 406 525 602 706 805 905
018 112 217 312 422 535 616 713 809 916
040 126 219 318 438 541 620 717 825 923
046 133 220 321 448 543 637 725 843 927
052 144 231 337 462 544 657 736 849 935
057 156 233 348 464 552 669 749 853 948
064 160 238 351 468 563 678 765 868 969
078 174 243 352 479 564 683 771 877 966
084 178 269 367 484 569 687 799 881 974
092 179 275 372 487 572 688 887 994
096 181 280 376 491 581 690 891 997
197 293 383 494 585 695
399 587
595
AGL für G15 von PRIYOM
000-099 100-199 200-299 300-399 400-499 500-599 600-699 700-799 800-899 900-999
007 109 212 307 406 525 602 706 805 905
018 112 217 312 422 535 616 713 809 916
040 126 219 318 438 541 620 717 825 923
046 133 220 321 448 543 637 725 843 927
052 144 231 337 462 544 657 736 849 935
057 156 233 348 464 552 669 749 853 948
064 160 238 351 468 563 678 765 868 965
078 174 243 352 479 569 683 771 877 966
084 178 269 367 484 572 687 779 881 974
092 179 275 372 487 581 688 887 994
096 181 280 376 491 585 690 891 997
197 293 383 494 587 695
399 595

Geschichte

G15-Mitschrift vom 6. Mai 1986 um 0600 UTC aus dem Archiv von tiNG

Bis heute (Stand März 2023) ist nicht geklärt, wann G15 seinen Sendebetrieb aufgenommen hat. Nach Auswertung aller zur Verfügung stehenden Quellen ist aber davon auszugehen, dass der Start von G15 um die Mitte der 1960er Jahre stattgefunden haben dürfte.

Erstes Log

Simon Mason und ebenso priyom.org gehen von ersten Logs ab Ende der 1960er Jahre aus. Exakter ist dies heute jedoch nicht mehr zu datieren.

Letztes Log

Den Aufzeichnungen von Hans-Friedrich Dummrese ist zu entnehmen, dass G15 zuletzt im November 1992 auf Sendung war. Das stimmt mit den Angaben von Simon Mason in ENIGMA-Newsletter #3 überein. Damit steht die Einstellung von „PAPA NOVEMBER“ offenbar in direktem Zusammenhang mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.

Format

Sendeformat von G15 Siehe auch Format von Zahlensendungen
Ankündigungssignal Präambel Nachricht Ende der Übertragung
Papa November
Papa November
3x Wiederholt, dann zufällige Tonfolge
alles insgesamt R5m
Mit Message
    Einleitung Message Wiederholung Ende  
„Es liegen Mitteilungen vor für
a1a1a1 a1a1a1  gg Gruppen

a2a2a2 a2a2a2  gg Gruppen

axaxax axaxax  gg Gruppen“
Es konnten bis zu 12 Agenten in einer Sendung versorgt werden.
1. „Achtung!
a1a1a1 a1a1a1  gg Gruppen“
FFF FF entfällt „Ende!“ entfällt
2. „Achtung!
a2a2a2 a2a2a2  gg Gruppen“
FFF FF entfällt „Ende!“ entfällt
3. „Achtung!
a3a3a3 a3a3a3  gg Gruppen“
FFF FF entfällt entfällt „Ende!“
Signalton von ca. 3 sek. Dauer

Die dargestellte Grafik stellt beispielhaft dar, wie drei Agenten mit Nachrichten versorgt wurden. Tatsächlich wurden jedoch immer mehrere Agenten mit einer Ausstrahlung versorgt. Dementsprechend sind nach dem Punkt "3." noch bis zu 12 weitere Nachrichten ausgestrahlt worden. Aufgrund der besseren Übersichtlichkeit sind hier jedoch nur drei "Message-Durchläufe" dargestellt.

Sprache und Stimme

Siehe: Sprache und Stimme bei Zahlensender des Bundesnachrichtendienstes für weiterführende Informationen.

Varianten

G15a

G15a war keine eigentliche Variante im engeren Sinne. Der einzige Unterschied zu den „normalen“ Sendungen von G15 bestand darin, dass in der Ankündigung die „Wessel-Hymne“ und die Buchstaben „PAPA NOVEMBER“ gleichzeitig, „übereinander liegend“, ausgestrahlt wurden. Dadurch liefen Melodie und Ansage quasi in einer Dauerschleife über die kompletten fünf Minuten der Ankündigung.

Sendeplan

G15 war vier- bzw. achtmal pro Tag auf Sendung: 0000z, 0600z, 1200z und 1800z mit jeweils einer Wiederholung eine halbe Stunde später. Diese fand im Gegensatz zur vollen Stunde mit unterdrücktem oder auch nur reduziertem Träger (R3E) statt, so dass es deutlich schwerer war, sie mitzuschreiben, wenn kein Empfänger mit BFO zur Verfügung stand. Der Vorteil einer solchen USB-Sendung liegt in einer gesteigerten Reichweite.

Alle vier bzw. acht Sendungen eines Tages waren identischen Inhalts. Jeden Tag kam allerdings mindestens ein neuer Agent hinzu, für den eine Nachricht vorlag. Ein anderer Agent, der bereits mehrere Tage versorgt wurde, wurde weggelassen. Dadurch ergab sich eine gewisse "Rotation" im Verlauf einer Woche. Die folgende Tabelle zeigt eine solche Rotation auf der Basis von Simon Masons Beobachtungen.

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen
997 11 717 12 233 17 622 10 117 11 335 12 477 12
524 8 997 11 717 12 233 17 622 10 117 11 335 12
543 11 524 8 997 11 717 12 233 17 622 10 117 11
771 22 543 11 524 8 997 11 717 12 233 17 622 10
825 7 771 22 543 11 524 8 997 11 717 12 233 17
372 16 825 7 771 22 543 11 524 8 997 11 717 12
543 11 372 16 825 7 771 22 543 11 524 8 997 11

Die Sendungen am Montag begannen mit Agent 997, der am Dienstag dann auf den zweiten Platz rutschte, am Mittwoch auf Rang drei usw. bis er am Sonntag an letzter Stelle genannt wurde.

Bereits im Jahr 1990 nahm das Nachrichtenaufkommen von G15 signifikant ab. Simon Mason listete dazu die folgende Übersicht auf:

21.03.1990 16.04.1990 16.05.1990 21.06.1990 19.08.1990 02.12.1990
Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen Agent Gruppen
683 6 706 8 853 6 351 7 269 10 352 15
462 11 321 15 307 35 974 9 564 8 563 14
383 7 178 2 923 10 156 12 133 6 868 12
318 12 084 6 321 9 064 18 620 9 935 11
096 8 464 11 243 12 541 13 713 7 736 7
484 11 997 8 582 7 572 13
948 11 997 8 494 8
825 23 688 16
307 19 825 10

Gegen Ende der Ausstrahlungen von G15 bis zur Einstellung des Sendebetriebs waren meist nur noch drei bis vier Agenten je Sendung enthalten.

Anomalien

Mit dem Beginn regelmäßiger Beobachtung von G15 in den 1970er-Jahren stellten die Zahlensenderhörer schnell fest, dass dieser Sender sehr präzise arbeitete. Die Sendungen begannen fast auf die Sekunde genau zu den bekannten Sendezeiten - abgesehen von dem bestehenden Zeitversatz zwischen den einzelnen Frequenzen.

Tondokumente


Teil einer Sendung von G15 vom 13. Mai 1980 um 1200 UTC auf 7404,0 kHz (Quelle: Karl Heinz Rühl)



Ankündigung von G15 etwa um 1980 (Quelle: Jochen Schäfer)



Ankündigung von G15 vom August 1983, hier eine deutlich andere Aussprache von "NOVEMBER" (Quelle: Jochen Schäfer)



Ankündigung von G15 von Oktober 1986 (Quelle: Jochen Schäfer)



Ankündigung von G15 vom 5.11.1988 (Quelle: Jochen Schäfer)



Vollständige G15-Sendung von 1990, ca. 13 Minuten lang (Quelle: Gary Hagerman, Wales)



Ankündigung von G15 aus dem Jahr 1991 (Quelle: OM Frank, Göttingen, via schortwavearchive.com)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieser Name entstammt den ersten Kategorisierungen Mitte der 1980er Jahre durch tiNG
  2. Der Bundesnachrichtendienst unterhielt insgesamt drei verschiedene Zahlensender in zwei Sprachen (E / D). G14, G15, G16 (und E16) sind zwar alle vom BND betrieben, weisen aber graduelle Unterschiede auf. Insofern ist in diesem Fall nicht von Sprach-Derivaten zu reden, sondern von eigenen Stationen. Lediglich G16 und E16 sind Sprach-Derivate voneinander.

Quellen

Utdx-logo.png Navigation Zahlensender
Generell PortalListeKlassifizierungFormatBND-Zahlensender
Deutschsprachig G01G02G03G04G05G06G07G08G09G10
G11G12G13G14G15G16G17G18G19G20
G21G22
Englischsprachig E01 • E02 • E03 • E04 • E05 • E06 • E07 • E08 • E09 • E10

E11 • E12 • E13 • E14 • E15 • E16 • E17 • E18 • E19 • E20

Morsesignale  M12