Sandbox:G06
Dies ist eine Sandbox für den RC-6 des Artikels G06! Dieser Artikel befindet sich aktuell in der fachlichen Überarbeitung! |
Ampel | |
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Besondere Anmerkungen oder Notizen: | ||
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Letzte Bearbeitung am 23. 06. 2023 |
Navigation Zahlensender | |||||||||
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Eckdaten von G06 | |
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Emblem des GRU[1] | |
Family (nach ENIGMA / E2k) |
Ia |
Stimme / Sprechweise | Young Lady, automatisch, wie G08 |
Spitzname / Alias | German Lady Zitter[2] |
Modulation | A3E/H3E |
Nationalität | RUS |
Sprach-Derivate | S06, E06, V06 |
Morse-Derivate | M14, M24 |
Status | Inaktiv |
Erstes Log | Vermutlich Mitte 1980er Jahre (Sommer 1985?) |
Letztes Log | März 2021 |
Siehe auch: Liste der Zahlensender |
G06 war die Bezeichnung eines Zahlensenders, der auch unter dem Alias „German Lady (Ending 0 0 0 0 0)“ bekannt wurde. Bis März 2021 war G06 der einzige verbliebene deutschsprachige Zahlensender auf Kurzwelle. Eine Wiederinbetriebnahme ist nach derzeitigem Kenntnisstand (Mai 2023) nicht sehr wahrscheinlich, auch wenn dieser Zahlensender, vermutlich zu Testzwecken, zwischenzeitlich immer wieder „on air“ war.
Der Sender wurde dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugeordnet.
Klassifizierung
Der Sender G06 ist durch die ENIGMA-Gruppe aufgrund der Sprache (G = „German“) klassifiziert und wird der sog. Family Ia zugeordnet. Auffälligstes Merkmal ist, dass G06 die gleiche Stimme verwendet, wie sie auch bei G07 und G08 zum Einsatz kam.
Betreiber
Schon relativ früh wurde durch einfache Richtungsbestimmungen und grobe Peilungen die (ehemalige) Sowjetunion als Quelle der Sendungen ausgemacht. Ein weiteres Indiz war jedoch das übereinstimmende Format der Sendungen zu (vor allem) S06 und ebenso E06. Zunächst ging man allerdings davon aus, dass S06, E06, G06 und die Family Ib mit G07, E07, S07 und V07 vom gleichen Urheber stammten. Dies kann inzwischen jedoch als widerlegt angesehen werden.
Heute gilt als allgmein gesichert, dass die „06er“ dem ehemals sowjetischen und heute russichen Militärgeheimdienst Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije(GRU) zugeordnet werden können, wogegen Family Ib vom ehemaligen KGB bzw. dem heutigen Sluschba wneschnei raswedki (SVR) betrieben werden.
Da das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und wohl auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) davon ausgehen, dass nach wie vor russische Militärspione in Deutschland, vor allem bei der Bundeswehr, aktiv sind, dürfte die Bundesrepublik nach wie vor das Hauptziel der Sendungen von G06 gewesen sein. Daneben kamen aber auch Österreich und die Schweiz als Ziele in Frage. Hin und wieder wird aber auch gemutmaßt, dass G06 lediglich ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges war und bis zu seinem Verstummen nur noch BfV und MAD beschäftigen sollte. Diese Annahmen sind nach wie vor rein spekulativ und nicht belegbar.
Der GRU gilt, was die Anzahl der hauptamtlichen Mitarbeiter betrifft, als der größte Auslandsgeheimdienst Russlands,[3][4] auch im Hinblick auf die Größe seines Agenten-Netzwerks. Tatsächlich sind GRU und SVR aber eng miteinander verflochten. So muss der GRU offenbar nur vergleichsweise wenig zur Führung seiner Agenten aufwenden, da die Ergebnisse hauptsächlich über die Botschaften und Konsulate Russlands nach Moskau gelangen dürften. Die dortigen „Diplomaten“ wiederum werden über den SVR geführt (Familie Ib).
Der Salzburger Offizier
Im November 2018 wurde bekannt, dass der zu diesem Zeitpunkt bereits pensionierte Oberst des österreichischen Bundesheeres Martin M. mindestens 25 Jahre für den russischen Militärgeheimdienst GRU spioniert haben soll. Der Fall wurde nach dem „Tipp eines befreundeten Nachrichtendienstes“ aufgedeckt. Bei der Festnahme des Pensionärs wurden mehrere Laptops und ein Weltempfänger sichergestellt, über den der Oberst seine Aufträge erhalten haben soll.[5][6] Der Offizier soll bereits 1987, während seiner Teilnahme an der militärischen Beobachtertruppe der Vereinten Nationen für Irak und Iran UNIIMOG, in Kontakt mit dem GRU gekommen sein[7] und seit 1993 „Informationen über das Österreichische Bundesheer weitergegeben haben“. Dabei soll es sich um Details zu Waffensystemen und Interna über die Struktur der Streitkräfte der Alpenrepublik gehandelt haben. Dazu sei der Ex-Oberst „in ein strukturiertes staatliches Agentennetzwerk eingebunden gewesen“.[8][9] Immer wieder wird in den Presseberichten zu dem Fall von Agentenfunk bzw. Agentenführungsfunk berichtet, was präzise auf Zahlensendungen hindeutet.[10][11][12] Wie nicht anders zu erwarten war hatte Moskau seinerzeit – mit diplomatischen Kanonenbootphrasen – jegliche Beteiligung von sich gewiesen und von einem „Versuch, die Hysterie um russische Spione wiederzubeleben“ gesprochen. Die Fakten, die im Rahmen des Prozesses, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, zu Protokoll gegeben wurden, weisen eindeutig in Richtung der russischen Militärspionage.[13]
Senderstandorte
War bis vor kurzem nur sehr wenig über die möglichen Senderstandorte von G06 bekannt, so ergaben jüngste Peilungen der Jahre 2017 bis 2020 (auch mit Hilfe von TDoA) einen Senderstandort in der Nähe von Smolensk (Position 54°41'01.2"N 31°50'38.0"E bzw. 54.683659, 31.843888).[14] Die dort vorgefundene Antennenkonstellation legt gezielte Sendungen in Richtung Westeuropa nahe. Das würde für einen Sender wie G06 durchaus Sinn ergeben.
Der gefundene Standort gehört zu einer militärischen Einrichtung Russlands, deren exakte Bezeichnung jedoch nicht bekannt ist. Hier gab es oftmals Änderungen der betreibenden Einheiten nach mehrfachen Restrukturierungen innerhalb der russischen Streitkräfte. Dadurch werden zwei Thesen direkt bestätigt:
- G06 sowie E06, S06 und alle weiteren Dienste der Family Ia werden durch den russischen Militärgeheimdienst betrieben.
- Die Family Ia nutzt keine oder nur wenige eigene Sendestellen im herkömmlichen Sinne, sondern wird über militärische Sendestellen ausgestrahlt.
Geschichte
Erstes Log
Das erste Log ist aus der heutigen Perspektive nicht mehr nachzuvollziehen. Möglicherweise ist G06 bereits seit den frühen 1980er Jahren aktiv, doch belegen lässt sich das heute nicht mehr.
Letztes Log
Der Sender wurde zuletzt Mitte März 2021 geloggt. Gesendet wurde zum Schluss nur noch am zweiten und vierten Donnerstag- und Freitagabend. Die ehemaligen Sendungen am Montag (zweiwöchentlich vormittags und abends am ersten und zweiten Montag) sowie deren Wiederholungen am Mittwoch- und Donnerstagmittag sind schon zu Beginn des Jahres 2020 eingestellt worden. Damit endete ein zuletzt sechs Jahre gültiges Sendeschema, nachdem in den genannten Slots fast ausschließlich Null-Messages gesendet wurden.
Format
Sendeformat von G06 | Siehe auch Format von Zahlensendungen | ||||||
Ankündigungssignal | Präambel | Nachricht | Ende der Übertragung | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
entfällt | Mit Message | ||||||
Einleitung | Message | Wiederholung | Ende | ||||
iii R4m | 1. | aaa aaa gg gg | FFFFF | entfällt | 0 0 0 0 0 | ||
NULL-Message | |||||||
iii iii iii 0 0 0 0 0 R4m |
- Anmerkungen
1: Regelmäßig werden weit vor dem eigentlichen Sendebeginn sogenannte "Testsendungen" geloggt, zum Beispiel 111 111 111 00000. Diese können jedoch nicht als Ankündigungssignal gewertet werden.
Sprache und Stimme
Bei G06 kommt exakt die gleiche Stimme wie beim abgeschalteten Zahlensender G08 zum Einsatz. Diese verwendet die charakteristischen Aussprachen:
- 2 wird als weiches "Tzwo",
- 5 wird als "Fünnef" und
- 9 wird als "Neuen"
ausgesprochen.
Im Vergleich zu G08 wirkte die Stimme in den 1980er-Jahren ein wenig zittrig und etwas dünner, was auf ein anderes Aufnahme- oder Wiedergabeverfahren hindeuten könnte. Bei G06 kam zuletzt (Stand Juli 2020) offenbar kein Sprach-Morse-Generator mehr zum Einsatz, wie zu Zeiten von G08. Vielmehr schienen die Sendungen unter Windows (XP) erstellt oder zumindest aufgezeichnet und gesendet zu werden. Grund für diese Annahme war der häufig nach einer Sendung zu hörende „Shutdown“-Sound dieses Betriebssystems, bevor der Sender abgeschaltet wurde.
Sendeplan
Jahrelang war es sehr schwer einen Sendeplan als solchen auszumachen. Selbst in den ersten Jahren der gezielten Beobachtung von Zahlensendern unter dem Dach von ENIGMA fiel es schwer, die Sendungen von G06 annähernd vorherzusagen. So war noch in der Ausgabe Nr. 5 des ENIGMA-Newsletters vom Mai 1994 zu lesen:
This station is irregular.
Monday at 22.15 on 5315
Tuesday at 19:00 on 10460
Tuesday at 22.30 on 4576
Wednesday at 21.30 on 5360
Friday at 20.20 on8035
Im September las man dann im ENGIMA-Newsletter 6:
Not heard that often, this station sends a strong signal, transmissions are most likely random.
Mon 19.50 8110 Sat 20.20 8035 calling 319
Mon 20.00 5750
Tue 19.50 8117
Delivery of messages is slow and very clear, groups are paired.
Bis zum Ende der „old ENIGMA-Group“ im Frühjahr 2000 konnte kein exakter Sendeplan publiziert werden. Man wusste, dass es einen geben musste, doch das Auffinden der Frequenzen gestaltete sich recht schwierig. Im Vergleich zu den heute allgmein bekannten Sendeplänen gab es in den 1990er-Jahren offenbar auch recht „krumme“ Sendezeiten (h+15, h+50 usw.). Zuletzt wurden nur noch die volle (h+00) und halbe (h+30) Stunde genutzt.
Erschwerend kam hinzu, dass G06 alles andere als pünktlich arbeitete. Im Vergleich zu beispielsweise G05 wich G06 enorm von der vollen bzw. halben Stunde ab. In den meisten Fällen starteten die Sendungen sogar eine Minute zu früh, es wurde auch schon eine Abweichung von -3 Minuten beobachtet. Um G06 zuletzt vor Beginn der jeweiligen Sendung zu finden war es hilfreich, nach starken Trägern im Bereich von ± 1,5 MHz um die vorausgesagte Frequenz zu suchen.
G06 arbeitete mit (zwei-) monatlich wechselnden Frequenzen. Es ist anzunehmen, dass damit den sich über das Jahr wechselnden Ausbreitungsbedingungen der Kurzwelle Rechnung getragen wurde. Eine Vorhersage der jeweils verwendeten Frequenzen war dennoch schwierig, da nur in den seltensten Fällen die bekannten Frequenzen des Vorjahres verwendet wurden. Ob dies mit dem Fortschreiten des jeweiligen Sonnenfleckenzyklus und der sich aufgrund dessen ebenso ändernden Ausbreitungsbedingungen zu tun hatte ist nach wie vor ungewiss. Dagegen spricht beispielsweise die Tatsache, dass viele Frequenzen, vor allem bei den Abendsendungen, immer im gleichen Frequenzbereich blieben (zwischen ungefähr 4 und 5,9 MHz).
Die jeweils verwendetete Frequenz wurde oftmals schon bis zu einer Stunde vor dem ausgewiesenen Sendungsbeginn aktiviert und der Sender eingeschaltet. Somit war dann auf dieser Frequenz ein, in Deutschland starker, Träger zu beobachten. Allerdings wichen die tatsächlich genutzten Frequenzen sehr oft von den in diversen Newsgroups vorhergesagten ab. Auch innerhalb eines Monats konnte es zu weiteren Abweichungen kommen, teilweise bis zu ± 15 kHz. Die Gründe hierfür waren völlig unklar, denn die Abweichungen kamen sowohl bei freien als auch durch Interferenz gestörten Frequenzen vor.
In den nachfolgenden Tabellen sind die Sendungen von November 2017 bis März 2018 aufgelistet und dabei die sowohl in verschiedenen Quellen vorhergesagte wie auch die tatsächlich genutzte Frequenz aufgeführt. Abweichungen sind entsprechend farblich gekennzeichnet.
NOVEMBER 2017 | |||
Tag (Wochen) |
Zeit (UTC) |
Vorhergesagte Frequenz (kHz) |
Tatsächliche Frequenz (kHz) |
---|---|---|---|
Montag (1 & 3) |
0800 | 5320,0 | 5320,0 |
Montag (1 & 2) |
1700 | 3696,0 | 3645,0 |
Montag (1 & 2) |
1800 | 4562,0 | 4559,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1200 | 4912,0 | 4570,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1300 | 4034,0 | 4034,0 |
Donnerstag (1 & 3) |
1300 | 4466,0 | 4466,0 ± 10 kHz |
Donnerstag (2 & 4) |
1830 | 4519,0 | 4519,0 |
Freitag (2 & 4) |
1930 | 4792,0 | 4792,0 |
DEZEMBER 2017 | |||
Tag (Wochen) |
Zeit (UTC) |
Vorhergesagte Frequenz (kHz) |
Tatsächliche Frequenz (kHz) |
---|---|---|---|
Montag (1 & 3) |
0800 | 5320,0 | 5320,0 |
Montag (1 & 2) |
1700 | 3696,0 | 3645,0 |
Montag (1 & 2) |
1800 | 4562,0 | 4559,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1200 | 4912,0 | 4570,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1300 | 4034,0 | 4034,0 |
Donnerstag (1 & 3) |
1300 | 4460,0 | 4466,0 ± 10 kHz |
Donnerstag (2 & 4) |
1830 | 4519,0 | 4519,0 |
Freitag (2 & 4) |
1930 | 4792,0 | 4792,0 |
JANUAR 2018 | |||
Tag (Wochen) |
Zeit (UTC) |
Vorhergesagte Frequenz (kHz) |
Tatsächliche Frequenz (kHz) |
---|---|---|---|
Montag (1 & 3) |
0800 | 5320,0 | 5320,0 |
Montag (1 & 2) |
1700 | 3645,0 | 3750,0 |
Montag (1 & 2) |
1800 | 4559,0 | 4483,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1200 | 4570,0 | 4912,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1300 | 4010,0 | 4042,0 |
Donnerstag (1 & 3) |
1300 | 4460,0 | 4460,0 |
Donnerstag (2 & 4) |
1830 | 4519,0 | 4519,0 |
Freitag (2 & 4) |
1930 | 4792,0 | 4792,0 |
FEBRUAR 2018 | |||
Tag (Wochen) |
Zeit (UTC) |
Vorhergesagte Frequenz (kHz) |
Tatsächliche Frequenz (kHz) |
---|---|---|---|
Montag (1 & 3) |
0800 | 5320,0 | 5320,0 |
Montag (1 & 2) |
1700 | 3645,0 | 3750,0 |
Montag (1 & 2) |
1800 | 4483,0 | 4483,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1200 | 4912,0 | 4912,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1300 | 4042,0 | 4042,0 |
Donnerstag (1 & 3) |
1300 | 4460,0 | 4460,0 |
Donnerstag (2 & 4) |
1830 | 4519,0 | 4519,0 |
Freitag (2 & 4) |
1930 | 4519,0 | 4792,0 |
MÄRZ 2018 | |||
Tag (Wochen) |
Zeit (UTC) |
Vorhergesagte Frequenz (kHz) |
Tatsächliche Frequenz (kHz) |
---|---|---|---|
Montag (1 & 3) |
0800 | 6810,0 | 6810,0 |
Montag (1 & 2) |
1700 | 4613,0 | 4645,0 ±10 kHz |
Montag (1 & 2) |
1800 | 5429,0 | 5362,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1200 | 5875,0 | 5912,0 |
Mittwoch (1 & 2) |
1300 | 5162,0 | 5422,0 |
Donnerstag (1 & 3) |
1300 | 4598,0 | 4598,0 |
Donnerstag (2 & 4) |
1830 | 5934,0 | 5934,0 |
Freitag (2 & 4) |
1930 | 5442,0 | 5442,0 ± 5 kHz |
Der Sendeplan für den Monat Juni 2020, der ähnlich bis März 2021 gültig war, sah nur noch wie folgt aus:
JUNI 2020 | |||
Tag (Wochen) |
Zeit (UTC) |
Vorhergesagte Frequenz (kHz) |
Tatsächliche Frequenz (kHz) |
---|---|---|---|
Donnerstag (2 & 4) |
1830 | 6887,0 | 6887,0 |
Freitag (2 & 4) |
1930 | 5935,0 | 5935,0 |
Anomalien
G06 zeigte einige Anomalien auf und wirkte dadurch, im Vergleich zu beispielsweise E07, eher „undiszipliniert“. So gab es immer wieder vor und nach der eigentlichen Sendung eine Art Testausstrahlung. Diese bestand meistens nur aus einem mehrfach wiederholten
"111 111 111 00000"
.
Manchmal wurde eine solche Testsendung abrupt abgebrochen und später wieder aufgenommen.
Sehr häufig veränderten sich auch die „Abspielgeschwindigkeiten“ von G06. Zwar blieb die Tonhöhe der Stimme gleich, doch die Pausen zwischen den einzelnen Zahlen wurden größer. Dadurch wurden Nachrichten, vor allem mit höherer Gruppenzahl, extrem in die Länge gezogen (siehe auch das Klangbeispiel vom 12. März 2018 weiter unten).
„Fake“-Messages
Auf der Webseite von PRIYOM tauchte im Vorhersageplan[15] bei Sendungen von G06, aber auch E06 oder M14, sehr häufig der Begriff FAKE-MESSAGES auf. Da es bei G06, wie auch bei allen anderen Zahlensendern, noch keinem Kurzwellenamateur gelungen ist den Code zu knacken, ist ein solcher Hinweis mit Vorsicht zu genießen. So ohne Weiteres kann nicht darauf geschlossen werden, ob eine ausgestrahlte Nachricht "echten" Inhalt besitzt oder nur zum Zwecke der Beschäftigung der "Gegenseite" ausgestrahlt wird. Beispielsweise sagt eine über mehrere Monate beobachtete gleichbleibende Gruppenzahl zu einem bestimmten Sendetermin noch nichts darüber aus, ob eine Nachricht echt oder ein „Fake“ ist. So könnten durchaus speziell formatierte Meldungen an Gruppen von Empfängern verschickt werden, die für jeden einzelnen wichtige Details enthalten.
Allerdings wurden Sendungen von G06 beobachtet und mitgeschrieben, bei denen offensichtliche „Zahlenspiele“ vollzogen wurden. Dabei handelt es sich um Sendungen, in deren Text es zu auffälligen Gruppenkonstruktionen kommt. Nachfolgend zwei Beispiele.
Zunächst die Mitschrift der Sendung vom 09.09.2016, 1929 UTC auf 5442,0 kHz:[16]
947 R4m
- 391 391 60 60
- 56327 21940 73218 64184 47458 43252 32589 28474 71904 56483
- 34593 39453 04716 54718 94871 52894 24595 12421 48723 89248
- 45455 45454 45454 34545 35345 35454 35454 32454 23434 24334
- 56567 87876 34543 76765 34355 34543 34543 65656 24344 34343
- 34322 65656 34343 67656 87878 34343 67676 35435 13231 32323
- 63453 85958 74287 63513 53612 15879 74843 47309 94872 47426
- 391 391 60 60
- 00000
Man beachte hauptsächlich die Zeilen 3, 4 und 5 (Gruppen 21 bis 50) der Nachricht, in denen die Zahlengruppen zum Teil nur leicht variiert bzw. unmittelbar wiederholt wurden. Auch eine "spaltenweise" Betrachtung der Nachricht erlaubt Rückschlüsse auf die angewandten „Zahlenspiele“.
Dazu ein weiteres Beispiel vom 23.09.2016 (14 Tage später als obige Mitschrift), 1930 UTC, ebenfalls 5442,0 kHz:[17]
947 R4m
- 317 317 60 60
- 37839 35787 98273 60187 16202 95625 31691 52538 61025 22567
- 93296 67423 40968 16891 63781 34820 04842 60491 75924 04594
- 77878 46766 09098 78643 09548 46677 90906 89898 56566 67677
- 76748 84848 84877 16891 63781 34820 04842 87874 78788 78888
- 93296 67423 40968 16891 63781 34820 04842 60491 75924 56784
- 09548 46677 90906 89898 56566 67677 23445 34344 45454 34344
- 317 317 60 60
- 00000
In dieser Nachricht finden sich die Zahlenspiele in spaltenweiser Betrachtung der Zeilen 2, 4 und 5. Untereinander gesehen erkennt man die neun mehrmals verwendeten Gruppen. Ausgehend von den gängigen Verschlüsselungssystemen der Geheimdienste (siehe auch One-Time-Pad (OTP)) sind solche zwei- bzw. dreimal in einer Botschaft auftauchenden Gruppen nahezu unmöglich. Damit ließe sich auch diese Nachricht als „Fake“-Message entlarven.
Fehlerhafte Sendungen
Es existieren Logs von G06, in denen von massiven (technischen) Problemen berichtet wird. Dokumentiert ist beispielsweise eine Sendung vom 10. November 2016, 1830 UTC auf 4519,0 kHz, bei der zunächst Fehlersounds von Windows (XP) zu hören sind. Dann ist die Präambel mit 271 271 271 00000 zu hören. Diese wird zweimal unterbrochen, es ertönen wieder die Windows-Fehlersounds und schließlich, nach etwa acht Minuten, wird die Sendung mit 271 fortgesetzt. Hier dazu das Klangbeispiel:[18]
Am Ende der Sendung kommt es zu weiteren Fehlern bei den „Endfunktionen“. Gruppenzahl und abschließende Nullen werden ohne Pause übermittelt (525200000 anstatt 52 52 0 0 0 0 0). Bei Minute 21:35 des Klangbeispiels hört man dann auch den für Windows XP typischen „Shutdown“-Sound.
Störungen und Interferenzen
G06 sendete nicht selten in unmittelbarer Nachbarschaft zu Rundfunksendern. Dadurch kam es immer wieder zu Interferenzen (Pfeifen) und die Aufnahme von Nachrichten wurde erschwert. Dazu kamen Störungen von, auf benachbarten Frequenzen arbeitenden, anderen Utility-Stationen. Diese sind jedoch nicht unüblich und passieren ebenso bei anderen aktiven Zahlensendern.
Tondokumente
G06 aus den 1980er Jahren, Präambel 842, Einleitung 289 mit 54 Gruppen - Datum, Uhrzeit und Frequenz unbekannt (Quelle: whitewolf)
Reguläre Sendung von G06 vom 22. August 2002, 1833 UTC, auf 6887,0 kHz
G06 - Ende einer Sendung für "406 406 128 128 0 0 0 0 0" - Datum, Uhrzeit und Frequenz unbekannt (Quelle: sarganserland-walensee.ch)
Fehlerhafte Sendung von G06 (Auszug), es wird permanent von 0 bis 9 gezählt. Datum, Uhrzeit und Frequenz sowie Urheber der Aufnahme unbekannt
Fehlerhafte Sendung von G06: Es wird nur einmal die ID gesendet, dann folgen direkt DK (193 193) und GC (59 59) und die Nachricht beginnt
G06 und E11 gemeinsam auf einer QRG (7377,0 kHz). Aufnahme vom 20.09.2013, 2000z
Fehlerhafte Sendung von G06: Es folgen wirre Zahlenreihen, keine ID, kein DK und GC, keine Nachricht. Quelle: Numbers & Oddities
G06 mit "regulärer" Null-Message: 563 563 563 00000, Aufnahme vom 12. Juni 2017, 1759z, 5764,0 kHz
G06 Auszug vollständige Sendung, Präambel: 947, Einleitung: 494 494 15 15 - Datum: 12.03.2012 Uhrzeit und Frequenz Unbekannt (Quelle: sarganserland-walensee.ch)
Mit 119 Gruppen vergleichsweise lange Sendung von G06 (12.03.2018, OM Schorschi, Forum UTDX.DE)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Aus der deutschsprachigen Wikipedia: Der offizielle Name lautet inzwischen Glawnoje Uprawlenije Generalnogo Staba Wooruschennych Sil Rossijskoj Federazii (russisch Главное управление Генерального штаба Вооружённых Сил Российской Федерации), übersetzt „Hauptverwaltung des Generalstabes der Streitkräfte der Russischen Föderation“. Das die Hauptaufgabe benennende Wort (Разведывательный für „Aufklärung“) kommt also als Namensbestandteil nicht mehr vor, obwohl die Benennung im Flur des Hauptgebäudes „Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije Generalnogo Staba Wooruschennych Sil Rossijskoj Federazii“ lautet. Abgerufen am 05.04.2018.
- ↑ Der Begriff entstammt den ersten Klassifizierungsversuchen von tiNG aus der Mitte der 1980er Jahre - im Gegensatz zu G08 wirkte die Stimme von G06 seinerzeit zittrig.
- ↑ Artikel über den GRU in der englischen Wikipedia, abgerufen am 28.03.2018
- ↑ FACTBOX: Five facts about Russian military intelligence, REUTERS, 24.04.2009, abgerufen am 28.03.2018
- ↑ DIE PRESSE: Wie ein Salzburger Offizier jahrelang für Moskau spionierte (09.11.2018), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ SALZBURGER NACHRICHTEN: Offizier aus Salzburg soll 30 Jahre für Russland spioniert haben (09. November 2018), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ KURIER: Ex-Offizier wegen Spionage verurteilt - aber auf freiem Fuß (09.06.2020), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ DIE PRESSE: Salzburger Ex-Offizier wegen Spionage angeklagt (08.11.2019), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ DIE PRESSE: Salzburger Ex-Offizier muss wegen Spionage-Vorwurfs vor Gericht, abgerufen am 18.09.2021
- ↑ DIE PRESSE: Salzburger Ex-Offizier wegen Spionage angeklagt (08.11.2019), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ KLEINE ZEITUNG: Fall um Bundesheer-Oberst - Großfahndung in Österreich nach russischem Spion (25. Juli 2019), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ VIENNA ONLINE: Spionage-Vorwurf: Mehrtägiger Prozess gegen Ex-Offizier angesetzt (24.02.2020), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ ORF: Ex-Oberst wegen Spionage verurteilt (09.06.2020), abgerufen am 18.09.2021
- ↑ Artikeltext zum Russian-6-Netzwerk, durch ENIGMA als Family Ia bezeichnet: Berichte auf der Basis von TDoA-Peilungen über Senderstandorte in oder um Smolensk und Moskau
- ↑ Google-Kalender mit Zahlensender-Vorhersagen auf PRIYOM.ORG
- ↑ Quelle: Forum von UTDX.DE
- ↑ Quelle: Forum von UTDX.DE
- ↑ Quelle: OM Schorschi, Forum UTDX.DE
Quellen
- G06 auf der Homepage von Simon Mason abgerufen im Webarchiv
- G06 bei PRIYOM.ORG
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