Sandbox:Zahlensender
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- Folgendes bitte einfügen
- "Broadcast-Verfahren" oder "Rundstrahl-Verfahren" bzw. "-Dienst"
- Einseitige Verbindung vom Sender zum Empfänger, bei der nicht über das gleiche Kommunikationsmittel quittiert wird, wodurch der Empfänger seinen QTH nicht preisgibt. Wird auch von vielen Militärfunkdiensten verwendet.
- Führungsfunk oder A3-Funkdienst.
- Unter diesen Oberbegriffen wurden die Zahlensender auf beiden Seiten der ehemaligen Zonengrenze tituliert.
Beginn Neufassung
Ab hier beginnt dann die Neufassung - die alte Version ist weiter unten aufgeführt! (tiNG)
HINWEIS: Die bereits in die Neufassung übernommenen Anteile werden "unsichtbar" gemacht (ausgeklammert)! (tiNG)
Der Begriff Zahlensender umfasst im Allgemeinen Kurzwellenstationen, die verschlüsselte Nachrichten an einen oder mehrere Empfänger, meistens in Form von Zahlenkolonnen, übermitteln. Dabei erfolgt die Übertragung mehrheitlich per Sprache, doch kommen ebenso Morsetelegrafie, Polytonsignale und seit einigen Jahren auch moderne Datenübertragungsverfahren zum Einsatz. Meistens erfolgt die Übertragung in Form von fünfstelligen Zahlen-, seltener Buchstabengruppen.
Zahlensender gehören zu den Mysterien der weltweiten Funkkommunikation, da sie bislang in nur einem Fall offiziell als das bestätigt wurden, was sie sind: ein Führungsmittel der Nachrichten- und Geheimdienste, um die Agenten und Spione im Einsatz mit Nachrichten zu versorgen.
Geschichte
Die Geschichte der Zahlensender reicht bis in die Anfänge der Funktechnik zurück. Im Ersten Weltkrieg sollen sie bereits zum Einsatz gekommen sein, um Agenten und Störtrupps hinter den feindlichen Linien zu instruieren[1]. Sie gehören damit neben dem Rundfunk zu den ältesten Radioübertragungen überhaupt.
In den frühen Jahren waren die verschlüsselten Nachrichten aber noch anders aufgebaut als sie es heute bei Zahlensendern sind. Nach einem unbestätigten Bericht des Time Magazine aus den 1960er Jahren etablierten sich die fünfstelligen Codegruppen, wie sie auch heute noch verwendet werden, erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit damaligen Beginn des Kalten Krieges bestand offenbar das Bedürfnis, die Nachrichten an Agenten und Spione an das Format von regulären Wettercodes anzupassen, um so eine Entdeckung der Sendungen zu erschweren.
Zunächst wurden diese frühen Zahlensendungen noch per Morsecode übertragen, von Hand mit der Morsetaste gegeben. Mit weiteren Verbesserungen der Sender- und Empfangstechnik erfolgten in den Nachkriegsjahren die ersten Sprachübertragungen. Waren für die Morsesendungen unter Umständen noch spezielle Kurzwellenempfänger notwendig langte für die Sprachübertragungen in Amplitudenmodulation (AM oder A3E) schon die einfachen "Dampfradios", wie sie seinerzeit in vielen Haushalten zu finden waren. Ein Spion konnte also nicht mehr oder nur sehr schwer anhand seines Empfangsgeräts "„enttarnt“" werden.
Seit den 1950er Jahren füllten sich die Kurzwellen mit Zahlensendern aus aller Welt. Zunächst waren es die Supermächte USA und Russland, die ihre verschlüsselten Botschaften in den Äther schickten. Später kamen auch die beiden deutschen Staaten hinzu. Auf Seiten der DDR existierten bis zum Fall der Mauer zwei Zahlensender (heute als G03 und G08 bezeichnet), die zum einem vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS / Stasi) und dem Militärnachrichtendienst der Nationalen Volksarmee (NVA) betrieben wurden. In den USA zeichnete die Central Intelligence Agency (CIA) für Zahlensendungen verantwortlich, in der Sowjetunion betrieben sowoh KGB als auch der Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU - Nachrichtendienst der Roten Armee) Zahlensender. Dabei sind die ehemals sowjetischen, heute russischen, Zahlensender nach wie vor aktiv.
Zahlensender gab es in sehr vielen unterschiedlichen Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch bzw. Mandarin und sogar in Französisch. Neben Zahlengruppen wurden von manchen Sendern auch phonetisierte Buchstabengruppen übermittelt.
Zweck
Zahlensender werden überwiegend von Geheim- bzw. Nachrichtendiensten benutzt. Daneben gibt es aber auch militärische Anwendungen, die auf Zahlencodes zurückgreifen. Trotz ähnlichem Erscheinungsbild sind Zahlensender nicht mit Wettersendungen nach international vereinbarten Schlüsseln zu verwechseln. Diese meteorologischen Daten nutzen fünfstelligen Zahlengruppen zur schnellen und standardisierten Übertragung von Wetterdaten zwischen Wetterdiensten untereinander oder auch zur Erstellung von Wetterkarten ("„by hand“") an Schiffe in See. Diese fünfstelligen Codes können in Publikationen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) oder entsprechenden Fachbüchern nachgelesen werden.
Anders dagegen die "„Fünfergruppen“" der Zahlesender: Sie werden mit einmalig gültigen Schlüsseln erstellt, die danach vernichtet werden. Und selbst der mit diesen sogenannten One-Time-Pad (OTP) zu verschlüsselnde Text ist schon einmal kryptiert worden. Sie gelten als unknackbar und zählen zu den besten Schlüsselverfahren der Welt.
Robert Wallace und H. Keith Melton belegen auf Seite 438 in ihrem 2008 erschienenen Buch Spycraft, dass Zahlensender tatsächlich für Spionage- und Agententätigkeiten bzw. deren Koordination genutzt werden[2]:
The one-way voice link (OWVL) described a covert communications system that transmitted messages to an agent's unmodified shortwave radio using the high-frequency shortwave bands between 3 and 30 MHz at a predetermined time, date, and frequency contained in their communications plan. The transmissions were contained in a series of repeated random number sequences and could only be deciphered using the agent's one-time pad. If proper tradecraft was practiced and instructions were precisely followed, an OWVL transmission was considered unbreakable. [...] As long as the agent's cover could justify possessing a shortwave radio and he was not under technical surveillance, high-frequency OWVL was a secure and preferred system for the CIA during the Cold War.
Der einseitige Sprechfunkdienst (freie Übersetzung) wird als ein System beschrieben, mit dem Nachrichten an einen Agenten geschickt wurden, die dieser mit einem handelsüblichen Kurzwellenempfänger empfangen konnte. Dazu wurden die Kurzwellenfrequenzen zwischen 3 und 30 MHz genutzt. Die Sendungen fanden zu vordefinierten Zeiten und Tagen auf bestimmten Frequenzen statt, die in einem Sendeplan festgelegt waren. Die Sendungen selbst bestanden aus augenscheinlich zufälligen Zahlenreihen, die vom Empfänger nur mit Hilfe eines sogenannten One-Time-Pads entschlüsselt werden konnten, dass nur er und der Aufgeber besaßen. Sofern alle notwendigen Sicherheitsvorschriften beachtet wurden war dieser Code unknackbar. [...] Solange der Agent unentdeckt blieb und nicht technisch überwacht wurde war der einseitige Sprechfunkdienst (freie Übersetzung) ein sicheres und bewährtes System für die CIA während des kalten Krieges.
Ähnliche Begriffe tauchen auch in verschiedenen Dokumentation (Rundfunk, TV) auf. So sprach man in den Kreisen der Verantwortlichen bei der "Stasi" vom sogenannten "A3-Funkdienst", der auf die Bezeichnung der verwendeten Modulationsart (A3E) zurückzuführen ist. Eine andere Bezeichnung war "Führungsfunk", hergeleitet von "Führung der Agenten per Funkübertragung".
Neueren Erkenntnissen der letzten beiden Jahrzehnte zufolge werden auf russischer Seite die Zahlenbotschaften nicht ausschließlich für Spione und Agenten eingesetzt, sondern auch für den diplomatischen Funkverkehr. Hinweise hierzu lieferten Presseberichte über die engen Verflechtungen von russischen Diplomaten mit dem KGB bzw. dessen Nachfolger SVR , der auch heute noch Zahlenbotschaften ausstrahlt. Weitere Anhaltspunkte dazu bieten auch die oftmals massiven, "„potenten Antennenparks“" auf den Dächern von Botschaften und Konsulaten[3]. Und unter den Gesichtspunkten der von Edward Snowden veröffentlichten Dokumente wird ersichtlich, dass es auch bei anderen Geheimdiensten wie NSA oder GCHQ zu ähnlich schwindenden Abgrenzungen zwischen Diplomaten und Spionen kommt.
Betreiber
Inzwischen ist bei einigen Zahlensendern deren Bedeutung bestätigt worden. Hauptsächlich gehen diese Erkenntnisse auf Bestreben der Mitglieder von PRIOYM.ORG zurück. So bestätigte beispielsweise das tschechische Innenministerium, dass es Urheber der Zahlensendungen von S05/OLX war[4]. In einer Email an Priyom-Mitglied „TotoCZ“ heißt es, es handelte sich bei S05 um eine Kurzwellen-Sendung in fremde Länder, die vom Amt für auswärtige Beziehungen und Information geführt wurden. Hieraus lässt sich die bereits erwähnte Verbindung zwischen Diplomaten und Nachrichtendienst ableiten.
Nach weiterem Emailverkehr, unter anderem mit dem Archiv des tschechischen Sicherheitsdienstes, konnte ein weiteres Dokument veröffentlicht werden, das ehemals als TOP SECRET eingestuft war. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs und der Demokratisierung der ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten konnte das Dokument bei Priyom veröffentlicht werden. Darin wird ein Sprachsynthesizer namens BRIGITA beleuchtet, bei dem es offenbar Probleme mit der Verständlichkeit gibt. Da in diesem Dokument auch ein „DDR-Hersteller“ erwähnt wird ist davon auszugehen, dass es sich um den sogenannten Sprach-Morse-Generator handelt, möglicherweise in einer abgewandelten oder angepassten Form[5].
In einer Pressemitteilung vom 23.01.2015 erklärt die schwedische Spionageabwehr der „Säkerhetspolisen“, wie sie den tschechoslowakischen Geheimdienst über mehrere Jahre narrte, nach diese einen schwedischen Soldaten anwerben wollten. Man ließ sich offenbar auf das von Moskau über Prag gesteuerte Spielchen ein und fing etliche Zahlenbotschaften von S10 ab[6][7]. Als Beispiel veröffentlichte die SäPo den folgenden Mitschnitt von S10:
<html5media>http://www.numbersoddities.nl/S10-ca1982.mp3</html5media>
In den Ausgaben 190 und 200 von Numbers & Oddities berichtet OM Ary Boender von Dokumenten aus einem Archiv des Instytut Pamięci Narodowej (Institut für Nationales Andenken) in Warschau. Diese Dokumente belegen eindeutig den Gebrauch von Zahlensendern zur Versorgung von Spionen in „feindlichem Gebiet“. Darin wird ganz klar, wie sich durch Vergleiche mit Frequenzlisten ergab, von G02 berichtet und wie die Führung der Agenten vonstatten ging[8][9].
Im Rahmen von weiteren Recherchen durch Mitglieder von UTDX.DE, unter anderem bei „radioscanner.ru“, konnten einige Zahlensender einzelnen Behörden, Organisationen bzw. Nachrichtendiensten zugeordnet werden. So gilt es als sicher, dass die Zahlensender der sogenannten „Familie Ia“ (G06, E06, S06, V06 und V23) zum russischen GRU gehören, wogegen „Familie Ib“ (mit den Sendern E07, V07 sowie M12 und XPA/2) vom russischen Nachrichtendienst SVR betrieben wird.
Inzwischen ist auch sicher, dass der Sender S06s nicht von Russland betrieben wird sondern dem ukrainischen Nachrichtendienst SZRU zugerechnet werden muss.
Auch zur sogenannten „Familie III“ gibt es inzwischen neue Erkenntnisse: Die Sender E11/a, G11 (derzeit inaktiv), S11/a und M03 werden demnach vom polnischen Militärnachrichtendienst SWW betrieben.
Nutzung der Kurzwelle
Die Kurzwelle bietet mit ihren physikalischen Eigenschaften den idealen Verbreitungsweg für die Zahlenbotschaften der Nachrichtendienste an die Agenten. Schon mit kleinen Sendeleistungen lassen sich bei guten Ausbreitungsbedingungen weit entfernte Zielgebiete erreichen. Da Nachrichtendienste oftmals ein enorm großes Budget aus dem Haushalt des jeweiligen Landes zur Verfügung haben kann die Kurzwelle mit dem Broadcast-Verfahren effektiv genutzt werden.
Zwar lassen sich die Sender, von denen die Zahlenbotschaften ausgestrahlt werden, anpeilen, die Empfänger bleiben jedoch anonym. Ein handelsübliches Kofferradio reicht zumeist für den Empfang der mit großer Leistung abgestrahlten Botschaften und ist relativ unauffällig. Anders als bei der Verbreitung von Informationen via Internet bleiben die Empfänger unentdeckt – nicht einmal das Land, in dem sich der Agent aufhält, kann bei der Verbreitung von Zahlensendungen über Kurzwelle ermittelt werden.
Senderstandorte
Da die meisten Zahlensender (noch) nie offiziell bestätigt wurden und somit die Urheber nicht „bewiesen“ sind, haben Kurzwellenhörer auf der ganzen Welt Versuche unternommen, die Senderstandorte durch Peilungen und Triangulationen herauszufinden.
Verschiedene Artikel im Fachmagazin Popular Communications aus dem späten 1980er und frühen 1990er Jahren berichten über Peilversuche von Amateurfunkern und Kurzwellenhörern in verschiedenen Teilen der Welt. So konnten zwei Stationen auf amerikanischem Boden nachgewiesen werden - in Florida und in der Nähe von Warrenton, Virginia.[10] Später konnte eine Antennenanlage innerhalb einer Kaserne, dem Warrenton Training Center, als tatsächlich Urheber ausgemacht werden. Es wurde spekuliert, dass die Sendungen zwar dort ausgestrahlt aber nicht aufbereitet wurden. Dies soll, so einige der "Jäger" über eine Speiseleitung aus Washington D.C. geschehen. Die amerikanische Fernmeldebehöre FCC hat bisher jeglichen Kommentar zu Zahlensendungen und mögliche in Frage kommende Sendestellen auf amerikanischem Boden verweigert.
Auf der Grundlage eines Dossiers des polnischen Innenministeriums über den Kalten Krieg konnten die Sender DCF37 (einstmals täglich auf 3370 kHz zu hören) und DFD21 (bis in die 1990er Jahre täglich aktiv auf 4010 kHz) als Westdeutsche Zahlensender bestätigt werden. Sie waren dem Dossier zufolge bereits seit den 1950er Jahr auf Sendung.[11]
Übertragungstechnik
Um den Eigenarten der Kurzwelle entsprechend begegnen zu können dürften die meisten Zahlensender mit leistungsstarken Sendern betrieben werden. Die effektive Sendeleistung wird von vielen Beobachtern mit etwa zehn bis 100 Kilowatt geschätzt. Diese Werte sind nicht belegt sondern fußen auf den Erfahrungen von Zahlensenderhörern, die selbst als Funkamateur tätig sind. Damit dürften die Zahlen-Sender zu den stärksten im Kreis der Utility-Dienste zählen. Zum Vergleich: Die Küstenfunkstelle Vardø Radio gibt auf einer QSL-Karte die Sendeleistung für 2187,5 kHz (DSC) mit lediglich 500 Watt an.
Während des Kalten Krieges gab es mehrere Hinweise, dass die UdSSR 500-kW-Sendeanlagen östlich des Urals verwendete, um Agenten in Westeuropa, Nordafrika und womöglich in Nordamerika zu erreichen. Viele Funkamateure haben durch Peilung in besagten Erdteilen vermutete sowjetische Zahlensender in den Osten des Uralgebirges zurückverfolgen können. In Teilen der technischen Literatur der UdSSR wird darauf verwiesen, dass sowjetische Funktechniker gegen Ende der 1960er Jahre auf dem Gebiet der HRS-8/8/1-Direkthochfrequenzantennen Pionierarbeit geleistet haben. So ist es denkbar, dass die Senderstärken in den 1980er Jahren niedriger lagen (um die 100 kW). Ein definitiver Beweis ist nicht möglich, da exakte Antennendaten nicht bekannt sind.
Amplitudenmodulierte Sender mit variablen Frequenzen der Leistungsklasse C sind die Arbeitstiere in der Welt der Kurzwellenübertragung, somit wohl auch der Zahlensender. Spektralanalysen zeigten auch, dass Zahlensender versteckt Data-bursts, RTTY-modulierte Informationsträger und andere, unübliche Übertragungsmittel wie polyphone Töne verwenden[12]. Während des Kalten Krieges wurden als Beispiel per RTTY in kommerziellen US-Radiosendungen Nachrichten verschickt.[13] Da allgemein bei Rundfunksendern auf Kurzwelle vermehrt über eine sogenannte „zweite Ebene“ hinter den gesprochenen Nachrichten berichtet wird (RTTY, Data-burst, usw.), vermutet man, dass man mit Hilfe solcher Übertragung parallel mehrere Empfänger, vielleicht sogar mehrere Operationen mit Informationen versorgt[14].
Für Spione „hinter feindlichen Linien“ sind die gesprochenen Übertragungen die nach wie vor am besten geeigneten, da es einfacher und unauffälliger ist, ein Kurzwellenradio mit sich zu führen, als hochtechnische Ausrüstung zur Auswertung komplexer Datenpakete. Diplomatische Vertretungen (Botschaften oder Konsulate), Flugzeuge und Schiffe haben bekanntlich sehr komplexe und effiziente Ausrüstungen, um solche Datenpakete aus der Heimat empfangen und auswerten zu können. In diesen Paketen können sich aus der technischen Möglichkeit heraus Fotos, Dokumente und andere komplexe Berichte befinden (siehe Steganographie sowie Verdeckter Kanal). Bekannt ist unter anderem, dass bereits Ende der 1970er in modifizierten Sony Empfängern mit LC-Anzeigen die empfangenen digital gesendeten Nachrichten angezeigt wurden. Dank moderner IT lassen sich solche Nachrichten per handelsüblichen Kurzwellenempfänger auch auf einem Smartphone darstellen. Die Übertragung vom Lautsprecher des Radios über das Mikrofon des Smartphones ist ausreichend für eine sichere Dekodierung.
In aller Regel ist es heute gängige Praxis, dass „digitale Sprecher“ die Zahlenreihen "vorlesen". Erste „automatische“ Sprecherinnen und Sprecher wurden mit mehrspuligen Bandmaschinen realisiert, ähnlich dem Prinzip des Mellotrons. Eine Sprecherin oder Sprecher besprach einzelne kurze Bänder, die mit hohen Geschwindigkeiten liefen, mit den jeweiligen Zahlen und Signalwörtern (z. B. „Achtung“ oder „Oblique“). Die hohe Aufnahme- bzw. Abspielgeschwindigkeit sorgte für eine bessere Sprachqualität, so dass die einzelnen Ziffern und Wörter auch bei schwierigen HF-Bedingungen gut verständlich blieben. Zum Abspielen kamen dann steuerbare Bandmaschinen mit mehr als zehn einzelnen Bandspulen zum Einsatz, die teilweise per Lochkarte oder Lochstreifen gesteuert werden konnten. Zum „Vorlesen“ der jeweils vorgegebenen Zahl spielte das jeweilige Band kurz ab bevor unmittelbar das nächste Band die nächste Ziffer abspielte. Diese Technik war sehr aufwändig und bedurfte hochwertiger Spezialtonbänder, die den harten mechanischen Belastungen lange standhielten.
Mit der Einführung der integrierten Schaltungen auf kleinen Bauteilen wurde es schlussendlich möglich, Sprache digital aufzuzeichnen und entsprechend wieder abspielbar zu machen. Erste synthetische bzw. gesampelte Sprecherinnen bzw. Sprecher wurden erstmals Ende der 1970er Jahre geloggt. In den 1980er Jahren stellten dann fast alle Zahlensenderbetreiber auf „digitale Sprecher“ um. Heute sind fast gar keine live eingesprochenen Zahlen mehr aktiv – einzige Ausnahme ist E17z, wo ab und zu, bei Sendungen außer der Reihe, eine Live-Sprecherin eingesetzt wird.
Formate
Hinweis: Siehe auch -> Format von Zahlensendungen |
Zahlensender übertragen je nach Station in einem unterschiedlichen Format. Darunter ist die logische- und chronologische Aufbereitung einer jeweiligen Sendung zu verstehen. Sie umfasst die Anteile Ankündigung, Präambel, Nachricht und Ende. Viele Zahlensender verzichten jedoch auf eine Ankündigung.
Die Ankündigung war zumeist ein akustisches Signal in Form von Musik oder Tonfolgen. Sie diente in Zeiten von analogen Empfängern mit Skalenanzeige dem Auffinden der aktuell verwendeten Sendefrequenz. Manche der Zahlensender wurden anhand der charakteristischen "Ankündigung" mit einem Alias versehen (z. B. Swedish Rhapsody oder The Gong Station").
Die Präambel, welche ebenso ausschlaggebend für den Spitznamen der Station ist, beinhaltet eine Art Identifizierung, entweder für sich selbst oder für den Empfänger. Das können Zahlen sein, phonetisches Alphabet, Codenamen (z.B. „Charlie India Oscar“, „250 250 250“) oder charakteristische Phrasen (z.B. „¡Atención!“, „1234567890“). Manchmal, wie im Falle der israelischen „Phonetic Alphabet Stations“ (E10), wird in der Präambel ein Betreff oder der Grad der Wichtigkeit der Nachricht angedeutet (als Phantasiebeispiel: „Charlie India Oscar-2“ bedeutet, dass keine neuen Nachrichten vorliegen). Meist wird ein solcher „Vorspann“ einige Zeit wiederholt, bevor die eigentliche Nachricht folgt.
Für gewöhnlich wird die Anzahl der Zeichengruppen bekanntgegeben. Bei fast allen bekannten Zahlensendern bestehen diese Gruppen aus Fünferketten (phonetisch ausgesprochen), die oft wiederholt werden; entweder unmittelbar nach der jeweiligen Gruppe oder insgesamt nach dem Ende der gesamten Nachricht.
Einige Stationen senden mehr als eine Mitteilung pro Übertragung. In diesem Fall wird der gesamte Prozess so oft wiederholt, bis alle Mitteilungen übertragen wurden.
Am Ende jeder Übertragung meldet sich die Station auf eine charakteristische Art und Weise ab. Gewöhnlich wird eine Form des Wortes „Ende“ gewählt, passend zu der jeweiligen Sprache, in der gesendet wurde (z. B. „End of message, End of transmission“, „Ende“, „fini“, „final“, „konec“). Manche Stationen, speziell jene aus der früheren Sowjetunion, enden mit mehreren Nullen, z.B. „000 000“. Einige der inzwischen inaktiven Zahlensender verwendeten Ende neben den genannten Signalwörtern auch noch Musik oder eine Wiederholung des Signals aus der Ankündigung (G03, G08). Bei den heute verfügbaren portablen Empfängern (Weltempfänger) hat die Digitalanzeige die analogen Skalen verdrängt. Dies macht die Ankündigung überflüssig.
Zahlensender als Störer (oder anderer Titel)
Da sich Zahlensender die Kurzwelle mit anderen Funkdiensten teilen müssen kann es immer wieder zu „Überschneidungen“ bei der Nutzung von Frequenzen kommen. Oftmals „verstecken“ sich die Zahlensender knapp oder- und unterhalb von Rundfunkbändern, nicht selten tauchen sie sogar zwischen zwei Rundfunkstationen auf. Je nach Empfangsgebiet kann das den Empfang der Zahlenbotschaft massiv erschweren. Es wurden sogar Fälle beobachtet, bei denen zwei und sogar drei Zahlensender die gleiche Frequenz belegten.
Interferenzen mit Rundfunksendern
- Der nordkoreanische Propagandasender Voice of Korea begann 2006 auf einer Frequenz des Lincolnshire Poachers E03 zu senden; auf 11545 kHz.[15] Da der Lincolnshire Poacher für gewöhnlich parallel auf drei verschiedenen Frequenzen sendet, kann man nicht von einem ernsthaften Störversuch sprechen. Das vermutete Zielgebiet dieses Zahlensenders ist der Mittlere Osten, nicht der Ferne Osten. Dieser wurde angeblich von der Schwesterstation des Lincolnshire Poachers versorgt, die den Spitznamen "Cherry Picker" oder "Cherry Ripe" E03a trägt.
- Ein Zahlensender des westdeutschen BND mit der Kennung „Hotel Kilo“ G16[16] sendete auf 9450 kHz und kollidierte dabei mit Radio Moskau.[17]
- Der Kurzwellensender Radio Africa, welcher als Independent Voice of Zimbabwe aus Meyerton in Südafrika auf 4880 kHz sendete, konkurrierte mit der Mossad-Station E10 „ULX“.[18]
- Der religiöse Sender WYFR mit Heimat in Okeechobee, Florida sendete zeitgleich mit dem kubanischen Zahlensender „V02“ auf der Frequenz 6855 kHz. Dies passiert öfter und war wohl auch von Kuba aus bewusst so eingerichtet worden. [19]
- Radio Ukraine International benutzt die Frequenz 9950 kHz im 31-Meter-Band. Am 22. November 2007 um 16:10 UTC konnte man hier den starken russischen Zahlensender S06 hören, mit einem „call up“ für „425“.[20]
- Am 1. September 2009 wurde Radio Ukraine International erneut massiv auf 9950 kHz durch den Zahlensender S06 gestört. Der Zahlensender war zeitweise stärker als der Radiosender auf seiner offiziellen Frequenz.
Interferenzen mit Funkamateuren
- Am 27. September 2006 wurde eine Amateursendung im 30-Meter-Band durch den Zahlensender E07 „Russian Man“ um 17:40 UTC gestört.[21]
- Der aus der Ukraine sendende S06s stört vier Monate im Jahr massiv im 15-Meter-Band der Funkamateure auf 14270,0 kHz, jeweils am Mittwochmorgen.
Interferenzen mit anderen Utility-Diensten
- Der israelische Mossad E10 störte regelmäßig mit seiner kennzeichnung CIO auf 12950,0 kHz einen Arbeitskanal von DHJ59 (Marine Wilhelmshaven), so dass die Funker keine Schiffe mehr aus dem Bereich Mittelmeer und Indischer Ozean auf dieser Frequenz arbeiten konnten.
- Der „English Man“ E07 fällt mit seinem oberen Seitenband jeweils einen Monat im Jahr stark in die Frequenz der RAF VOLMET 5450,0 kHz ein.
Jammingversuche
Zahlensender waren und sind oft das Ziel von Störsendern, sogenannten Jammern. Zum Beispiel:
- E10 YHF wurde von der mysteriösen „Chinese Music Station“ gestört.[22] Dieser Störsender wird auch Chinese Firedrake Jammer genannt und im Golf von Tonkin auf Hainan vermutet, einem Teil der Volksrepublik China.[23]
- E03 Lincolnshire Poacher war Anfang der 1990er Ziel eines „bubble“- bzw. „warble“-Jammers.[24]
- E05 "Cynthia" war ebenfalls Ziel dieses Störsenders.[25]
Klassifizierung
Hinweis: Siehe auch ->Playground:Klassifizierung von Zahlensendern |
Neben den vielen Spitznamen der Zahlensender-Jäger hat die ENIGMA-Gruppe ein eigenes Klassifikationssystem aufgestellt, um die einzelnen Zahlensender und ihre „Familien“ besser unterscheiden und damit beobachten zu können. Die Kennzeichnungen bestehen aus einem Buchstaben, der die Sprache oder der gesendeten Nachrichten kennzeichnet, sowie eine daran anschließende Ordnungsnummer.
Die Buchstaben bedeuten:
- E - Station sendet in englischer Sprache.
- G - die Station sendet in deutscher Sprache.
- S - die Station sendet in einer slawischen Sprache.
- V - die Station sendet in einer anderen Sprache (meist Spanisch oder Arabisch).
- M - die Station sendet Morsecode.
- X - die Station sendet etwas völlig anderes, z. B. polyphone Töne oder unidentifizierbare Geräusche und Tonfolgen.
- T - die Station sendet in einer bislang unbekannten Sprache (wurde nur äußerst selten verwendet)
Beispiele: E-Null-drei oder E03 ist der „Lincolnshire Poacher“, V02 ist der kubanische „¡Atención!“, G12 war der vermutlich österreichische Zahlensender „N N N“. Die „neueste“ Station ist der unidentifizierte Sender E27, welcher Ende 2006 und Anfang 2007 zu empfangen war.
Manche Stationen werden auch nachträglich als kein Zahlensender identifiziert. So geschehen bei E22, welcher zu jeder vollen Stunde alle vier Minuten „This is Mike Hotel 8“ übertragen hat. Wie sich herausstellte, handelt es sich hierbei um eine Testübertragung des indischen Rundfunksenders All India Radio.
Neufassung
Die Klassifizierung durch die ENIGMA- / ENIGMA2000-Gruppe ist bereits sehr präzise. Aber es gibt einige logische Fehler in dieser Systematik. So ist beispielsweise nicht definiert, welche Art der "Variation" eine Ergäzung um einen bestimmten Buchstaben (Suffix) notwendig macht. Stellvertretend sei hier E11 erwähnt:
- Bei einer Null-Message wird die Station als E11 bezeichnet
- Wird eine Nachricht übermittelt ist die Station als E11a zu kennzeichnen
Im Gegensatz dazu liegt der Unterschied zwischen S11 und S11a bereits in einer sprachlichen Änderung (Cherta (S11a) statt Presta (S11)).
Außerdem lässt das aktuelle Nomenklatur-System nur Deutsch (G), Englisch (E) und Slawisch (S) als direkte Sprachidentifikation zu. Spanisch, Französisch oder gar Chinesisch werden unter V zusammengefasst. Es kann also weder nach einer der drei genannten Sprachen noch nach Koreanisch, Portugiesisch oder Italienisch und anderen Sprachen klassifiziert werden.
Die Problemstellung ist, dass die Führung von E2K nicht bereit ist, das eigene System zu überdenken. Eine Konkurrenz gestaltet sich also schwierig, zumal damit zukünftig möglichen Kooperationen das Wasser vorzeitig abgegraben wird.
Es bedarf also einigen Diskussionen, zunächst innerhalb des Forums, als auch später möglicherweise mit der ENIGMA2000-Gruppe, ob es zu einer Überarbeitung der Nomenklatur kommt und wie diese aussehen könnte.
(tiNG:) Weitere "Kapitel" könnten sein:
ATTENCION-Zwischenfall
Sollten wir den noch mit rein nehmen?
- Nööö! --Zahlenhörer (Diskussion) 11:16, 1. Apr. 2018 (CEST)
- Oki, dann lasse ich das weg... ^^ tiNG
Die Seite der Zahlensender-Hörer: ENIGMA, ENIGMA 2000, Formate Klassifizierung
Der Rote Faden muss sein: Ja, Zahlensender sind von und für SPIONE! Bestätigt wurden
a) ... durch XYZ
b) ... durch ABC
c) ... durch KLM
Da müssen wir echt aufpassen, sonst vertüddern wir uns da total.
--CUT--
Beginn Altfassung
Siehe auch
- Mehr zu Zahlensendern in unserem Portal:Zahlensender
Literatur
- Claudia Heissenberg: „Achtung: Fünnef, zwo, null, null, Trennung…“ Geheimdienste auf Sendung. Feature. Deutschlandfunk, 16. September 2003. Online-Version (Link auf der Seite ganz oben führt zur Audio-Version.)
- Patrick Woods auf netzwelt.de: Agentenfunk - James Bond liegt in der Luft. 2. September 2007.
Weblinks
- Klangbeispiel auf Wikipedia
- Beitrag mit Beispielen
- Shortwave Espionage (engl.)
- Audio-Files des Conet Project auf archive.org (engl.) (2. Archiv)
- Feature über Zahlensender
- Bundesblog vom 25. August 2010: Russischer Nummersender "UZB-76" sendet wieder! (Archiv)
- Frequenzen und deren Nutzung (Archiv)
- Number Stations lecture Delft University of Technology - Feb 8 2011
Einzelnachweise
- ↑ The Shortwave And the Calling: For Akin Fernandez, Cryptic Messages Became Music To His Ears. In: The Washington Post. 3. August 2004.
- ↑ Wallace, Robert; Melton, H. Keit (2008). Spycraft: The Secret History of the CIA's Spytechs, from Communism to al-Qaeda.
- ↑ „Photos of Soviet Embassy Antenna Farms“
- ↑ PRIYOM.ORG: CZECH INTEL CONFIRMS IT USED TO RUN A NUMBERS STATION, 04.03.2014, abgerufen am 05.04.2018
- ↑ Priyom Releases a Top Secret Document about Numbers, 17.06.2014, abgerufen am 05.04.2018
- ↑ Swedish Security Service Tells us about their Numbers Stations Experience 24.01.2015, abgerufen am 05.04.2018
- ↑ Lyssna på ett hemligt telegram (Übersetzung: Lausche dem geheimen Telegram), Webseite des schwedischen Sicherheitsdienstes, 23.01.2015, abgerufen am 05.04.2018
- ↑ N&O Ausgabe 190, Seite 2, abgerufen am 05.04.2018
- ↑ N&O Ausgabe 200, Seite 3ff, abgerufen am 05.04.2018
- ↑ (Smolinski: Final Project.doc reported by Mays] (nicht online verfügbar!)
- ↑ Bury, Jan (October 2007). "From the Archives: The U.S. and West German Agent Radio Ciphers"
- ↑ Donald W. Schimmel: The Underground Frequency Guide: A Directory of Unusual, Illegal, and Covert Radio Communications. (3rd ed.) [Solana Beach, CA: High Text Publications, Inc., 1994], pp. 27–28.
- ↑ Barry W. Collins, W4TLV: The day the U.S. Army invaded W4TLV. QST, pp. 48–49 (Juli 1997)
- ↑ Fifteenth edition of the N&O column / Spooks newsletter: Voice stations: Hans-Friedrich's monthly G04 analysis.
- ↑ The Voice of Korea in early 06 changed one of its frequencies to 11545 kHz
- ↑ [1] (Windows Media Audio, 169 kB)
- ↑ [2] (Windows Media Audio, 165 kB)
- ↑ [3] (Windows Media Video, 4,4 MB)
- ↑ [4] (Windows Media Video, 5,1 MB)
- ↑ [5] (Windows Media Video, 47,5 MB)
- ↑ E7 Russian man interferes with legitimate radio amateur Morse transmissions on 10116 kHz
- ↑ [6] (Windows Media Audio, 362 kB)
- ↑ PDF bei www.iarums-r1.org
- ↑ [7] (Windows Media Audio, 307 kB)
- ↑ [8] (Windows Media Audio, 453 kB)
Quelle: Wikipedia! Der Artikel Zahlensender ist in ähnlicher Form auch bei WikipediaW unter https://de.wikipedia.org/wiki/Zahlensender zu finden. |
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