G22

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Morsesignale  M12
Eckdaten von G22
Почетен знак на КДС 01.jpg
Ehrenzeichen des KDS mit dem ersten Logo der Agentur (1963–1965)
Family
(nach ENIGMA / E2k)
XV
Stimme / Sprechweise YL, Deutsch
Spitzname / Alias Edna Sednitzer (German (Lady))“
Modulation LSB (J3E)
Nationalität BUL Bulgarien
Sprach-Derivate E18, S04
Morse-Derivate M13
Status Inaktiv
Erstes Log unbekannt
Letztes Log Februar/März 2006
Siehe auch: Liste der Zahlensender

G22 war ein Zahlensender, der auch unter der Bezeichnung „Edna Sednitzer (German (Lady))“ bekannt wurde.

Klassifizierung

Der Zahlensender G22 ist durch die ENIGMA-Gruppe aufgrund der Sprache (für G = German) klassifiziert und wird der sog. Family XV zugeordnet. Zu seinen Geschwistern gehören E18 und S04, sowie M13. Allen drei Sprach-Zahlensendern war, neben dem Format, die Übertragung im unteren Seitenband (J3E-L bzw. R3E-L) sowie die äußerst schlechte Modulation gemein.

Betreiber

Da G22 zur gleichen Familie wie S04 gehört, war sehr wahrscheinlich der bulgarische Auslandsnachrichtendienst der Betreiber. Dabei sind alle Zahlensender dieser Familie während des Kalten Krieges auf Sendung gegangen, aber noch nach der Auflösung des Warschauer Paktes aktiv gewesen. Dadurch gilt es als gesichert, dass die Zahlesender G22, E18, S04 und M13 durch die Staatssicherheit Bulgariens (Komitee für Staatssicherheit - KDS) aus der Taufe gehoben und später von dessen postkommunistischem Nachfolger „Dohržavna Agencija "Razuznavane" (DAR)“ weiterbetrieben wurden.

Gegründet wurde der KDS bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1944 durch den im sowjetischen Exil lebenden Georgi Dimitroff, der von 1946 bis 1949 bulgarischer Ministerpräsident war. Er organisierte das KDS nach dem Vorbild des sowjetischen KGB. Die „1. Hauptdirektion“ des KDS war mit der Auslandsaufklärung betraut und dürfte damit der Betreiber der Zahlensender gewesen sein.

Warum die kommunistische bulgarische Auslandsspionage erst mit Beginn der 1980er Jahre auf Zahlensender setzte ist nicht ganz geklärt. Möglicherweise waren die Reformproteste in Polen unter Lech Wałęsa und seiner Gewerkschaft Solidarność der Auslöser, die zur Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981 führte und die Machtübernahme von General Jaruzelski einleitete. Zu dieser Zeit war das bulgarische KDS bereits bis zur Basis von Korruption durchsetzt und unter indirekter Kontrolle der bulgarischen Mafia. Das KDS kontrollierte den Drogen-, Waffen- und Menschenhandel in Bulgarien und musste mit den Reformbestrebungen im befreundeten Polen um Macht und Einfluss fürchten. Man verstärkte die Auslandsaufklärung, um sich gegen revolutionäre Kräfte und Einflüsse aus dem Ausland zu wappnen. Gleichfalls dürfte es dem KDS darum gegangen sein, „Republikflüchtlinge“ im freien Westen in Gewahrsam nehmen und repatriieren zu können.

Siegel des Dohržavna Agencija "Razuznavane"

Mit dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes folgte ein schneller ideologischer wie politischer Kurswechsel Bulgariens in Richtung EU und NATO, denen das Land Anfang der 2000er-Jahre beitrat. Das sozialistisch durchtriebene wurde durch den Nachfolger Dohržavna Agencija "Razuznavane" (DAR) als nationaler Auslandsnachrichtendienst abgelöst, der offenbar das Prinzip der Zahlensender zur Versorgung von Agenten im Feld noch bis 2006 weiter verfolgte.

Große Bedeutung erlangte der DAR während des Kosovokrieges von 1998 bis 1999. In dieser Zeit konnte der Nachrichtendienst den Allierten in Europa und der NATO reichliche Informationen liefern, die schließlich die serbischen Aggressoren zur Aufgabe zwangen.

Bemerkenswert an G22 wie auch seinen Spachderivaten S04 und E18 ist, dass sie über das Ende des Kalten Krieges hinaus aktiv waren. Während das Land Bulgarien längst einen proeuropäischen Kurs eingeschlagen und sich um eine Mitgliedschaft in der EU und NATO beworben hatte, waren seine Zahlensender - allen voran M13 - nach wie vor aktiv. Allerdings schwiegen die drei Sprachsender kurz nach der Auflösung des Warschauer Paktes, bis sie um 1997 (S04, G22) und 1998 (E18) für einige Jahre wieder ihren Betrieb aufnahmen.

Geschichte

Wann genau Bulgarien G22 in Betrieb nahm ist bis heute (Stand Mai 2023) unklar. Die ältesten bekannten Beobachtungen und Logs weisen auf die Jahre 1982 und 1983 hin.

Sendungen waren allerdings nur schwer zu entdecken, da der Sendeplan von G22 wie auch seiner Geschwister sehr spärlich war. Offenbar gab es schon in den 1980er-Jahren bur maximal drei Sendungen im Monat. Dadurch sind nur wenige Sendungen dokumentiert. Gleichzeitig sind nicht viele Frequenzen bekannt. Offenbar wechselten diese mindestens alle zwei Monate und wurden im nachfolgenden Jahr nicht wieder verwendet.

Auch das von G22 verwendete Frequenzspektrum machte ein genaues Beobachten dieses Zahlensenders schwierig. Der Sender arbeitete zwischen 4 und 8 MHz und war zudem meist in der Nähe von überlagernden Sendern aktiv. Somit gingen sehr wahrscheinlich viele Aussendungen von G22 in Mitteleuropa unter und wurden dementsprechend nicht geloggt.

Erstes Log

Das erste noch bekannte Log stammt nach dem heutigen Stand der Recherchen (Juni 2023) aus dem Frühjahr 1983, nachdem es schon Meldungen zu dieser Station im Sommer 1982 gegeben haben soll. Ein genaues Datum ist nicht bekannt.

Mit der Auflösung des Warschauer Paktes verstummte G22 zunächst, wurde dann aber im September 1997 wieder gehört.

Letztes Log

Laut NSRIC (Numbers Stations Research and Information Center) wurde G22 im Februar oder März 2006 das letzte Mal geloggt. Aus den bisherigen Recherchen geht auch hier kein exakteres Datum hervor.

Format

Das exakte Sendeformat von G22 zu bestimmen ist nicht leicht. Zum einen liegt das an der sehr schlechten Modulation dieses Zahlensenders. Andererseits ist es schwer einzuschätzen, ob die häufig beobachteten „Pausen“ gewollt waren oder ob es sich um technische Defekte handelte.


Sendeformat von G22 Siehe auch Format von Zahlensendungen
Ankündigungssignal Präambel Nachricht Ende der Übertragung
entfällt Mit Message
    Einleitung Message Wiederholung Ende  
aaa (R5m) 1. „Nummer“ ###, „Gruppen“ gg fffff aaa (R1m)
„Nummer“ ###, „Gruppen“ gg
fffff
entfällt „0 0 0“

Bei G22 handelte es sich um einen Zahlensender, der nur zur vollen Stunde (h+00) sendete. Es gab keine abweichenden Sendezeiten, wie beispielsweise bei G11.

Sprache und Stimme

Die Sprecherinnen von G22 galten, ebenso wie die ihrer Geschwister S04 und E18, als äußerst ungeübt. Das erschwerte die Aufnahme der Zahlen zusätzlich zur schlechten Modulation. Es ist nicht klar erkennbar, ob die Stimme bereits gesampelt war oder noch live gesprochen und eventuell vorab aufgezeichnet wurde.

Es gab zwei verschiedene Stimmen, von denen mindestens eine auch für die Sendungen von E18 genutzt wurde.

Beide Stimmen blieben immer in der ungefähr gleichen Tonhöhe, gingen bei der Ziffer 0 etwas nach unten. Die Aussprache der Zahlen variierte dagegen.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 0
„Einz“ „Zwai“ „Drei“ „Vierr“ „Fühnef“ „Sächs“ „Siehben“ „Acht“ „Neunn“ „Seroh“
„Einz“ „Zwai“ „Drrei“ „Viehr“ „Füunf“ „Sächs“ „Siehbän“ „Acht“ „Neunn“ „Sieroh“

Sendeplan

Im Vergleich zu anderen Zahlensendern darf man den Sendeplan von G22 als spartanisch bezeichnen. Bereits in den 1980er-Jahren soll es nur bis zu drei Sendungen im Monat gegeben haben. Auch das verwendete Frequenzspektrum machte ein genaueres Beobachten von G22 schwierig. Das erschwerte es, zu erkennen, ob es einen detaillierten Sendplan gab.

Tatsächlich gehen die Angaben auseinander, was einem möglichen Sendeplan betrifft. Das NSRIC gibt für die Zeit nach 1997 an, G22 hätte nur noch am ersten Donnerstag eines Monats um 2200 UTC zwischen 5 und 6 MHz gesendet. Dagegen nennt PRIYOM den jeweils dritten Donnerstag eines Monats zwischen 4 und 6 MHz um 2200 UTC (Sommerzeit) und 2300 UTC (Winterzeit). Das entspricht dann dem Freitag um 0000 „Küchenzeit“.

In den 1980er- und wahrscheinlich auch den frühen 1990er-Jahren soll G22 dagegen Sonntags um 2000 UTC gesendet haben, mit einer Wiederholung 24 Stunden später auf der gleichen Frequenz.

Anomalien

G22 war ein eher „fehlerhafter Zahlensender“. Nicht nur, dass die Modulation sehr schlecht war, es kam Berichten zufolge auch immer wieder zu Ausfällen des Sender, die teilweise mehrere Minuten andauerten, bevor eine Sendung fortgesetzt werden konnte.

Tondokumente


G22 - Datum, Zeit und Frequenz unbekannt - via Simon Mason


G22 - exaktes Datum und Uhrzeit sowie Frequenz unbekannt - Aufnahme von Peter H. aus dem Jahr 1988 via Simon Mason


G22 - „Edna Sednitzer“ - Datum, Zeit und Frequenz unbekannt - aus The Conet Project

Einzelnachweise


Weitere Quellen

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