Portal:Zahlensender
P o r t a l : Z a h l e n s e n d e r
Zahlensender gehören zu den mysteriösesten Phänomenen der Kurzwelle. Bereits in der Gründungszeit des Kurzwellenfunks sollen sie durch den Äther gesendet worden sein. Heute „erscheinen“ sie immer wieder zwischen 3 und 23 MHz - je nach Tages- und Jahreszeit. Allerdings hat die Vielfalt der Sender seit Beginn 1990er Jahre rapide abgenommen.
Mit dem Ende des Kalten Krieges verstummten zeitgleich zwei Sender aus der ehemaligen DDR. Der BND, bereits vermutlich seit den 1960er Jahren mit Zahlenbotschaften im Äther vertreten, stellte sieben Jahre nach der Wiedervereinigung seine Sendungen ein. Nur wenige Jahre später endeten die Sendungen der CIA. Jüngste „Verluste“ sind der israelische Geheimdienst MOSSAD, dessen als E10 bekannten Sendungen Ende 2011 aus dem Äther verschwanden und G11 aus Polen, der zuletzt im Januar 2014 geloggt wurde.
Die heute noch aktiven Dienste, die nach wie vor ihre endlosen Zahlenkolonnen über die Kurzwelle ausstrahlen, kommen aus China, Nord Korea, Kuba, Polen, Russland, Tschechien und Ägypten. Erstaunlicherweise hat die Aktivität der verbliebenen Zahlensender jedoch nicht weiter nachgelassen. Im Gegenteil: Seit 2015 ist die Zahl der sogenannten „Timeslots“ der verbliebenen Zahlensender gestiegen. Zu den bisher bekannten Sprach- und Morsesendungen sind polytone Übertragungen wie auch digitale Modulationsarten (RTTY) hinzu gekommen.
Die Zahlencodes werden wir als Kurzwellenamateure sicherlich nicht knacken (können). Ohne den entsprechenden Schlüssel (One-Time-Pad) besteht keine Chance, die Zahlenreihen in Klartext umzuwandeln. Daher bleibt uns, bis auf wenige Ausnahmen, auch die Möglichkeit verschlossen zu unterscheiden, ob es sich um „echte“ Botschaften oder nur „Füllfunk“ handelt, der die gegnerische Spionageabwehr beschäftigen soll. Allerdings möchten wir mit diesem Portal einen Einstieg in die faszinierende Welt der Zahlensender ermöglichen. Sie sind nun einmal „Utility-Dienste“ und teilen sich die Kurzwelle mit vielen anderen Funkanwendungen (Amateurfunk, Seefunk, Flugfunk und nicht zu vergessen dem Rundfunk).
Unsere Liste der Zahlensender zeigt alle jemals dokumentierten und durch die ENIGMA-Gruppe klassifizierten Zahlensender auf. Hinzu kommen Stationen, die eine Klassifizierung durch die Hobbykollegen von PRIYOM erhalten haben und jene, die durch OM Ary Boender klassifiziert wurden. Von dort aus kann man sich zu der Artikelseite eines jeden Zahlensender weiterleiten lassen. Ebenso listet diese Übersicht „Verwandtschaften“ verschiedener Zahlensender auf, die zusammengefasst als „Family“ bezeichnet werden. Hinzu kommen Daten über erste und letzte dokumentierte Logs (Aufnahmen oder Mitschriften).
Aktuell sind die Zahlensenderseiten noch im Aufbau. Wir bitten daher um Verständnis, wenn viele Links derzeit noch in die vermeintliche Leere laufen. Inzwischen sind aber die ersten Zahlensenderseiten fertiggestellt:
Navigation Zahlensender | |||||||||
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Was ist ein Zahlensender?
Zahlensender sind ein Führungsmittel für Geheim- und Nachrichtendienste, um ihren Agenten im Einsatz („im Feld“) Befehle, Aufträge und sonstige Nachrichten zukommen zu lassen. Durch die physikalischen Eigenschaften der Kurzwelle können die Betreiber mit geringem technischem aber hohem Energieaufwand eine weltweite Versorgung der Agenten mit Nachrichten realisieren. Zwar können diese Sendungen durch die typischen Einflüsse auf die Kurzwelle gestört werden, dennoch bietet diese Art der Übertragung einen entscheidenden Vorteil: Zum Empfang reicht ein handelsübliches Radio, das neben UKW mindestens einen Teil der Kurzwelle empfangen kann. In den meisten Ländern der Welt ein unauffälliger, weil alltäglicher Gegenstand. Ein weiterer Vorteil der Übertragung per Kurzwelle ist, dass der Empfänger nicht ohne großen technischen Aufwand angepeilt werden kann. Ein einfacher Empfänger verursacht keine unmittelbar erfassbare Emission, die den Empfang von Zahlensendungen messbar machen würde. Außer im absoluten Nahfeld – direkt neben dem Empfangsgerät könnte die eingestellte Frequenz unter gewissen Umständen angemessen werden.
Allerdings bedeutet der Betrieb von Zahlensendern hohe finanzielle Ausgaben, denn der Strom für die notwendige Bereitstellung der Sendeleistung (mehrere Kilowatt) ist sehr teuer. Daher verzichten inzwischen viele der ehemals auf Kurzwelle mit Zahlenbotschaften vertenen Geheimdienste auf diesen Übertragungsweg und sind auf alternative Kommunikationsmittel (Satelliten, Internet etc.) ausgewichen.
Aktive Zahlensender
Von den über 50, in verschiedensten Sprachen klassifizierten, Zahlensendern (Nomenklatur der ENIGMA-Gruppe) sind heutzutage nur noch wenige empfangbar.
Aktiv sind derzeit (Stand: 07/2022) noch die Sender Russlands (E06, S06, V07 und E07, die Morse-Dienste M01, M12 und M14 sowie die polytonen Dienste XPA1, XPA2, XPB1 und X06), Polens (E11 und S11), Ägyptens (E25), Kubas (HM01), sowie diverse asiatische Sender, bei denen eine Urheberzuordnung bislang noch nicht gelungen ist.
Sendezeiten und Frequenzen der meisten Dienste sind semi-regelmäßig. Das bedeutet, dass nicht täglich um die gleiche Zeit der gleiche Dienst auf der gleichen Frequenz sendet. Die einzelnen sogenannten „Slots“ ändern sich mehrfach im Jahr, da sie an die jeweiligen Ausbreitungsbedingungen der Kurzwelle angepasst werden. Die immer gleichen Sendepläne, wie sie von z.B. G08, G15 oder G16 verwendet wurden, gibt es in der Form lediglich noch beim kubanischen Geheimdienst HM01. Alle anderen Dienste haben ihre Sendepläne weitestgehend verkompliziert und folgen dabei zum Teil zweiwöchentlich variierenden Intervallen.
Eine aktuelle Übersicht über aktive und inaktive („verschwundene“) Zahlensender bietet die Liste der Zahlensender in diesem Wiki.
Helfen Sie mit!
Viele Zahlensender haben die Kurzwelle inzwischen verlassen. Mit dem Ende des „Kalten Krieges“ gab es für die Mehrzahl der Betreiber auf der einen Seite keinen Nutzen mehr für diese Form der Nachrichtenübermittlung, auf der anderen Seite gab es neue, modernere und „preiswertere“ Möglichkeiten der konspirativen Verbindungsaufnahme. Daher sind die meisten Zahlensender inzwischen „Geschichte“ und wir stellen dazu nur noch historische Fakten dar.
Diese sind aber nichts, wenn wir sie nicht untermauern können. Daher benötigen wir Ihre Mithilfe als langjähriger Kurzwellenfreund, HAM und SWL: Was immer Sie zum Themenbereich der Zahlensender beisteuern können ist uns herzlich willkommen. Vor allem die Sender, die noch vor 1995 aktiv waren interessieren uns sehr. Schicken Sie uns, was Sie mit uns teilen möchten:
- Logbuch-Einträge zu Zahlensendern,
- Mitschriften und sonstige Aufzeichnungen und
- Tondokumente.
Wir möchten dieses hochinteressante Kapitel der Funkgeschichte für die Nachwelt erhalten, um jungen Einsteigern in die faszinierende Welt des Utility-DX zeigen zu können, wie wichtig der Äther war und um erfahrenen Kurzwellenfreunden wichtige Erinnerungen zu bewahren.
Natürlich werden wir niemals die kompletten Details und Hintergründe zu allen Zahlensendern lüften können. Im Falle der Zahlensender der DDR - G03 und G08 - waren das mehr als glückliche Umstände, die uns diese Fülle an Informationen und Details haben zusammentragen lassen. Das wird bei anderen Zahlensendern aber umso schwerer.
Daher ist jedes Detail, das wir finden können oder uns zugeschickt wird, von großer Bedeutung – auch für die bereits in diesem Wiki veröffentlichten Artikel. Sobald neue Informationen zusammenkommen werden wir die betreffenden Artikel einer Revision unterziehen und die neuen Details mit einbringen.
UTDX.DE ist KEIN Zahlensenderforum, sondern ist für den gesamten Bereich der Utility-Dienste zwischen 9 kHz und 30 MHz aufgestellt. Dazu gehören aber nun einmal auch die Zahlensender. Sie sind „real“, sie sind das, was sie sind und gehören zu den empfangbaren Signalen der Kurzwelle dazu, unabhängig davon, ob man sich für Zahlensender interessiert oder nicht. UTDX.DE betrachtet die Gesamtheit der Utility-Dienste zwischen ELF und HF ganzheitlich und stellt einzelne Schwerpunkt heraus. Dazu zählen die Zahlensender, aber auch digitale Modulationsarten oder Funkbaken (NDB). Weitere Themenschwerpunkte können durchaus zu einem späteren Zeitpunkt in Form von Wiki-Portalen realisiert werden.
Die dazu allerdings notwendigen Recherchen (national wie international) sind sehr aufwändig und werden noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Darum ist jede Zuarbeit von "Außen" sehr herzlich willkommen und - auch anonym - erwünscht! Denn dadurch eröffnen sich möglicherweise völlig neue Perspektiven auf bereits bekannte Details, die dann Rückschlüsse auf die wahren Begebenheiten zulassen. Dies ist gerade bei der historischen Betrachtung von Zahlensendern ein wichtiger Punkt. Dazu ist es sicherlich möglich, dass so mancher Datenquellen kennt, die uns bislang verschlossen geblieben sind.
Treten Sie dazu ganz einfach und unverbindlich mit uns in Verbindung oder registrieren Sie sich bei uns im Forum und entdecken Sie die faszinierende Welt der Utility-Dienste. Helfen Sie mit, die Funkgeschichte in all ihren Facetten zu bewahren.
Beachten Sie bitte, dass eine Antwort aufgrund beruflicher und privater Verpflichtungen durchaus ein paar Tage dauern kann.